In einigen Tagen trifft sich die Mehrzweck- und Projektschifffahrt in Antwerpen zum alljährlichen Branchen-Highlight »Breakbulk Europe«. Wie im vergangenen[ds_preview] Jahr wird man sich nicht gerade jubelnd in den Armen liegen. Dazu ist das Marktumfeld nach wie vor – sagen wir »zu herausfordernd«.
Allerdings: Es könnte schlimmer sein. Noch immer verdienen einige Akteure Geld, ist zu hören. Je nachdem wie sie ihren Laderaum finanzieren und betreiben können. Relativ rege S&P- und M&A-Aktivitäten sowie die eine oder andere Pleite und ein bescheidenes Order-Volumen helfen der Branche unbestritten. Diese »Selbstheilungskräfte« sind auch nötig, schaut man sich das Umfeld an. Denn wie kaum eine andere Branche ist die MPP/HL-Schifffahrt von diversen externen Faktoren beeinflusst.
Da ist zum einen die makroökonomische Ebene mit dem Ölpreis, der die Aussichten im Offshore-Geschäft bestimmt. Dahinter stecken außerdem – wie auch bei großen Industrie- und Infrastrukturinitiativen – politische Richtungsentscheidungen. Die Großwetterlage mit diversen Wahlen, Unsicherheiten und protektionistischen Tendenzen ist nicht förderlich für Investoren, die mindestens mittelfristige Stabilität benötigen. Großprojekte sorgen für die umfangreichen Volumen und damit Umsätze, in deren Schatten kleinteiligere Ladungen verteilt werden. Das Parcelling ist mittlerweile jedoch aufgrund der angespannten Lage für Viele zum Hauptgeschäft mutiert.
Zweitens – und das ist anders als in anderen Schifffahrtssegmenten – spielt der Zustand eben dieser anderen Branchen aufgrund der Wechselwirkungen mit ihren Flotten für den MPP/HL-Markt eine gewichtige Rolle: Containerlinien bauen ganze Projektabteilungen auf, bei Bulkern gelten einige Stückgüter fast schon als neue Commodity. Das alles gräbt dem MPP/HL-Markt zusätzlich das Wasser ab. Insofern ist er zu einem gewissen Grad gefangen im Kielwasser der Neben-Segmente.
Container- und Bulkschifffahrt erleben doch gerade einen lange nicht gesehenen Aufschwung, mag man sagen. Ja es stimmt zwar, ihre Raten bewegten sich zuletzt in verhältnismäßig hohem Tempo aufwärts. Allerdings, wird der skeptische Gegenpart einwenden, muss sich erst noch zeigen, ob die jüngsten Tendenzen tatsächlich zu einem echten Trend werden.
Denn im Containermarkt gilt die Annahme, dass Raten und Nachfrage derzeit vor allem in Vorbereitung der bevorstehenden neuen Allianzen anziehen. Und im Bulker-Markt betrifft die Hausse des Baltic Dry Index (BDI) derzeit überproportional das Capesize-Segment, der Kaskaden-Effekt hält sich noch in Grenzen. Für MPP-Schiffe ist hingegen vor allem das Handysize-Segment der größte Konkurrent. Auch hier sind Aussichten relativ gut, echte Gewinne erwartet etwa die Bimco aber erst ab 2018.
Abzuwarten bleibt, ob die Tendenz ausreicht, um die Container- und Bulker-Befrachter wieder von Breakbulk-Buchungen abzubringen. Oder ob sie mittelfristig im Markt bleiben, wie nicht Wenige erwarten. Einige Carrier haben noch nicht mal angefangen, sich im MPP-Markt zu tummeln, oder haben bereits ein stärkeres Engagement angekündigt, wie zuletzt die japanische MOL-Gruppe. Auch bleibt zu hoffen, dass Container- und Bulker-Reeder angesichts des vermeintlich erwarteten Wachstums nicht wieder der Verlockung erliegen, neue Schiffe zu bestellen und so potenziell dem MPP-Markt schaden.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Michael Meyer