Die Schifffahrtsbranche steht vor einem großen Konsolidierungsjahr – 2016 wird es zu einigen Marktverschiebungen kommen. So lautete das Fazit des diesjährigen HANSA-Forums »Schifffahrt | Finanzierung«
Über das »Wie« gibt es allerdings unterschiedliche Ansichten. Die Traditionsver[ds_preview]anstaltung im Hamburger Hotel Grand Elysée fand bereits zum 19. Mal statt. Rund 450 Teilnehmer diskutierten unter dem Motto »New Horizons« über neue Geschäftsmodelle, Bedrohungen für die Branche und Modelle, mit denen den enormen Herausforderungen begegnet werden kann. In drei hochkarätig besetzten Panels wurden unterem der Konsolidierungsdruck in der Containerschifffahrt, sowohl für Linien- als auch Trampreeder, aktuelle Trends in der Bereederung und Befrachtung für Mehrzweckschiffe sowie im Schiffsbetrieb und nicht zuletzt nationale wie internationale Aspekte der Finanzierung thematisiert.
Einig waren sich die Experten, das die weltweite Flotte an Containerschiffen zu groß ist. Kurt Klemme, Geschäftsführer der Reederei Nord forderte ein umfängliches Abwracken in der Branche. Sein Credo: »Verschrotten, verschrotten, verschrotten«. Anthony Firmin, COO bei Deutschlands größter Linienreederei Hapag-Lloyd, stimmte prinzipiell zu. Er schränkte jedoch ein, dass dies zum Teil schwierig sei, weil alte Frachter immer noch Interessenten finden, die mehr zahlen, als es Abwracker tun. Auf dem Podium wurde erwartet, dass 2016 für den Markt das Jahr der großen Konsolidierung wird – mit Fusionen, Übernahmen und Insolvenzen.
Klemme beschrieb ein weiteres »Hauptproblem« aus Sicht eines Trampreeders, dass die Wettbewerbsbehörden bei Kooperationen von Linienreedereien großzügiger seien, wodurch sie sich eine große Marktmacht aufbauen konnten. Simon Aust, Geschäftsführer beim Maklerunternehmen Harper Petersen & Co. kritisierte die »Tiefe« der Kooperation zwischen den Linien. Firmin betonte, dass es keinerlei Absprachen über Preise und Raten gebe. Der Manager wies zumindest für seine Reederei die These zurück, dass sich die Linienunternehmen beim Bestellen von Neubauten seit Jahren wie Lemminge verhalten, die wider besseren Wissens über die Klippe springen und die Flotte trotz vorhandener Überkapazitäten weiter aufblähen: »Wir springen nicht über die Klippe.«
Weil genaue Prognosen heutzutage schwer fallen, gehen die Schifffahrtsunternehmen die Herausforderungen auf vielfältige Weise an. In der ebenfalls von Überbauung gekennzeichneten Mehrzweckschifffahrt werben etwa BBC Chartering aus Leer und der Wettbewerber Intermarine mit einem besonderen Fokus auf die Performance als Operateur um Kunden. Auch neue und effiziente Schiffsdesigns seien enorm wichtig, hieß es auf dem HANSA-Forum.
Eine weitere Möglichkeit ist die Optimierung des Bordbetriebs. Albrecht Grell von der Klassifikationsgesellschaft DNV GL erläuterte die Vorteile von »Big Data« in der Schifffahrt. Entsprechende Projekte würden die Effizienz der Flotte steigern und zu mehr Transparenz führen. Ein wichtiges Argument für Charterer und Partner, so Grell.
Zu den nicht nur am Standort Hamburg sehr intensiv diskutierten Themen gehört nach wie vor die Schiffsfinanzierung beziehungsweise die Beschaffung von Kapital. Auf dem HANSA-Forum zeigte Lars Solbakken, CEO vom norwegischen Anbieter Ocean Yield am Beispiel der Leeraner Reederei Hartmann Möglichkeiten auf, wie deutsche Akteure in Projektkooperationen mit internationalen Investoren Neugeschäft realisieren können. Auch Börsengänge oder Private Equity gelten nach wie vor als Möglichkeit der Kapitalbeschaffung, wie Referenten aus Norwegen und den USA deutlich machten.
Auf weitere schwierige Jahre muss sich die deutsche KG-Branche gefasst machen, die in den Boomjahren der hiesigen Schifffahrt enorm gewachsen war. David Landgrebe, Vorstand bei HCI Kapital, legte offen, dass wohl nicht vor 2018 mit neuen Fonds zu rechnen sei, dafür sei die Stimmung bei Anlegern derzeit zu schlecht. Er ist aber ebenso wie Jens Mahnke, Geschäftsführer beim Wettbewerber König & Cie, der Ansicht, dass es in Zukunft durchaus möglich sein wird, mit KG-Projekten Kapital im Retail-Markt einzusammeln.