Geredet wird immer. Da unterscheidet sich die maritime Welt nicht von anderen Branchen. Sei es über Effizienz, Märkte oder das[ds_preview] große Geld. Nur selten wird dabei allerdings die Politik einbezogen. Doch in einem Fall kommt man ohne deren Unterstützung nicht aus:
In vieler Munde ist zur Zeit mal wieder die Sicherheit auf den Weltmeeren. Keine Frage: Alle Beteiligten setzen darauf und fordern sie ein. Nicht immer genießt das Thema die ganz große Aufmerksamkeit. Derzeit allerdings schon, und zwar in verschiedenen Facetten.
In der Politik hat man für die Flüchtlingsproblematik im Mittelmeer und in Südostasien noch immer kein wirklich adäquates Mittel gefunden. Kollisionsvermeidung und Verkehrssicherheit sind ein Dauerthema. Für Häfen, Schiffe und alle weiteren, immer stärker vernetzten Akteure sehen Experten eine wachsende Bedrohung durch Cyber-Kriminalität.
Zumindest in Deutschland dürfte die Sicherheit bis zum Herbst noch für Diskussionen zwischen Wirtschaft und Politik sorgen. Schließlich steht die nächste Nationale Maritime Konferenz (NMK) an.
Nicht auszuschließen ist, dass in diesem Rahmen auch wieder über Piraterie gesprochen wird. Zum einen laufen zum Jahresende die ersten vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle erteilten Genehmigungen zur Bewachung von deutschen Seeschiffen aus. Es ist alles andere als klar, ob die Unternehmen eine Verlängerung anstreben. In der Sicherheitsbranche wird an der deutschen Regelung und den behördlichen Hürden nämlich durchaus Kritik geübt, so dass dieses Thema auf die Agenda kommen könnte. Selbst wenn man bedenkt, dass sich die Situation vor Ostafrika bekanntlich extrem verbessert. Offenbar sogar so sehr, dass sich die internationalen Marineeinheiten vor Ort auch in der Bekämpfung von Drogenschmuggel betätigen können. Zuletzt konnte so innerhalb weniger Wochen knapp eine Tonne Heroin im Wert von über 600Mio. $ sichergestellt werden.
Zum anderen erlebt die Seeräuberei in Südostasien – nach Jahren relativer Ruhe im Schatten der somalischen Piraten – wieder eine Art Renaissance mit steigenden Überfallzahlen sowie, viel bedeutender, einer Zunahme von eigentlich in dieser Region eher untypischen Schiffsentführungen. Wir gehen in dieser Ausgabe detaillierter auf die Lage ein.
Zuletzt sorgten Attacken auf die »KM Mutiara« und »Orkim Harmony« für Gesprächsstoff. Zwar bleiben die vornehmlich angegriffenen Tanker meist nur so lange in der Hand der Angreifer, bis diese die Ladung umgeleitet haben; und damit weit kürzer als Entführungsopfer im westlichen Indischen Ozean. Dennoch gibt die Entwicklung Anlass zur Sorge. Die »Orkim Harmony« etwa wurde erst eine Woche nach der Entführung wieder gesichtet – weit entfernt in kambodschanischen Gewässern, mit neuem Anstrich und neuem Namen. Klar ist, dass die Staaten der Region ihre Kooperation wieder intensivieren müssen, um der Lage Herr zu werden. Und wenn sie noch so zerstritten über Territorialfragen oder andere vermeintliche Einmischungen in ihre Souveränität sind.
Gesprächsbedarf ist also durchaus vorhanden, allemal zur Sicherheits-Thematik. Bleibt abzuwarten, ob sich daraus zielführende Debatten entwickeln. Der Nationalen Maritimen Konferenz würde es für ihre Wahrnehmung in der Branche ganz sicher gut tun.
Michael Meyer