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Die Verlagerung von Güterverkehren von Straßen und Schienen auf das Meer ist nach wie vor der Haupttreiber des EU-Vorhabens »Motorways of the Sea« (MoS). Der europäische Koordinator, Brian Simpson, spricht im Interview über Engpässe, blockierende Staaten und erste Erfolge

Eine, wenn nicht die Hauptaufgabe in Ihrer Arbeit als europäischer Koordinator für die Transeuropäischen Netze (TEN-T) und die[ds_preview] entsprechenden Korridore war es bisher, den detaillierten Umsetzungsplan (DIP) für die Meeresautobahnen auszuarbeiten. Was ist das Ziel und was der Inhalt des Plans?

Brian Simspon:

Ich habe den DIP gerade dem Europäischen Parlament und danach während der TEN-T-Tage in Rotterdam präsentiert. Ziel ist es, eine Anleitung zu geben, wie wir vorgehen. Aber der Plan ist nicht in Stein gemeißelt. Wenn wir andere Themen finden, werden wir sie in die überarbeitete Fassung aufnehmen. Der Plan sieht vor, sich stärker um das Hinterland zu kümmern und das Konzept der Meeresautobahnen mit dem TEN-T-Kernnetz der Landkorridore zu verbinden.

Meeresautobahnen sind ein vorrangiges Vorhaben im TEN-T-Rahme. Worum genau geht es dabei?

Simpson:

Das Projekt konzentriert sich auf die maritimen Aspekte des TEN-T-Netzes, das in der Vergangenheit auf die Landverbindungen ausgerichtet war. Mein Ziel ist es, die Player der maritimen Branche dazu zu ermutigen, sich am europäischen Netz zu beteiligen. Es geht auch um Fonds, wie Connecting Europe Facility (CEF), der verschiedene Verkehrsprojekte unterstützen soll, vor allem die Umstellung von Schweröl auf alternative Kraftstoffe.

Was waren Ihre größten Erfolge, seit Sie im Jahr 2014 begonnen haben?

Simpson:

Ich nenne ungern Zahlen. Aber was ich sagen kann ist, dass 75% des externen Verkehrs in Europa ebenso wie 40% des Binnenverkehrs per Schiff erfolgt. Das sind bereits sehr gute Zahlen. Und natürlich freue ich mich darauf, diese zu verbessern. Auch die Zunahme von LNG als alternativer Kraftstoff in den Ostseestaaten ist ein großer Erfolg.

Sie haben in Ihrem Arbeitsprogramm 2015 drei Säulen identifiziert: die Umwelt, die Integration des Seeverkehrs in die globale Logistikkette sowie Sicherheit, Verkehrsmanagement und den menschlichen Faktor. Warum gerade diese drei?

Simpson:

Die Logistikkette ist so wichtig, da jeder beteiligt ist. Der Sicherheitsaspekt gewinnt immer mehr an Bedeutung, da der Einfluss der Kreuzfahrtschiffe steigt. Ich möchte den Menschen bewusst machen, dass wir, wenn drei bis vier Kreuzfahrtschiffe mit jeweils 3.000 bis 4.000 Passagieren im Hafen liegen, Verkehrsmanagementsysteme benötigen, um Unfälle wie den der »Costa Concordia«, andere Katastrophen und medizinische Notfälle zu verhindern. In Bezug auf den Schutz der Umwelt möchte ich den Mittelmeerraum auf die anstehende strengere Regulierung vorbereiten.

Wo sehen Sie derzeit die Engpässe?

Simpson:

Zunächst einmal gibt es einen Mangel an Geld für die Umwelt, vor allem in Bezug auf alternative Kraftstoffe. Zweitens gibt es bis jetzt keine Priorität für den Transport von Gütern auf der Schiene, sondern für den von Passagieren. Slots sind ein Problem. Wir stehen auch vor der Herausforderung, dass die Kapitäne zu viel Zeit mit Papierarbeit verbringen. Für einen Lkw-Transport wird nur ein Dokument benötigt, während ein Schiffstransport noch immer mehrere erfordert. Wir müssen ein System einrichten, das es den Reedereien ermöglicht, nur ein Dokument zu verwenden, beispielsweise für den Transport von Spanien nach Deutschland. Um es deutlich zu sagen: Die Mitgliedstaaten sind dabei das Problem. Der größte Gegner ist Großbritannien, am fortschrittlichsten sind Italien und Spanien.

MoS hat zwischen 2008 und 2014 insgesamt 21 Arbeitsstudien und Arbeitsprojekte mit 1,1Mrd. € unterstützt. War darunter ein deutsches Projekt?

Simson:

Natürlich, zum Beispiel das Projekt zur Verbesserung und Unterstützung der wettbewerbsfähigen MoS-Verbindung zwischen Deutschland und Finnland, mit dem im Januar 2014 begonnen wurde. Ziel ist, die Produktivität und die Kapazität der MoS-Verbindung und den Service beim Terminalbetrieb zu erhöhen und die Umweltauswirkungen durch die Schiffseigner zu reduzieren. Aber es liegt an den Mitgliedsstaaten, Vorschläge zu unterbreiten, die dann von mir und dem Expertenkomitee analysiert werden. In einigen Jahren hatten wir mehr Geld als Vorschläge der Mitgliedsstaaten.

 


Claudia Behrend