Der Neubau der 5. Schleusenkammer in Brunsbüttel macht aufgrund nautischer Anforderungen die Neugestaltung des Vorhafens erforderlich. Neben Rückbaumaßnahmen an der Schleuseninsel und Mole 3 wurde die Mole 2 verlängert und das Leuchtfeuer ersetzt
Die Ausschreibung der Baumaßnahme erfolgte durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Brunsbüttel im Frühjahr 2012. Sie baute auf einer Entwurfsplanung[ds_preview] von WTM Engineers Hamburg auf. Über einen Sondervorschlag wurde schließlich die Bietergemeinschaft F+Z Baugesellschaft / Heinrich Hirdes mit den Ausführungsarbeiten beauftragt.
Die Arbeiten gliederten sich in mehrere Schritte. Zunächst wurde ein temporäres Leuchtfeuer installiert. Auf einem bestehenden Dalben wurde dafür eine Stahlkonstruktion mit dem Leuchtfeuer errichtet, der über einen Zugangssteg erreichbar war. Das alte Leuchtfeuer musste im Rahmen der Baumaßnahme abgebaut werden. Sowohl der Turm aus dem Jahr 1895 als auch sein Sockel aus Granitsteinmauerwerk wurde demontiert und eingelagert.
Zur Begrenzung der alten Mole musste eine massive Schottwand eingebaut werden. Zur Sicherung der Standsicherheit des verbleibenden Molenkörpers war der Einbau einer gemischten Spundwand notwendig, die zwischen zwei Holzpfahlreihen eingebracht und mit Mikropfählen verankert wurde. Auch galt es, den alten Mohlenkopf abzubrechen und Ersatz durch eine kombinierte Rohrwand zu schaffen. Dafür wurde der Bereich des Molenkörpers vor der Schottwand bis NN -9,50 m zurückgebaut. Das Hauptbauwerk besteht nun aus einer kombinierten Rohrwand, die zug- und druckfest mittels gerammter Schrägpfähle verankert worden ist.
An der Spitze des neuen Molenbauwerks entstand das neue Leuchtfeuerfundament auf einer Rohrpfahlgründung. Auf drei schräg gerammten Rohren wurde die runde Fundamentplatte mit einem Durchmesser von 4,69m für das Leuchtfeuer betoniert. Auf dieser wurde nach Abschluss der Arbeiten das alte Leuchtfeuer wieder installiert. Umlaufend montierte Gitterroste ermöglichen den Übergang zur Kreiszelle.
Eine neue umlaufende Plattform zum separat gegründeten Leuchtfeuer (Kreiszelle) musste ebenfalls neu gebaut werden. Die Kreiszelle besteht jetzt aus einer Betonplattform mit einem Außendurchmesser von 13,40m, die auf einer kombinierten Rohrwand auflagert. Die Plattform ist als Halbfertigteil ausgeführt worden. Dieses hat ein Gewicht von ca. 57t und wurde vor Ort mit Stahlbeton ergänzt.
Für den Schutz des Leuchtfeuers wurde um es herum eine Dalbenreihe gerammt. Schließlich musste noch der Zugangssteg zur Kreisstelle montiert werden, der auf der Schott- und Rohrwand angebracht wurde.
Besonderheiten der Bauleistung
Die Herausforderungen bei der Erstellung des Bauwerks lagen in der Logistik, im Umgang mit dem Bestand und seiner besonderen Lage. Der Molenkopf liegt in exponierter Lage in der Nähe der Schifffahrtsrouten, die Bauarbeiten fanden während des Betriebs der Schleusen statt. Daraus folgten Einschränkungen im Baufeld und in den Möglichkeiten, die Baustelle zu beliefern. Es gab keinen Landweg für größere Fahrzeuge und der Schiffsverkehr schränkte die wasserseitige Zubringung ein. Durch die Lage der Mole auf der Elbseite der Schleuse war der Bauort tidebeeinflusst. Dies galt es, bei Schweiß- und Montagearbeiten zu berücksichtigen. Zur sicheren Herstellung der Wand wurden die Rammarbeiten mittels mäklergeführtem Gerät durchgeführt. Probebelastungen waren nicht vorgesehen und spiegelten sich durch den Ansatz erhöhter Teilsicherheitsbeiwerte in der statischen Bemessung wieder. Zur Ausführung waren in der Spundwandtrasse Lockerungsbohrungen notwendig.
Anpassung durch Bestandspfähle
Die genaue Lage des Bestandes war teilweise schwer ermittelbar – Aufmaße der sichtbaren bzw. unter Wasser liegenden Bereiche gaben keinen Aufschluss über den Gründungsbestand im Erdreich. Deshalb konnte nur ansatzweise festgestellt werden, ob sich der Bestand im Laufe der Zeit verschoben oder in sich verdreht hatte.
Hierdurch ergaben sich für die Ausführungsplanung im Bereich der alten Mole die größten Schwierigkeiten. Eine Folge war die Verschiebung der Schottwand zwischen zwei Pfahlreihen und die damit einhergehende Reduzierung der Rammhindernisse. Trotz entsprechender Vorbereitung und Planung der Lage der Spundwand gab es eine Schiefstellung beim Einbringen des ersten Rohres an der Schottwand. Um auf die vorhergesehene Rammtrasse zu gelangen, mussten infolgedessen weitere fünf Rohre mit angepassten Neigungen eingebaut werden. Ebenso war in der Schottwand eine Füllbohle durch eine Keilbohle zu ersetzen. Auch die Abdichtung in den beiden Seitenbereichen der alten Mole bedurfte einiger Anpassungen, und war nicht mit Standardprofilen zu lösen. Der Einbau der Gründungsrohre der Kreiszelle erfolgte mit erhöhten Anforderungen an die Genauigkeit, da das Halbfertigteil mit entsprechend vorbreiteten Aussparungen aufgesetzt werden musste.
Fazit
Trotz schwieriger Randbedingungen wurde die Mole 2 in der vorgesehenen Bauzeit hergestellt. Die Montage der Bauteile verlief reibungslos. Inzwischen konnte das alte Leuchtfeuer wieder auf der Mole 2 installiert werden.
Autor: Thorsten Harms, F+Z Baugesellschaft, T.Harms@FZ-Baugesellschaft.de
Thorsten Harms