Print Friendly, PDF & Email

Vor neun Monaten startete das Projekt »Service Point Kiel Canal«.

Die Verantwortlichen sind nicht unzufrieden. Sie sehen aber auch noch Verbesserungsbedarf bei der Außendarstellung.
Insgesamt 20 Unternehmen kooperieren im Rahmen des Reparatur- und Wartungsprojekts »SPKC«. Mittels einer webbasierten Plattform bieten sie Reedereien Dienstleistungen für[ds_preview] die Zeit am oder im Nord-Ostsee-Kanal (NOK) an. Über Auswahlmenüs kann der Kunde prüfen, ob eines der SPKC-Mitglieder spezifischen Service anbietet und eine entsprechende Anfrage direkt stellen.

Möglich ist dabei eine Lieferung bzw. Serviceleistung während der Passage, während der Schleusung in Kiel-Holtenau und Brunsbüttel oder in den angrenzenden Häfen. Die Praxis der ersten Monate zeigt einen gewissen Trend: »Die bisherigen Maßnahmen sind überwiegend Lieferungen von Ersatzteilen an Bord in den Schleusen«, sagt Volker Behrens, Vorstand des SPKC und Geschäftsführer bei Hydraulik Marine Systems GmbH. Wartungsarbeiten während der Kanalpassage wurden seinen Angaben zufolge bisher nur »in sehr geringer Zahl ausgeführt«.

Die Verantwortlichen sind mit der bisherigen Entwicklung zwar einerseits zufrieden. Allerdings sehen sie auch noch Handlungsbedarf, um den Bekanntheitsgrad des Angebots und die Möglichkeiten der Webplattform zu steigern. Bis Ende Oktober griffen Reedereien knapp 15 Mal auf das Angebot zurück. »Die Bündelung der Bestellung von Dienstleistungen über ein Portal ist noch zu unbekannt, vielleicht auch zu innovativ«, so Behrens weiter. Die Plattform soll künftig als eines der zentralen Servicetools für kanalpassierende Schiffe etabliert werden. Dafür ist es für den Vorstand unter anderem auch nötig, die Mitgliederzahl zu erhöhen. Das Engagement der aktuellen Mitglieder bewertet er als positiv, da sich jedes Unternehmen aktiv einbringe. Auf dem Markt bedürfe es jedoch noch »Basisarbeit« in der Erläuterung der Effizienz-Vorteile. »Die Zielgruppe der Reedereien, Charterer und Schiffsbetreiber hat das Potenzial der Webplattform leider noch nicht für sich entdeckt«, sagt Behrens.

Als wesentlichen Vorteil bezeichnet er die Kombination von Servicearbeiten mit dem ununterbrochenen Schiffsbetrieb. Der Betreiber verliert durch andernfalls nötige Liegezeiten kein Geld. Es können über das Portal auch mehrere Dienstleistungen parallel bestellt werden. Einmal in der Schleuse angekommen, können so mehrere Monteure an Bord gehen. Man decke bereits eine große Zahl an Schiffssystemen ab, für die Dienstleistungen fällig werden können, heißt es beim SPKC.

In Abstimmung mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt wurden mittlerweile Standardprozeduren für das Anbord- bzw. Vonbordkommen von Personen und Material entwickelt. Das Personal geht nach den Planungen der Verantwortlichen in der Regel beim Einschleusen an Bord und führt während der Passage Wartungs-, Reparatur- oder Vorabinspektionen durch. Verschleiß- oder Ersatzteile werden bereits mitgeführt. Die Mitarbeiter gehen schließlich entweder beim Ausschleusen wieder von Bord oder bleiben noch bei Bedarf bis zum nächsten Hafen auf dem Schiff. Arbeiten in Wartepositionen können entsprechend nach Erreichen der Liegeposition sofort begonnen worden. Das Portal soll dabei eine entsprechende Vorausplanung ermöglichen, um größere Verzögerungen zu vermeiden.

Ein wichtiger Aspekt dabei ist die genaue Klärung des Leistungsumfangs, wie Katrin Birr von der Werft Gebr. Friedrich und der dazugehörigen Gebr. Friedrich Industrie- und Elektrotechnik betont: »Häufig kommt ein Techniker an Bord und kann erst vor Ort das konkrete Problem erkennen. Dementsprechend kommt es vor, dass während der ersten Kanalpassage das Bauteil beispielsweise ausgebaut und mit an Land genommen wird und während einer der folgenden Passagen ein entsprechender Einbau des instandgesetzten Teils erfolgt oder die georderten Ersatzteile geliefert werden«. Feederschiffe sind ein für den NOK typisches Beispiel. Ein gutes Netzwerk ist für Birr an dieser Stelle von großer Bedeutung für die Fragen: Wer macht was und wie? Welche Zusatzleistungen können von wem erbracht werden?

Auch nach Ansicht der Verantwortlichen von Gebr. Friedrich ist das Projekt SPKC zwar gut angelaufen, könnte jedoch in der Branche noch stärker wahrgenommen werden. Ein Beispiel-Auftrag war die Lieferung eines neuen Generators direkt im NOK für den Tanker »Almerode«. Die Werft stellte anschließend darüber hinaus für die anfallenden Fundamentierungsarbeiten einen Liegeplatz zur Verfügung. »Es ist aber von hoher Bedeutung, dass der Bekanntheitsgrad weiter ansteigt, um das Netzwerk noch effektiver anbieten zu können«, so Birr, unter anderem, weil die Erfahrung zeige, dass Kunden zunehmend Paketlösungen wünschen. Herausforderungen sieht sie noch bei der Bereitstellung der Infrastruktur: »Häufig mangelt es beispielsweise an fest installierten Kränen, so dass auf mobile Anlagen oder Teleskopstapler zurückgegriffen wird. Dementsprechend ist der Organisationsaufwand hoch.«

Auch von den Kunden könnte noch einiges getan werden. Denn mit regelmäßigen Kontrollen kann das Risiko von Schäden reduziert werden. »Diese vorbeugenden Maßnahmen lassen sich perfekt im Rahmen der NOK-Passage durchführen, so dass die Reeder keinen Zeitverlust zu befürchten haben. Leider fehlt an dieser Stelle die Bereitschaft vieler Kunden, diese vorbeugenden Instandsetzungsmaßnahmen auch durchführen zu lassen«, so Birr. Hinzu komme eine nötige »Sensibilisierung an Bord im Bereich Arbeitsschutz«. Die Einhaltung von Regularien und entsprechende bordseitige Vorbereitung, wie bei »Hot Work Permits«, könnte die Planung für Techniker noch effizienter werden lassen.


Michael Meyer