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HANSAInsight 17 | 2016

Es hat bereits mehrere Versuche gegeben, Pools in der Containerschifffahrt zu gründen – um Kräfte zu bündeln, Kosten zu sparen, Marktanteile zu gewinnen. In der jüngeren Verg[ds_preview]angenheit waren diese nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Entweder haben sich die Beteiligten über eine »gerechte« Kosten- und Einnahmenverteilung zerstritten, sind am fehlenden Zugang zur Ladung gescheitert oder aber sind von Europas Wettbewerbshüter ausgebremst worden.

Nun gibt es nach HANSA-Informationen einen neuen Vorstoß, noch unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Die Namen der Beteiligten sind im Hamburger Raum zu finden. Dort stecken die Großen der Branche offenbar die Köpfe zusammen. Denn der Druck wächst, seit die Linienreedereien ihre Flotten und Allianzen neu ordnen.

Schiffe werden, wenn überhaupt, immer kürzer und zu geringstmöglicher Charterrate in Anspruch genommen. Marktführer Maersk operiert längst mit Abschlüssen über eine Laufzeit von zwei Monaten mit der Option für zwölf Monate. Bleiben die Raten niedrig, wird die Frist ausgereizt. Wird es teurer, bekommt der Reeder sein Schiff prompt zurück. Die Schifffahrt hat bislang kein Mittel gegen das Preisdumping gefunden, das sich durch die gesamte Transportkette zieht. Weder die Linienreedereien gegenüber den Verladern, wenn sie Frachtraten von lediglich 50 $ für den Container im Asien-Südamerika-Verkehr akzeptieren, noch die Trampreeder, die sich auf Charterraten einlassen, die pro Tag bis zu 2000 $ unter den Schiffs-Betriebskosten liegen. Einer fährt am Ende immer. Das ist auf Dauer für Niemanden ein funktionierendes Geschäftsmodell.

Denn nun setzen auch die Schiffsbanken, einst nicht wegzudenken aus dem deutschen KG-Triumvirat und getrieben von der Marktschwäche und den Vorgaben der EZB, zum radikalen Abbau ihrer Kreditportfolios an. Nach Commerzbank, HSH Nordbank & Co. ist der Verkauf von 100 Schiffen im Wert von 1,5 Mrd. $ durch die NordLB an internationale Finanzinvestoren dafür der (vorerst) jüngste Beleg (weiterlesen). Mehr noch: Mit der beabsichtigten Gründung einer neuen Schiffsmanagement-Gesellschaft gibt es neue Konkurrenz für all jene Reedereien, die im nautisch-technischen bis hin zum operativen Geschäft auf internationaler Bühne ihre Chance gesehen haben oder immer noch sehen.

Kommt jetzt also ein hamburgisch-norddeutscher Pool für Containerschiffe als Antwort auf die andauernde Krise und als Gegengewicht zu den globalen Marktführern im Schiffsmanagement wie V.Ships (Isle of Man) oder Anglo-Eastern (Hong Kong)? Es ist nicht ausgemacht.

Der Gedanke mag richtig sein, sich über die Flottengröße die nötige Verhandlungsposition für bessere Abschlüsse gegenüber den Linienreedereien zu verschaffen. Wie schwierig der Umgang mit dieser zweifelsfrei existenziellen Frage, aber auch den eigenen Eitelkeiten sein kann, zeigt jedoch das Beispiel der Rickmers-Brüder, die es entgegen ihrer eigenen Ankündigung aus dem April dieses Jahres bis heute nicht geschafft haben, »in wenigen Wochen« die wechselseitige »due diligence« abzuschließen und beide Flotten mit insgesamt 220 Charterschiffen zu vereinigen. Auch beim laufenden Hamburger Pool-Geflüster soll aus der Handvoll potenziell Beteiligter ein Kandidat schon wieder abgesprungen sein, um lieber weiter seinen eigenen Weg zu gehen. (KF)

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