2016 geht für die P&I-Branche wohl als eines der besten Jahre in die Geschichte ein. Geringe Schäden und sprudelnde Kapitalerträge bescherten den meisten Clubs ordentliche Gewinne, schreibt Michael Hollmann

Sowohl die Schifffahrt als auch die Kapitalmärkte meinten es im vergangenen Jahr gut mit den P&I Clubs. Die Schadensentwicklung[ds_preview] war relativ gedämpft, das Gesamtbild wirkt durchaus freundlich. Nur ein Anbieter aus dem Kreis der International Group, die bislang ihre Zahlen für 2016/17 vorgelegt haben, verzeichnet eine kombinierte Schadenkostenquote von 100% oder mehr – der UK P&I Club mit 104% vor Wechselkurseffekten.

Somit können die allermeisten im Kerngeschäft des Underwriting einen Überschuss vorweisen. Grund dafür ist das weiterhin geringe Volumen schwerer Schäden über 1 Mio. $ sowie von Großschäden im zweistelligen Millionenbereich, die von den 13 Clubs der International Group untereinander gepoolt werden. Beträchtlich aufgehübscht werden die Ergebnisse durch hohe Kapitalerträge aus den Investment-Portfolios – dank der Aufholrally an den Börsen in der zweiten Jahreshälfte 2016.

So legte Marktführer Gard aus Norwegen einen Gewinnsprung um rund 150% auf 215 Mio. $ auf Basis der geplanten Gesamtprämie (Estimated Total Call, ECT) hin. Die kombinierte Schadenkostenquote lag wie im Vorjahr bei 83%, ergo blieben 17% der veranschlagten Prämieneinnahmen nach Abzug von Schäden und Betriebskosten als Überschuss übrig.

Gut 41% des Gewinns sollen an die Mitglieder ausgeschüttet werden. Durch Streichung der Nachschussprämie von 20% für 2016 werden sie um insgesamt 90 Mio. $ entlastet. Die verbleibenden 125 Mio. $ nutzt Gard zur Stärkung seiner freien Reserven auf nunmehr 1,135 Mrd. $.

Trotz eines erneuten Anstiegs der Schadensquote und eines technischen Defizits konnte auch der UK P&I Club das Jahr mit einem Überschuss von 11 Mio. $ abschließen und seine freien Reserven auf 558 Mio. $ anheben. Zu verdanken ist es einer Kapitalrendite von 4,6% aus dem Investment-Portefeuille. Im Vorjahr war es lediglich eine schwarze Null.

Bei Britannia kehrte sich der Fehlbetrag aus dem Vorjahr (–33 Mio. $) in einen satten Überschuss von 88 Mio. $ um. Davon entfallen knapp 33 Mio. $ auf Britannia und 55 Mio. $ auf die eigene Rückversicherung Boudicca. Hauptgrund sei die geringere Zahl schwerer Schäden, wodurch die Belastung aus Fällen oberhalb von 1 Mio. $ um ein Drittel sanken, wie Britannias Managementfirma Tindall Riley bekanntgab. An dem Erfolg werden die Reeder-Mitglieder beteiligt: Rund 20 Mio. $ Prämie werden an die Mitglieder zurück überwiesen – zusätzlich zu bewilligten Prämienabsenkungen von rund 11 Mio. $ für die Jahre 2014/15 und 2015/16. Der Rest kommt in die Rücklagen.

Britannia hatte sein P&I-Portfolio 2016 erheblich reduziert und folglich auch weniger Prämienvolumen verbucht, was sich aber nicht negativ auf das Underwriting-Ergebnis auswirkte. Zudem steuerte das Investment-Portefeuille einen hohen Gewinn von 28,8 Mio. $ zum Gesamtergebnis bei, nachdem im Vorjahr Anlageverluste von fast 25 Mio. $ angefallen waren.

Der norwegische P&I Club Skuld präsentierte seinen Mitgliedern für das abgeschlossene Jahr (2016/17) einen Überschuss von 51 Mio. $. Trotz einer Reihe schwerer Schäden landete der in Oslo beheimatete Versicherer mit einer kombinierten Schadenkostenquote von 98% im Underwriting-Kerngeschäft noch im schwarzen Bereich. Der Löwenanteil des Gesamtgewinns speist sich aus verbesserten Kapitalerträgen. Nach Abzug einer Rückzahlung von 5 Mio. $ verbleiben 46 Mio. $, mit denen die freien Reserven auf 394 Mio. $ aufgestockt werden.

Der Steamship Mutual konnte sich abermals steigern und den Überschuss von 64 Mio. auf 70 Mio. $ anheben. Zwar verschlechterte sich die kombinierte Schadenkostenquote von rund 76% auf immer noch ausgezeichnete 83,5%, doch dafür sprudelten auch für Steamship die Kapitalerträge viel stärker als im Vorjahr.

Der Vorsitzende des Steamship Mutual, Sven Michael Edye (Sloman Neptun), hofft darauf, dass der Club ebenfalls noch dieses Jahr Kapital an seine Mitglieder ausschütten kann. Im Gegensatz zu Britannia befand sich Steamship im vergangenen Jahr auf Wachstumskurs und baute die versicherte Flotte um 8,5% auf 151,3 Mio. BRZ aus, wie es hieß.

Der London P&I Club – einer der kleineren Clubs innerhalb der International Group – vervielfachte seinen Überschuss dank einer hohen Kapitalrendite von 8,4% und einer kombinierten Schadenkostenquote von 97,9% auf 27,3 Mio. $.

Deutlich aus der Reihe tanzt bislang nur der North P&I Club, dessen Überschuss auf einen Bruchteil zusammenschrumpfte – von 90,3 Mio. auf 2,4 Mio. $. Der Club verzeichnete fast doppelt so viele schwere Schäden von je über 1 Mio. $ wie im Vorjahr, was die kombinierte Schadenkostenquote von 73,3% auf 96% hochtrieb. Immerhin sah sich North in der Lage, 5 Mio. $ Prämienvolumen zurückzuliefern und trotzdem noch ein Underwriting-Ergebnis von 11 Mio. $ einzufahren. Zusätzlich verbuchte North Kapitalerträge in Höhe von 21 Mio. $.

Dass am Ende nur 2,4 Mio. $ übrig bleiben, liegt an erneuten Sonderbelastungen bei der Altersvorsorge für die Mitarbeiter in Höhe von rund 30 Mio. $. Lesen Sie dazu auf HANSADigital ein Interview mit Paul Jennings, Joint Managing Director der North of England P&I Association
Michael Hollmann