Neue Runde im Karussell

Berge Stahl
Die knapp 365.000 t tragende »Berge Stahl« war genau 25 Jahre lang der größte Massengutfrachter der Welt. Foto: Thomas Wägener
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HANSAInsight 21 | 2016

Die Schifffahrt bleibt im Krisenmodus. Trotz kleiner Belebungen sind die Märkte weiter unter Druck. Zuletzt meldete der weltgrößte Tramp-Containerschiffseigner Seaspan Millio[ds_preview]nen-Verluste durch Wertberichtigungen auf Schiffe und Sonderbelastungen in Folge der Insolvenz des Charter-Kunden Hanjin Shipping.

Noch prekärer ist die Lage des Rickmers Maritime Trusts in Singapur. Dort droht noch immer die Liquidation, sollten die Investoren in der kommenden Woche eine Stundung und Wandelung von Schulden ablehnen. Nur zwei Beispiele unter vielen.

Eine signifikante Erholung der Raten ist noch auf Monate nicht in Sicht. Die Zahl der beschäftigungslosen Containerschiffe ist inzwischen auf mehr als 1,5 Mio. TEU angewachsen. Ein Drittel machen dabei, wenig überraschend, die früheren Panamax-Einheiten aus.

In der Not bleibt vielen Reedereien immer häufiger nur ein Ausweg: der Strand in Indien oder Bangladesch. Analysten verzeichnen die bislang größte Verschrottungswelle in der Geschichte der Containerschifffahrt. Inzwischen wurden in diesem Jahr mehr als 500.000 TEU aus dem Markt genommen, bis Jahresende könnten es mehr als 600.000 TEU werden. Damit wird der Zugang an Neubauten von etwa 1 Mio. TEU weitgehend kompensiert, es verbleibt ein vergleichsweise bescheidener Kapazitätszuwachs von 2 %. Um auch im kommenden Jahr halbwegs die Balance zu halten, wenn 1,5 Mio. TEU von den Werften abgeliefert werden, müsste allerdings Tonnage in gleicher Größenordnung ausgemustert werden.

Konsolidierung hält an

Die Antwort der Branchenführer auf die Krise heißt weiter »Konsolidierung«. Während Hapag-Lloyd die Übernahme von UASC weiter vorantreibt, haben jetzt in einem überraschenden Schritt die drei japanischen Carrier NYK, K Line und MOL die Fusion ihrer Container-Sparten verkündet.

Die Argumente sind die gleichen wie bei jedem anderen Deal der Vergangenheit: Kosten sparen, Synergieeffekte heben, Marktanteile erhöhen. Künftig steigt das Nippon-Bündnis mit einer Kapazität von 1,4 Mio. TEU zur derzeit weltweit fünfgrößten Linienreederei bei einem Marktanteil von rund 7 % auf.

Das Konsolidierungskarussell dreht sich immer schneller. Weltmarktführer Maersk hat den Kurs trotz Aufspaltung des Konzerns vorgegeben: Man wolle in der Schifffahrt nicht nur organisch, sondern auch »durch Akquisitionen« weiter wachsen.

Nicht von ungefähr gab es Lob aus Kopenhagen für die Pläne in Japan. In der Branche heißt es, dass Maersk den Konsolidierungsprozess (=Verdrängungswettbewerb) durch eine aggressive Ratenpolitik sogar noch befördern will – trotz oder gerade wegen der zuletzt ernüchternden Quartalszahlen.

Hartnäckig halten sich zudem die Gerüchte, dass Hamburg Süd der nächste Übernahmekandidat für die Dänen sein könnte. Aber auch andere Reedereien müssen aufpassen, dass sie rechtzeitig ihren Platz auf dem Karussell finden. (KF)