… Gold, während Reden lediglich silbern glänzt, sagt ein altes Sprichwort. Wie das mit Sprichwörtern nun so ist, finden sich ausreichend[ds_preview] Gelegenheiten, auf die sie zutreffen – auch in der Schifffahrt.
Schweigen ist sicher keine Option, wenn sie von politischer Seite gefordert wird – offiziell als »Warnung« verpackt. So gesehen hat sich Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch bei der Präsentation der schwachen Containerumschlag-Bilanz für Deutschlands wichtigsten Hafen wohl keinen Gefallen damit getan, in einer verhältnismäßig emotionalen Rede »dringend« davon abzuraten, »Krisen herbeizureden«, weil das der Konkurrenz in die Hände spiele.
Es ist das gute Recht von Senator Horch, diese Meinung zu haben. Er täte jedoch gut daran zu akzeptieren, dass andere Beobachter eine andere Meinung haben, seien dies Konkurrenten, Beteiligte oder Medien.
Kommt eine gewisse mangelnde Kontinuität hinzu, kann eine solche Warnung schnell verpuffen. Schließlich war der parteilose Politiker mit Wurzeln in der maritimen Wirtschaft auch einer derjenigen, die in besseren Zeiten, etwa noch vor einem Jahr, davon sprachen, dass Hamburg in der »Champions League« der Welthäfen spiele und der Konkurrenz Marktanteile abgenommen habe. Nun heißt es auf einmal, dass es gar nicht um den Konkurrenzgedanken gehe, sondern einzig und allein um die Wirtschaftskraft des Hafens. Allerdings auch nur, um im nächsten Atemzug darauf »hinzuweisen«, dass sich die Konkurrenz zum Schaden Hamburgs stets freue, wenn in dieser Intensität über den Elbhafen diskutiert werde.
Es ist einerseits verständlich, dass gerade in schwierigen Zeiten jeder für sich nach Optimierungen und Lösungswegen sucht. Und es ist ebenso verständlich, dass er dies zunächst »intern« tut, um der Konkurrenz im Zweifel den entscheidenden Schritt voraus zu sein. Aus diesem Vorsprung will schließlich im wahrsten Sinn des Wortes Kapital geschlagen werden. Wie gesagt: einerseits.
Andererseits ist es aber vielleicht auch notwendig, über Schwierigkeiten zu sprechen. Das mag nicht bei allen Beteiligten auf Zuspruch stoßen. In der stark vernetzten maritimen Wirtschaft ist es dennoch wichtig, Verbindungs- und Trennlinien, Optimierungsmöglichkeiten oder spezielle Wettbewerbskonstellationen zu thematisieren. Das ist im Übrigen auch für Senator Horch offenbar kein Problem. So ließ er es sich nicht nehmen, eine »konzertierte Aktion« für Shortsea-Verkehre mit einigen Ostsee-Terminals zu fordern, um gemeinsam zu einer für alle Beteiligten annehmbaren Lösung in der aktuell schwierigen Lage zu gelangen. Ungewohnte Töne aus Hamburg, wo man aus einer Position der Stärke heraus bislang stets gegen eine tiefergehende Kooperation mit anderen deutschen Häfen verwahrt hat.
Es ist wenig hilfreich, Probleme zu verneinen, ob man sie nun Krise, Talfahrt oder konjunkturelle Schwankungen nennt. Die Einschätzung, ob nicht nur in diesem Fall Schweigen Silber oder Gold ist, sollte jedem selbst überlassen werden – auch wenn es um die Beschreibung von Problemen geht. Sonst hält man unter Umständen bei der halben Wahrheit inne.
Viel Spaß beim weiteren Lesen wünscht
Michael Meyer