Der Bau der fünften Schleusenkammer Brunsbüttel sowie ein neues LNG-Importterminal könnten Effekte für die gesamte Schifffahrtbranche in Deutschland haben. Von Thomas Wägener
Investitionen in Höhe von rund 450Mio. € will der niederländische Energiekonzern Gasunie in ein neues LNG-Importterminal in Brunsbüttel stecken. Laut[ds_preview] Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Bernd Buchholz gab es jetzt grünes Licht von Seiten der EU für die Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens der Firmen Gasunie, Vopak und Oiltanking. »Die kartellrechtliche Genehmigung dieses Joint Ventures für den Bau und den Betrieb eines Flüssiggasterminals ist ein wichtiger Meilenstein für das in Brunsbüttel geplante Projekt«, so Buchholz.
Im April dieses Jahres hatte Gasunie bekanntgegeben, den Standort für die Errichtung einer solchen Umschlageinrichtung zu favorisieren. Wenn im kommenden Jahr die Final Investment Decision erfolgen würde, könnte die Anlage Anfang der 2020er-Jahre in Betrieb gehen. Dann sollen dort große LNG-Frachter abgefertigt werden, die das Flüssiggas direkt aus den Ursprungsländern anliefern.
Auf das neue Terminal würde sich die Lage Brunsbüttels am stark befahrenen Schifffahrtsknotenpunkt Elbe/Nord-Ostsee-Kanal (NOK) positiv auswirken, ist der Geschäftsführer von Brunsbüttel Ports Frank Schnabel überzeugt. Die Firma ist Eigentümer und Betreiber der Brunsbütteler Hafengruppe, bestehend aus Elbehafen, Ölhafen und dem Hafen Ostermoor. Durch den Ausbau der fünften Schleusenkammer würden sich die Effekte noch erhöhen, denn dadurch werde der Kanal wieder zuverlässiger und ungeplante Schleusensperrungen durch Defekte würden reduziert.
Auch die ansässige Industrie im nahegelegenen ChemCoast Park Brunsbüttel, die einen großen Bedarf an Erdgas als Rohstoff und Energieträger habe, würde von dem neuen LNG-Terminal ebenfalls profitieren, sagt der Hafenchef. Als weitere Argumente für die Anlage nennt er die verfügbaren und ausreichend großen Industrieflächen, die gute nautische Erreichbarkeit sowie die Unterstützung durch die Genehmigungsbehörden und durch die Verwaltung. Auch spräche die Erfahrung mit Gefahrgütern wie LPG für ein solches Projekt. Die Nähe zum Hamburger Hafen und der Bedarf an LNG in der gesamten Metropolregion Hamburg und im Unterelberaum sind für Schnabel weitere Argumente für Brunsbüttel als künftiger Standort für ein großes LNG-Importterminal.
Es gelte nun, Gasunie wie bisher intensiv bei den weiteren Planungen für die neue Hafenanlage zu unterstützen, sodass die finale Investitionsentscheidung erfolgen könne und das Projekt für die Investoren, die lokale Industrie, die Schifffahrt und auch für die bundesdeutsche Energiebranche ein Erfolg werde.
Auch viele Unternehmen im ChemCoast Park Brunsbüttel hätten in der jüngeren Vergangenheit hohe Millionenbeträge in ihre Produktionsanlagen investiert oder planten dies in naher Zukunft, sagt Schnabel. Brunsbüttel Ports selbst hat nach eigenen Angaben über 20Mio. € in Umschlaggeräte und Hafenanlagen gesteckt. Mit dem Geld wurden beispielsweise ein neues Kaigleis sowie eine neue Lagerfläche für Stück- und Schwergüter errichtet.
