Mit einer Investmentgesellschaft geht MPC Capital auf Einkaufstour. Für zunächst 100 Mio. $ sollen Containerschiffe zwischen 1.000 und 3.000 TEU aufgekauft werden. Das Kapital könnte bereits im Spätsommer weiter aufgestockt werden.
Mit der Übernahme der Reederei Ahrenkiel vor mittlerweile drei Jahren sorgte MPC Capital noch für Schlagzeilen. Dann wurde es längere[ds_preview] Zeit ruhig um das Unternehmen, im einstigen deutschen KG-Markt einer der wichtigsten Akteure. Die Gruppe verlegte sich vornehmlich auf Aktivitäten im Immobilienbereich, das Investoreninteresse an der Schifffahrt war durch die zahlreichen Schockwellen seit 2009 erlahmt. »Der Markt schien uns nicht günstig«, sagt Constantin Baack, CFO bei MPC Capital, im Gespräch mit der HANSA.
Nun aber startet das Hamburger Unternehmen neu durch. Über die Börse in Oslo konnten im Zuge einer Privatplatzierung für die neu gegründete Investmentgesellschaft »MPC Container Ships AS« bei institutionellen Investoren und Family Offices in Norwegen und im angelsächsischen Raum insgesamt 100 Mio. $ an frischem Kapital eingeworben werden. Rund 60 verschiedene Adressen haben sich beteiligt. »Wir haben mit unserer Story offenbar überzeugen können«, so Baack.
Mit dem frischen Geld will »MPC Container Ships« weltweit Containerschiffe mit dem Fokus auf das Segment zwsichen 1.000 bis 3.000 TEU aufkaufen. »In diesem Markt haben wir über Ahrenkiel Steamship und vor allem auch über die Contchart die nötige Expertise«, sagt Baack. MPC Capital betreut insgesamt mehr als 160 Schiffe. Im technischen Management zählt die heutige Flotte neben 15 Bulkern rund 45 Containerschiffe, drei Viertel davon in der Größe zwischen 1.000 und 3.300 TEU. Acht größere Einheiten mit je 8.500 TEU, die sogenannte »M Star«-Flotte, war dagegen im Herbst 2016 für knapp 400 Mio. $ an ein asiatisches Konsortium verkauft worden.
Die aktuelle Situation wird als günstig eingestuft: Die Schiffswerte sind im neunten Jahr der Krise auf historischen Tiefständen, die Charterraten dagegen in einem zaghaften Aufschwung. Weil auch Analysten eine vorsichtige Erholung der Märkte und Raten voraussagen, gerade im Feeder-Segment, geht MPC jetzt wieder in die Offensive.
Möglichst bis Sommer sollte ein Großteil der 100 Mio. $ investiert sein, so Baack. MPC Capital und deren Gesellschafter haben sich mit rund 25 Mio. $ als Co-Investor beteiligt. Über die Tochtergesellschaften Ahrenkiel Steamship und Contchart könnte die Gruppe die Bereederung und Befrachtung übernehmen. »Wir sind aber auch bereit, Dritte einzubinden, das hängt vom Einzelfall ab.«
Über Monate seien rund 100 Schiffe genauer unter die Lupe genommen worden, vornehmlich deutsch-kontrollierte Tonnage. Sogenannte »Banken-Schiffe« seien vorerst nicht dabei, obwohl MPC vor zwei Jahren schon einmal acht Containerschiffe von der HSH Nordbank übernommen hatte. Weitere Portfolio-Käufe dieser Art stünden derzeit aber nicht auf der Agenda, sagt Baack.
In den engeren Kreis kamen zunächst 25 bis 30 Einheiten. Die Auswahlkriterien wurden dabei klar definiert: 1.000–3.000 TEU, fünf bis 15 Jahre alt, guter Zustand, akzeptable Betriebskosten, vorteilhafte Designs und Spezifikationen. »Wir wollen Schiffe, die sich beim heutigen Ratenniveau sicher über OPEX-Niveau betreiben lassen und damit für einen positiven Cash Flow sorgen«, sagt Baack. Je nach Schiffsgröße lägen die OPEX bei 4.200 bis 5.500 $ am Tag. Denn die Krise sei ja längst noch nicht überstanden, »wir rechnen auch 2017 und 2018 mit weiterhin schwierigen Jahren.«
Sieben Schiffe wurden bereits angekauft, für weitere Einheiten gebe es Vorverträge. Baack ist optimistisch, das Investorengeld zügig einsetzen zu können. Dann könnte eine zweite Platzierungsrunde in ähnlicher Größenordnung folgen, also noch einmal 100 Mio. $. Dann vielleicht schon nicht mehr als OTC-Geschäft (over the counter), sondern über ein börsengehandeltes Investment-Vehikel. Bereits in diesen Tagen soll die Aufnahme der »MPC Container Ships AS« in das »Merkur«-Segment in Oslo vollzogen werden. Dann könnten die Aktien regulär gehandelt werden. Damit hätten die Investoren auch eine »Exit«-Strategie, indem sie ihr Aktienpaket jederzeit abstoßen könnten. Möglich sei auch der spätere Verkauf eines Teilportfolios oder aber der gesamten Flotte, »das wird man sehen, wenn es soweit ist«, sagt Baack. Wann das sein könnte? »Es dauert sicher noch einige Jahre, bis sich der Markt wirklich dauerhaft stabilisiert hat.«
Mit der »MPC Container Ships« sei eine von der Unternehmensgruppe unabhängige Struktur geschaffen worden, ähnlich den vornehmlich griechisch-dominierten MLP-Gesellschaften (Master Limited Partnership) an der New Yorker Börse. Eine reine Asset-Plattform, vollständig Equity-finanziert, wie es sie bislang aus Deutschland heraus noch nicht gegeben hat. Der Zugang der Schifffahrt zum Kapitalmarkt werde künftig existenziell wichtig – »wir haben ihn bereits«.
Auf Oslo sei die Wahl gefallen, weil dort Schifffahrts-Investments dieser Art bereits erprobt seien, anders als beispielsweise in Frankfurt. Und das »Asset-Spiel« ist zudem klar auf internationaler Bühne angesiedelt, Investoren weltweit sind angesprochen. Mittlerweile zeigten auch deutsche Geldgeber wieder Interesse.
MPC Capital sieht sich nach Jahren des Umbruchs gut aufgestellt und will sich nach eigenen Angaben aktiv an der Konsolidierung des Marktes beteiligen – sofern sich die Gelegenheit ergibt. »Wir halten die Augen offen und führen viele Gespräche«, erklärt Baack. Auch weitere Kooperationen seien denkbar.
Nach der Fusion von MPC mit Ahrenkiel und Thien & Heyenga im April 2014 hatten Ahrenkiel Steamship und die Reederei Vogemann im vergangenen Jahr ein Joint Venture für die Bereederung der gemeinsamen Bulkerflotte (Handysize bis Panamax) gegründet. Noch ein Jahr länger gibt es einen gemeinsamen Pool für Supramax-Bulker. »Wir schauen uns auch den Containerbereich an«, sagt der Finanzchef.
Krischan Förster, Michael Meyer