Die Übernahme der Schlepper-Reederei URAG durch die spanische Boluda-Gruppe hat personelle Konsequenzen: Die bisherigen Geschäftsführer Rohrssen und Woerheide müssen gehen.
Boluda-Manager Antonio Bordils Montero bestätigte der HANSA, dass er selbst die Geschäftsleitung ü[ds_preview]bernehmen wird. Betroffen sind die Unterweser Reederei GmbH, Lütgens & Reimers Schleppschifffahrt GmbH und URAG International GmbH. Carsten Rohrssen und Gerhard Woerheide hätten ihre Posten bereits zum 13. Dezember abgegeben, heißt es seitens Boluda.
»Auch wenn wir traditionell immer mit einem lokalen Management gearbeitet haben, glauben wir, dass es in diesem Fall besser ist, die Kontrolle selbst zu übernehmen«, erklärte Bordils. An der bisherigen Strategie soll sich jedoch nichts ändern, man werde auch künftig unter deutscher Flagge operieren.
Die Boluda Corporación Marítima hatte im Februar 100% der Anteile an den deutschen Unternehmen erworben und 18 Schlepper in sieben deutschen Häfen sowie 140 Mitarbeiter übernommen. Die HANSA hatte bereits Anfang Dezember exklusiv berichtet. Über Kaufpreis und Übernahmebedingungen wurde nichts bekannt.
Damit stiegen die Spanier in den Schleppbetrieb in der Nordrange ein. Bislang war das Unternehmen, dessen Geschichte bis 1837 zurückreicht, mit einer Flotte von mehr als 200 Schleppern in den wichtigen Häfen Spaniens, in Frankreich, in Nordafrikas sowie in Lateinamerika aktiv. Außerdem werden Offshore-Schlepp- und Seenot-Rettungsdienste angeboten.
Im spanischen Markt könnte Boluda demnächst Konkurrenz bekommen. So hat die Reederei Fairplay nach der Fusion mit Bugsier angekündigt, den Markt ins Visier nehmen zu wollen.
URAG, gegründet 1890, wie auch L&R, bereits 181 Jahre alt, waren zuvor finanziell angeschlagen. Beide Unternehmen gehörten zur Linnhoff Schiffahrt von Klaus Thesenfitz. Dieser hatte zuletzt operative Verluste in Höhe von bis zu 500.000 € im Monat ausgleichen müssen – und daran zunehmend die Lust verloren. So waren erst einzelne Schlepper der URAG und dann beide Unternehmen zum Verkauf gestellt worden.
Der Kostendruck durch die Reederei-Kunden und die zunehmende Konkurrenz durch grenzüberschreitende Kooperationen waren enorm gewachsen. Das im Dezember 2014 verkündete 50:50-Joint-Venture zwischen Smit und Kotug verfügt über 65 Schlepper in elf europäischen Häfen. Auch Svitzer mischt kräftig mit. Dank der Zugehörigkeit zur Maersk-Gruppe profitiert das Unternehmen von der Nähe zur Konzernmutter und deren Marktdominanz in den Häfen. Vom Sitz in Kopenhagen aus geht Svitzer mit 430 Schiffen weltweit auf Expansionskurs, seit 2014 auch in Bremerhaven.