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Die neuen IMO-Richtlinien in den SECA (Sulphur Emission Controlled Area)-Gebieten der Nord- und Ostsee werden nach Expertenansicht die[ds_preview] Wettbewerbsbedingungen insbesondere für Shortsea- und Fährverkehre verändern. Damit ergibt sich auch Einfluss auf die multimodalen Transportketten. Das war eine der Kernaussagen auf den vom spc (ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Center) ausgerichteten ersten Shortsea Shipping Days in Lübeck. Insgesamt nahmen 250 Branchenexperten an der Veranstaltung teil und diskutierten über die Herausforderungen für die Schifffahrt.

Ein wichtiger Faktor für den Kunden sei der Transportpreis, so Marco Lütz, Geschäftsführer Bruhn Spedition. Klienten würden sich schnell nach preisgünstigeren Alternativen umsehen. Frank C. Firnkes, Senior Counsellor Global Logistics K+S brachte es auf den Punkt: »Die Verlader werden wegen grüner Transporte nicht mehr Geld bezahlen.« Hanns Heinrich Conzen, Geschäftsführer TT-Line, fürchtet daher erhebliche Wettbewerbsnachteile für die in SECA-Regionen fahrenden Reedereien. Er übte Kritik, dass die verschärften IMO-Richtlinien nicht für alle europäischen Regionen gelten. Zudem bestünde durch die schärferen Umweltbestimmungen die Gefahr, dass sich Transporte auf Straße oder Schiene verlagern könnten, da viele Reedereien bereits angekündigt haben, einen SECA-Aufschlag zu erheben.

Jürgen Helten, Imperial Shipping Service, sieht dennoch großes Potenzial für die Schifffahrt und trimodale Verkehre. Allerdings müssten sich einige Rahmenbedingungen verändern. Explizit nannte er die Erhöhung der Umschlagfrequenzen und die Flexibilisierung von Arbeitszeiten in den Häfen, speziell in Binnenhäfen. Gerd Deimel, Lanxess Deutschland und Vorsitzender des Deutschen Seeverladerkomitees, sieht in der Infrastruktur der Häfen die größte Problematik. Die Multimodalität eines Hafens müsse gegeben sein und es dürfe keine Engpässe geben. Ferner gelte es, Zuverlässigkeit zu gewährleisten und die Waren schnell ins Hinterland zu transportieren.

Sebastian Jürgens, Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG), und auch Deimel forderte eine bessere Abstimmung zwischen Häfen, Reedereien und Terminals. Chancen für die Schifffahrt sehen die Experten insbesondere beim Transport großer und schwerer Projektladung. Gegenüber der Straße sei das Schiff im Vorteil, da Lkw-Transporte aufgrund ihres Gewichts teilweise Straßen und Brücken nicht passieren dürften, so die einhellige Meinung der Experten.

Einigkeit herrschte auch beim Thema Infrastruktur. Hier gelte die Devise »Erhalt vor Ausbau«. Zudem solle in Zukunft in Wirtschaftsräumen gedacht werden. Heinrich Ahlers, Geschäftsführer Buss Port Logistics, wünscht sich bezüglich anstehender Ausbaumaßnahmen ein klares Bekenntnis der Politik, entweder dafür oder auch dagegen. Ein »Jein« helfe nicht weiter.

Zudem wollen die verschiedenen deutschen Häfen künftig wieder stärker an einem Strang ziehen. Zwar gibt es verschiedene Standorte, aber durchaus übereinstimmende Interessen. Lübeck hat beispielsweise ebenso Interesse an der Y-Trasse, wie Hamburg, Bremerhaven oder Wilhelmshaven. Ganz wichtig für die deutschen Häfen sei zudem der Ausbau der Autobahn A20 inklusive der Elbquerung, hieß es.
TWG