Seit etwa eineinhalb Jahren ist Brunsbüttel Ports nunmehr alleiniger Gesellschafter von Rendsburg Port, der vorher in einem Joint Venture mit der HaGe Port betrieben worden war. Schnabel zufolge hat sich Rendsburg Port seit seiner Gründung im Jahr 2012 als Schwerlasthafen etabliert und ist zu einer wichtigen Drehscheibe für den Umschlag von Großkomponenten für Windkraftanlagen in Norddeutschland geworden. Im Zuge dessen wurden seit der Eröffnung Flächen erweitert, eine neue Halle, Büro- und Sozialräume errichtet, und kontinuierlich neues Geschäft akquiriert. Diese Erfolgsgeschichte soll laut Schnabel »dauerhaft fortgeschrieben werden.«
Dass Brunsbüttel Ports auch über die Landesgrenzen hinaus denkt, verdeutlicht die Übernahme der Mehrheitsanteile am schwedischen Hafenbetreiber und Logistiker Söderhamns Stuveri & Hamn im März dieses Jahres. Das Unternehmen ist u.a. Betreiber von drei Hafenterminals an der Ostküste Schwedens und zusätzlich Logistikdienstleister für Schiffsumschlag auf den Hafenanlagen von drei weiteren Industriekunden. Somit sind die Brunsbütteler seit knapp einem halben Jahr also auch in Schweden vertreten.
Fokus auf Kooperationen
Ein Teil seines Erfolgsmodells ist für Schnabel die Zusammenarbeit mit anderen Häfen. Ein Beispiel dafür ist die Hafenkooperation Elbe Seaports, in der fünf Häfen entlang der Unterelbe zusammenarbeiten und sich austauschen. »Unser Handeln, unsere Planungen und unser Denken sind auf die gemeinsame Wirtschafts- und Hafenregion Unterelbe ausgerichtet«, erläutert Schnabel, der eine noch stärkere überregionale Vernetzung von Firmen und Interessen anstrebt. Deshalb werden Kooperationen auch in Zukunft einen großen Bestandteil seiner Arbeit ausmachen. Er wünsche sich, dass sich die Häfen im Unterelberaum in absehbarer Zeit gemeinsam unter der Dachmarke »Ports of Hamburg« vermarkten. »Damit hätten wir international eine noch bessere Wahrnehmung«, stellt Schnabel heraus.
Durch seine Lage an der Unterelbe und am NOK bietet der Hafen Brunsbüttel einen direkten Zugang zu Nord- und Ostsee, eine räumliche Nähe zu Hamburg und einen Anschluss an die europäischen Binnenwasserwege. »Die universale Ausrichtung und die günstige Lage machen Brunsbüttel zu einem attraktiven Umschlagzentrum für das größte zusammenhängende Industriegebiet in Schleswig-Holstein«, so Schnabel.
Brunsbüttel erreichen Güter aus der ganzen Welt, die in der Region verarbeitet und genutzt werden. Mit der Lage im ChemCoast Park Brunsbüttel dienen sie außerdem einer Vielzahl der angesiedelten Unternehmen aus der Chemie- und Mineralölbranche für ihre Ver- und Entsorgungsprozesse. Auf der anderen Seite werden die im Chemiepark erstellten Produkte über Brunsbüttel in die ganze Welt verschifft. Durch den trimodalen Terminalanschluss des Elbehafens werden den Kunden zudem überregionale Transportverbindungen mit den Verkehrsträgern Lkw, Bahn, Seeschiff und Binnenschiff ermöglicht. Mit der Nutzung des Binnenschiffs und der Bahn biete sich somit auch die Möglichkeit, diese Transporte vom Lkw auf den Wasserweg und die Schiene zu verlagern, um so die Straße von Lkw-Verkehren zu entlasten.
Der Ausbau der Eisenbahnanbindung sei daher für die Häfen und für den gesamten ChemCoast Park Brunsbüttel ein wichtiges Thema, um die steigenden Transportmengen auf der Schiene abfertigen zu können. Weiterhin biete der Chemiepark noch etwa 450ha an Freifläche für Industrieansiedlungen, die zum Beispiel für energieintensive Unternehmen interessant seien. Auch für die Ansiedlung neuer Firmen sei eine ausgebaute Schienenanbindung notwendig, unterstreicht der Hafenmanager.
Thomas Wägener