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Die deutsche Zulieferindustrie für Werften und Schiffbauer steht vor schwierigen Zeiten. Zwar sind die Umsätze im laufenden Jahr noch relativ stabil, doch die Auftragslage ist erstmals seit Jahren wieder rückläufig
Die wichtigste Botschaft der Arbeitsgemeinschaft »Marine Equipment and Systems« im Verband VDMA aber lautet: Trotz Werftenkrise in China und einem[ds_preview] extrem harten Preiskampf in der internationalen Seeschifffahrt können sich die deutschen Schiffbau- und Offshore-Zulieferer behaupten.

Die Branche mit rund 400 Industriebetrieben sorgt hierzulande für 67.000 Arbeitsplätze und erwirtschaftete 2014 einen Jahresumsatz von 11,9Mrd. €, rund 1,7% mehr als im Jahr zuvor. Die Exportquote liegt bei 74% mit Schwerpunkt in den führenden Schiffbaunationen wie China, Korea oder Japan. Grundsätzlich herrscht beim VDMA Optimismus: »Die Schifffahrt lebt vom Handel, und da erwarten wir mittel- und langfristig einen kontinuierlichen Anstieg«, sagt Alexander Nürnberg, Vorstandsvorsitzender des VDMA und Geschäftsführer bei MacGregor/Hatlapa (Uetersen).

Weltweit seien im Vergleich zum Vorjahr (3.066) ein Drittel weniger Schiffe (1.985) bestellt worden. Das treffe mit Verzögerung auch die Zulieferer. In Korea sei das Auftragsvolumen um 11% zurückgegangen, rund 1/3 der in den Boom-Jahren aufgebauten chinesischen Werften sei bereits aufgegeben worden. Mit dem Preissturz für Öl und Gas habe zudem die Offshore-Branche ihre Investitionen drastisch zurückgefahren, außerdem seien allein in Nord- und Südamerika rund 150.000 Jobs abgebaut worden. Damit sind die beiden wichtigsten Geschäftsfelder der deutschen Zuliefererindustrie betroffen.

»Im Auftragseingang sehen wir daher eine geringere Zunahme als in der Vergangenheit«, erklärt Nürnberg. 2013 waren es noch gut 11%, im vergangenen Jahr »nur“ noch 4,3%. Rund 40% der Mitgliedsunternehmen hätten ein Wachstum gemeldet, ein weiteres Drittel dagegen Rückgänge.

Vorsprung durch Innovation

Trotz der leicht eingetrübten Aussichten verbreitete VDMA-Vorstand Martin Johannsmann, Geschäftsführer bei SKF Marine (Hamburg) Optimismus: »Viele Unternehmen sehen diese Entwicklung als Chance, um der Volatilität des Marktes entgegen zu wirken und ihre Marktposition auszubauen.« Daher werde jetzt sogar verstärkt investiert – in neue Produkte und Produktionsanlagen, in Prozesse, modernste IT und auch ins Personal. »Zum Teil handelt es sich um zweistellige Millionenbeträge«, so Johannsmann. Ziel sei es, Produktivität und Flexibilität in den Unternehmen zu steigern und mit innovativen Produkten den technologischen Vorsprung vor der Konkurrenz zu halten.

Nach VDMA-Angaben setzen die deutschen Zulieferer weiter auf Qualität, Verlässlichkeit, langfristige Service-Angebote und einen engen Kundenkontakt, um sich am Markt zu behaupten. Ebenso auf innovative technische Lösungen. Abdichtungen für die auf Kreuzfahrtschiffen verwendeten Flossen-Stabilisatoren nennt er als ein Beispiel aus dem eigenen Haus SKF. Dieser Außenhautverschluss, gemeinsam mit einem Zodiac-Hersteller entwickelt, senke die nötige Antriebsleistung und damit den Kraftstoffverbrauch um 1,6% bis 1,8%. Nach ersten erfolgreichen Tests könne die ganze Kreuzfahrtflotte damit ausgerüstet werden – »das wäre für uns ein riesiger Markt«.

Zweites Beispiel: Spezialdichtungen für Stevenrohre, wie sie durch neue Vorschriften zur Verwendung von Bio-Ölen erforderlich sind. Auch da gebe es ein enormes Potenzial. Gerade in Nischenmärkten in Verbindung mit neuen Umweltanforderungen habe die deutsche Zulieferindustrie allerbeste Chancen.
Krischan Förster