Size matters – finally?

Für nicht wenige Akteure der maritimen Wirtschaft war 2014 von großen Herausforderungen geprägt. So richtig fest daran glauben, dass es[ds_preview] 2015 signifikant besser wird, will man zuweilen noch nicht.

Vor allem in das Reedereisegment könnte aber weitere Bewegung kommen. Nachdem es die Branche nicht geschafft hat, Erleichterungen bei der Umsetzung schärferer Schwefelgrenzwerte in den SECA-Gebieten durchzusetzen, droht die nächste »dicke« Kröte. Auch wenn die Bezeichnung »Damoklesschwert« überspitzt klingen mag, ist die vom Finanzministerium im küstenfernen Berlin geplante Versicherungssteuer auf Pools ein schwerer Brocken. Nach einem bislang gewährten Aufschub ist längst nicht sicher, ob die Behörde ihre Pläne für 2016 wie erhofft zurückzieht. Auf den neuen Präsidenten des Verbands Deutscher Reeder, Alfred Hartmann, wartet eine Menge Arbeit.

Der Leeraner Unternehmer rechnet – ähnlich wie sein Vorgänger – mit Veränderungen in der Struktur der deutschen Reedereilandschaft. Möglicherweise erleben wir im neuen Jahr tatsächlich den oft prognostizierten großen Schwung an Zusammenschlüssen. Nicht wenige Experten glauben daran, dass sich die (erzwungene?) Einsicht »Size matters« nun doch durchsetzt. Ob die großen Konsolidierungsprojekte in der Linienschifffahrt die gewünschten Effekte erzielen, wird mit Spannung beobachtet. Können die Marktführer wie Maersk und MSC in der »2M«-Allianz ihre Ergebnisse entscheidend verbessern? Welche Folgen hat das für Charterreeder? Und wohin führt uns die offenbar wieder anziehende Neubau-Rallye?

»Size matters« gilt allerdings auch für andere maritime Segmente. Die Meldungen über Zusammenschlüsse oder Übernahmen häufen sich – mit zum Teil sehr prominenten Namen.

So forciert der finnische Wärtsilä-Konzern mit der Übernahme vom Elektronik­anbieter L-3 MSI seine Entwicklung vom Motorenbauer zum Systemintegrator. Auch im Schlepper-Bereich passiert derzeit einiges. Boskalis und Kotug gründen mit einem Joint Venture einen europäischen Big Player. Die Niederländer greifen außerdem auf den australischen Markt zu. Titan Salvage und die Maersk-Tochter Svitzer sollen ebenfalls in aussichtsreichen Fusionsgesprächen sein. Ein Ende könnte auch das mittlerweile jahrelange Ringen auf der Ostsee um eine Übernahme der staatseigenen polnischen Fährreederei Polferries finden. Neben der dänischen DFDS will auch Finnlines zum Zuge kommen.

Bereits einiges geschehen ist zuletzt in der Werftbranche. Auf die Übernahmen von STX Turku durch die Meyer Werft und von der FSG durch die norwegische Siem-Gruppe folgt möglicherweise bald ein weiteres Großprojekt. So hat die italienische Fincantieri-Gruppe angeblich ihre Fühler nach dem koreanischen Anteil an STX France ausgestreckt.

Es bleibt also spannend. Von Erwartungen und Hoffnungen sind noch die wenigsten Bilanzen in die Höhe geschossen. Aber die maritime Industrie steht nicht still, der Markt ist in Bewegung. Welche Richtung er einschlägt, muss sich erst noch zeigen.

Weiterentwicklung ist und bleibt auch für die HANSA ein wichtiger Aspekt. Ab sofort bieten wir Ihnen jeden Monat unter der neuen Rubrik »Versicherungen« ein Überblick über aktuelle Trends sowie Kennzahlen aus der maritimen Versicherungsbranche – mit Berichten, analysen, News, Personalien und aktuellen Havarien (ab Seite 16).

Viel Spaß beim Lesen wünscht


Michael Meyer