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Zu den möglichen Offshore-Techniken zur Energiegewinnung werden verstärkt auch Gezeitenturbinen gezählt. Eines der aktiven Unternehmen ist die Schottel-Gruppe, die ein Augenmerk auf die Gewässer um Kanada legt


Black Rock Tidal Power Inc. (BRTP), ein kanadisches Tochterunternehmen der Gruppe, hat kürzlich einen Testplatz zur Gezeitenenergiegewinnung in der kanadischen[ds_preview] Bay of Fundy gewonnen. BRTP installiert in der für ihren hohen Tidenhub bekannten Bucht eine Energiegewinnungsanlage mit Schottel Gezeitenturbinen (STG), montiert an einer Triton Plattform. Die Plattform entwickelte das Unternehmen TidalStream Ltd., an dem Schottel Anteile hält.

Um die Aktivitäten in diesem Bereich noch weiter zu verstärken, wurde jetzt das neue Tochterunternehmen Schottel Hydro gegründet. Es vereint die Aktivitäten in der Energiegewinnung aus Gezeiten- und Flussströmungen und konzentriert sich auf drei Geschäftsfelder: hydrokinetische Turbinen, halbgetauchte Plattformen und Komponenten wie Turbinennaben und –getriebe. Gemeinsam mit TidalStram bietet Schottel Hydro die Triton-Plattform an, die eine effektive Nutzung von Strömungsenergie in Wassertiefen bis zu 90 Metern ermögichen und bis zu 10MW in einer Installation generieren. »Gezeitenenergie wird in Zukunft eine große Rolle spielen. Mit unseren Turbinen ermöglichen wir ihre kostengünstige Gewinnung«, sagt Schottel-Sprecher Niels Lange.

Die Anlage in Kanada nimmt ihren Betrieb im Frühjahr 2016 auf, zunächst ausgestattet mit 16 STG-Turbinen, die 1,1MW Energie erzeugen. Bereits 2017 plant BRTP die Turbinenanzahl auf 36 und dadurch die Leistung auf 2,5MW zu erweitern. Die wirtschaftlichen Aspekte spielen bei den Plänen eine wichtige Rolle: So soll gewonnene Energie laut Schottel in das nordamerikanische Stromnetz eingespeist werden. Dadurch amortisiere sie sich, heißt es. Die Plattform ist mit einem Schwerkraftfundament, Bohrpfahl oder anderen Fundamentlösungen am Meeresboden befestigt. Mit einem Fixpunktdrehgelenk richtet sich die Plattform automatisch nach der Wasserströmung aus. Zwei Rümpfe (spar buoys) machen die Anlage schwimmfähig und dienen als Befestigung einer variablen Anzahl von Querträgern (cross arms), an denen die Turbinen montiert sind. Sie durchstoßen die Wasseroberfläche und können jederzeit zur Wartung von Elektrik und Kontrollsystemen betreten werden. Die Turbinen werden an Querverstrebungen in optimaler Wassertiefe positioniert, fern der langsam strömenden Wasserschichten über dem Meeresboden einerseits und der unruhigen Wasseroberfläche andererseits. Eine weitere Testanlage wurde bereits vor der Isle of Wight in Betrieb genommen. Designer und Betreiber der PLAT-O-Plattform ist das britische Unternehmen SME (Sustainable Marine Energy). Darüber hinaus kommen STG-Turbinen bei unterschiedlichen Pilotprojekten in Nordirland und in Kanada zum Einsatz.

Die PLAT-O Plattform von SME wird mit einem straff gespannten Verankerungssystem komplett getaucht. »Die Vielfalt der Projekte, ihrer Auftraggeber und Unterstützer aus Privatwirtschaft und Politik zeigt, dass unsere Gezeitenturbinen flexibel einsetzbar sind«, so Lange. Die STG-Turbine wird als Leichtgewicht und »gleichzeitig robust« beschrieben. Gegenüber herkömmlichen Gezeitenturbinen weise sie mit ihrer geringen Größe ein optimiertes Verhältnis zwischen produzierter Energie und Materialeinsatz auf.

Abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit erzeugt eine Turbine mit einem Durchmesser zwischen fünf und drei Metern zwischen 54 und 70kW, die direkt ins Stromnetz eingespeist werden. Mit Hilfe eines modularen Ansatzes soll sich das Energievolumen durch die Installation mehrerer Turbinen problemlos steigern lassen. Jede Turbine ist mit einem Frequenzumrichter verbunden, der die Energie in einen Gleichstrom-Bus auf der Plattform leitet. Für die STG-Turbinen sieht Schottel verschiedene Einsatzmöglichkeiten zur Energiegewinnung aus Gezeiten- und Strömungsbewegungen: in Flüssen, Meerengen, Offshore, montiert an Stegen, freischwimmenden oder getauchten Plattformen. Auch die Wartung der Turbinen gestaltet sich den Angaben zufolge einfach: »Lässt man das Wasser in den Spar Buoys ab, schwimmen diese auf und die Turbinen können an der Wasseroberfläche leicht gewartet, oder sogar vor Ort ausgewechselt werden.«