Der Nabu hat mal wieder die Schifffahrt aufs Korn genommen. Sie bleibt aus Sicht der Umweltschützer zu schmutzig, auch mit[ds_preview] Scrubbern. Ja, was denn nun? Tatsache ist, dass in den zu Jahresbeginn eingeführten ECA-Schutzzonen die neuen Abgas-Grenzwerte eingehalten werden, die Emissionen also deutlich reduziert wurden. Langt nicht? Das klingt so, als wäre schon vor 100 Jahren, als der Diesel seinen Siegeszug begann, gleich auch noch die Einführung von Katalysator und Rußpartikel eingefordert worden.
Die Kritik richtet sich gegen die weitere Verwendung von Schweröl. Die Abgaswäscher sind auch in der Schifffahrt nicht unumstritten und vermutlich (noch) nicht der technischen Weisheit letzter Schluss. Aber sie sind ein probates und legitimes Mittel, die Vorgaben zu erfüllen, ohne ausschließlich den wesentlich teureren Marine-Diesel verwenden zu müssen.
Dass der technologische Wandel vielleicht langsamer erfolgt, als von den Einen im Vorfeld erhofft und von den Anderen befürchtet, liegt nicht an einer vermeintlich unausgereiften Technik oder einem grundsätzlich Unwillen der Reeder, ihre Öko-Bilanz zu verbessern, sondern schlicht am niedrigen Ölpreis und den dadurch derzeit niedrigen Bunkerkosten. Kein unbekanntes Phänomen.
Altgediente Akteure aus der Schifffahrt erinnern sich noch gut daran, dass auch früher schon fertige Konzepte für einen effizienteren Schiffsbetrieb schnell wieder in der Schublade versenkt wurden, sobald der Preisdruck nachließ. Wer will es daher einer krisengeschüttelten Branche verübeln, dass sie teure Investitionen verschiebt, wenn es in der Kasse gerade wieder ein bisschen klingelt?
Dazu kommt tatsächlich eine Reihe von Unwägbarkeiten, deren Folgen nicht endgültig absehbar sind. Bei den Scrubbern ist es der Umgang mit den Reststoffen, beim künftig verpflichtenden Ballastwasser-Management ist es die teilweise noch ausstehende Zertifizierung entsprechender Systeme, vor allem in den USA. Und bei alternativen Kraftstoffen wie LNG sind es die fehlende Versorgungssicherheit und ungelöste technische Probleme. Auch das nährt Skepsis und Zurückhaltung. Gerry Wang, CEO des inzwischen weltgrößten Trampreeders Seaspan, glaubt nicht einmal daran, dass sich LNG überhaupt jemals in der Containerschifffahrt etablieren könnte.
Trotz Zögern und Zauderns: Auch die Schifffahrt wird sich technologisch weiter entwickeln. Das hat sie immer gemacht. Aber das Marktumfeld und das internationale Regelwerk müssen dazu passen. Dass sich Investments in moderne und effiziente Schiffsdesigns wirtschaftlich lohnen können, zeigt der gerade zu beobachtende signifikante Ratenaufschwung für »Wide-Beam«-Schiffe.
Anstrengungen für einen sparsamen und umweltfreundlichen Schiffsbetrieb wird es auch künftig geben, und sie werden sich auszahlen. Erst recht, wenn die Bunkerkosten wieder deutlich anziehen – so, wie es bislang nach jedem Preisabsturz irgendwann geschehen ist. Daher ist ein Jeder gut beraten, seine Konzepte nicht allzu tief in der Schublade zu vergraben.
Viel Spaß beim weiteren Lesen wünscht
Krischan Förster