Das Befrachtungs-Joint-Venture von Borealis, Bernhard Schulte und Reederei Nord, Hanseatic Unity, hat mit Leonhardt & Blumberg sowie Asiatic und Atlantic Lloyd neue Partner. Die Flotte wächst auf 233 Schiffe. Allein um die schiere Masse geht es den Beteiligten aber nicht
Das Projekt hat bei seiner Bekanntmachung für Aufsehen in der Befrachter-Szene gesorgt. Schließlich entsteht ein neues Schwergewicht. Hanseatic Unity[ds_preview] betreut künftig eine Flotte von 233 Schiffen, darunter 206 Containerfrachter mit Kapazitäten zwischen 700 und 9.400TEU sowie 27 Bulker zwischen 33.000 und 93.000tdw.
»Es geht uns vor allem um die Qualität«, sagt Christian Rychly, Geschäftsführer der Reederei Leonhardt & Blumberg, im Gespräch mit der HANSA. Die Partner wollen effizient zusammenarbeiten, ihre Stärken bündeln.
Fokus auf Qualität trotz Quantität
Schiffe, die gut performen, Reeder, die auf gutes Shipmanagement setzen – das seien die wichtigen Kriterien. Mehr »Masse« hätte man theoretisch auch erreichen können, entweder mit noch mehr oder größeren Partnern, so Rychly weiter. Das sei aber nicht das Ziel gewesen. Die Bedeutung guten Shipmanagements sei heute viel größer als in der Vergangenheit. Und da sei es enorm wichtig gewesen, dass man sich seit Jahren gut kenne. Leonhardt & Blumberg arbeitete etwa schon in den 1970er-Jahren immer mal wieder mit der Reederei Nord oder Bernhard Schulte zusammen.
Man kennt sich und man schätzt sich ganz offensichtlich. »Es gut zu wissen, dass Partner, mit denen man zusammenarbeitet, die Schifffahrt auf eine sehr ähnliche Weise betreiben, wie man selbst«, sagt der Geschäftsführer.
Die Vereinbarung zum Einstieg bei Hanseatic Unity gilt ab sofort, das Bundeskartellamt sei informiert, teilten die gleichberechtigten Partner bei Verkündung der Kooperation mit. Ziel der erweiterten Partnerschaft sei es, den erfolgreichen Weg von Hanseatic Unity fortzusetzen, die Flotten der Partner besser auszulasten und nicht zuletzt Kosteneinsparungen zu erzielen.
Die Befrachtungsmitarbeiter der »Neuzugänge« werden in die Teams des Joint Ventures kommen: In Hamburg sind das Peer Grünewald von Atlantic Lloyd sowie Mirco Erdtmann und Christopher Ehlers von Leonhardt & Blumberg. Letzterer wechselt aus dem Hamburger Unternehmen Walther Möller. Im Singapur-Büro von Hanseatic Unity sitzt künftig auch Fabian Oelze von Asiatic Lloyd.
9,7% zwischen 700 und 2.000 TEU
Von Leonhardt & Blumberg stoßen 55 Containerschiffe – bislang bei Martini Chartering befrachtet – zu Hanseatic Unity, von Asiatic/Atlantic Lloyd der Bunnemann-Brüder Friedrich und Nicolaus sind es 27 Box-Carrier und zwei Bulker.
Besonders im Feeder- und Handysize-Segment ist Hanseatic Unity nun stark aufgestellt. Nach Informationen der HANSA umfasst die gemeinsame Flotte im Bereich 700 bis 2.000TEU nun 105 Schiffe. 66 Einheiten stammen von den neuen Partnern. Bislang wurden von dem Joint Venture nach eigenen Angaben 39 Einheiten aus dem Segment befrachtet.
Im gesamten Weltmarkt werden derzeit knapp 1.820 Frachter dieser Größe betrieben, davon entfallen 1.078 Schiffe auf den internationalen Tramp-Markt. Damit hat Hanseatic Unity hier einen Marktanteil von rund 9,7%. In einem Geschäft, in dem die großen Linienreedereien eine sehr gute Verhandlungsposition haben, ist Größe sicherlich kein Nachteil für die Eigner der Tonnage. Allerdings drücken noch immer Tonnage-Überkapazitäten auf den Markt. Wie schnell und nachhaltig sich das ändert, ist unklar.
Zugänge nicht primäres Ziel
Ob sich an der Struktur der Zusammenarbeit in Zukunft erneut etwas ändert, wird sich zeigen. Man sei zwar prinzipiell offen für Gespräche mit potenziellen zusätzlichen Partnern, sagt Rychly. Allerdings war und ist das nicht das primäre Ziel.
Erst im April dieses Jahres hatten die beiden Hamburger Reedereien Leonhardt & Blumberg und Buss Shipping ihre Fusion bekanntgegeben und bündeln seither ihre Bereederungsaktivitäten. Erklärtes Ziel: Synergieeffekte zu erzielen und die Marktposition im Wettbewerbsumfeld zu stärken. Zu den »Baustellen« zählte dabei auch die Befrachtung für die künftig gemeinsame Flotte von 55 Containerschiffen. Man werde den Markt sondieren und »zu gegebener Zeit die beste Lösung finden«, hieß es schon bei der Bekanntgabe der Fusion.