Der weltweite Markt für Schwergut- und Projekt­ladung ist unter Druck wie fast alle anderen Segmente in der Schifffahrt auch. Die Reedereien Harren & Partner und Briese Schifffahrt haben ihre Antwort auf die Krise gefunden – sie bündeln ihre Flotten erfolgreich in einem Pool

Die erste Idee reicht gut zweieinhalb Jahre zurück. Angesichts eines spürbaren Ladungsrückgangs, sinkender Frachtraten und eines auch über Preise und[ds_preview] Kosten geführten Wettbewerbs in der weltweiten Schwergut- und Projektschifffahrt haben die früheren Konkurrenten zueinander gefunden. Briese Schiffahrt (Leer), welche als Briese-Gruppe zusammen mit BBC mehr als 150 MPP/Heavy Lifter betreibt und befrachtet, dazu Harren & Partner (Bremen) mit ihrer Combi Lift-Flotte, größeren Einheiten vornehmlich für große Projektladungen. »Wir haben die Notwendigkeit zur Konsolidierung und die Chance gesehen, erhebliche Synergien zu heben«, sagt Martin Harren, Geschäftsführer der gleichnamigen Reederei.

Entstanden ist unter dem Namen »BHS Pool Weser-Ems« eine Befrachtungskooperation, die nicht nur Schiffe zusammenführt und die Erlöse entsprechend verteilt, sondern auf eine verbesserte Auslastung der Flotte, optimierte Erträge letztlich auch dem weiteren Niedergang des Marktes entgegenwirken soll, der in der jüngeren Vergangenheit durch neue Akteure und einen erbitterten Preiskampf nahe der OPEX-Schwelle geprägt gewesen sei. Dazu sank laut Drewry die globale Nachfrage nach MPP-Verschiffungen in den vergangenen zwölf Monaten um 3 % bei gleichzeitig bestehenden Überkapazitäten in einigen Teilsegmenten. Vor einer absehbaren Erholung stehen nach Einschätzung der Analysten zudem noch weitere schwache Jahre 2016 und 2017.

Der Start erfolgte 2014 mit zunächst 21 Schiffen der beiden Partner, ein Jahr später waren es bereits 30, heute sind es schon 35 Einheiten mit einer Tragfähigkeit zwischen 7.000 und 16.500tdw und einer kombinierten Krankapazität von 120 bis 900t. Der Pool habe von Beginn an externen Reedern offen gestanden, sagt Frank Dreyer, Managing Director der Briese Schiffahrt. Mit den Reedereien Jüngerhans (5 Schiffe), HS Schiffahrt (4) und Eckhoff (2) sind mittlerweile drei weitere Partner gewonnen worden (siehe Diagramm).

Im Geschäftsjahr 2015 konnten insgesamt 190 Reisen mit 1.300 Hafenanläufen bei einem Umsatz (brutto) von 168,6 Mio. $ durchgeführt werden. Dabei sei eine Pool-Rate von durchschnittlich 8.240$ erzielt worden. Das gesamte Poolergebnis in Höhe von 72,6Mio.$ (netto) wurde an die Schiffsgesellschaften ausgezahlt.

Zum Vergleich: Im 1. Quartal 2016 brachte es die Flotte (insgesamt 314.000tdw) auf 95 Reisen bei einem Umsatz von knapp 80Mio. $. Das Poolergebnis lag bei 34,6Mio. $ bei einer Durchschnittsrate von 7.268$. »Wir wollen ganz klar einen benchmark im Markt setzen«, so Dreyer. Das scheint zu gelingen.

Im Vergleich mit dem Wettbewerb wurden höhere Raten pro Schiff und Reise erzielt (siehe Tabelle). »Wir haben aber nicht nur einfach unsere Schiffe zusammengelegt, sondern auch unsere Kompetenzen gebündelt«, sagt Harren. Während Briese/BBC im MPP- und Schwergut-Bereich mit ihrer weltumspannenden Befrachtungsorganisation (35 Niederlassungen) und ihrem logistischen »parceling Ansatz« sowie großvolumigen Kontrakten für die Grundauslastung der gesamten Flotte (auch der Heavy Lift Carrier) sorgt, kümmern sich die Harren-Experten ausschließlich um die margenträchtigere, aber seltenere Projektladung. Zuletzt konnte ein Großauftrag beim Aufbau des Windparks Nordergründe gewonnen werden. »Damit haben wir den richtigen Flottenmix für eine auskömmliche Befrachtung«, sagt Dreyer.

Martin Harren verweist auf die alltägliche Praxis: Im Projektladungsgeschäft seien die Schiffe in der Regel nur zu einem Drittel des Jahres beschäftigt. In der restlichen Zeit gebe es entweder keine oder deutlich geringere Einnahmen aus MPP-Reisen. Die Vorteile des Pools: ein effizienterer Flotteneinsatz, weniger Leer- und Positionierungsfahrten und damit optimierte Reiseergebnisse, also auch mehr und bessere Erlöse für alle Pool-Partner. Im Schnitt liege der Ratenunterschied bei bis zu 1.000 $, allein schon mit Basisladung. »Das Projektgeschäft ist dann das Sahnehäubchen auf dem Kaffee«, sagt Harren. Durch die Größe der Flotte könnten Kontrakte geschlossen werden, die für einen Partner allein nicht umsetzbar gewesen wären. »Der Erfolg gibt uns recht.«

Mit dem Pool, zu dem nun auch die Reederei Schepers stößt, habe man einen Marktanteil erreicht, der Spielräume lässt. »Wenn der Preis nicht stimmt, bieten wir bei bestimmten Ausschreibungen erst gar nicht mehr mit«, sagt Harren. Beide Partner setzen auf Qualität, auf einen Spitzenplatz im Wettbewerb. »Verfügbarkeit, Flexibilität und insbesondere hohe Qualität rechtfertigen dann auch höhere Raten«, so Dreyer.

Das Modell steht anderen Reedereien weiter offen. Gesucht werden allerdings keine Partner, die Investoren-getrieben auf schnellst- und höchstmögliche Rendite aus seien, sondern mittelständische Eigner mit einem echten Interesse an einer Befrachtungsalternative. Bis zum Jahresende soll die Flotte auf möglichst 50 Schiffe anwachsen.

Im Gegenzug biete der BHS Pool große Transparenz durch ein vollständiges Reporting. Alle Beteiligten hätten den »kompletten Einblick« in alle Daten. »Das bietet sonst niemand«, sagt

Harren. Die »gläserne« Reederei und nachvollziehbare Ergebnisse sieht der Bremer auch als Vorbedingung, um finanzierende Banken oder auch Investoren für gemeinsame Projekte gewinnen zu können.

 


Krischan Förster