Der Kurzstreckenseeverkehr hat mit der ECA-Regulierung eine der größten Herausforderungen hinter sich gebracht. Künftig wird »Zero Emission« das wichtigste[ds_preview] Ziel sein – mit welchen Mitteln, wird sich noch zeigen müssen.

Markus Nölke, Geschäftsführer beim Branchenverband ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Center (SPC) bewertet die Umstellung in der Industrie als Erfolg, immerhin habe etwa das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrpgraphie (BSH) bestätigt, dass sich die Luftreinheit in Nord- und Ostsee gebessert habe: »2014 war die große Sorge, dass es zu Transportverlagerungen auf die Straße kommen wird, wenn Shortsea-Verkehre durch Umrüstungen teurer würden. Das hätte auch neue Überkapazitäten bedeuten können. Das ist aber nicht passiert.« Ein Grund dafür sei der gefallene Ölpreis gewesen, der die Attraktivität von Seetransporten erhöht habe.

Bei der Umstellung griffen die Reedereien auf unterschiedliche Maßnahmen zurück. Einige ließen Abgaswäscher (Scrubber) einbauen, andere wie die finnische Reederei Containerships oder die deutsche Reederei Wessels setzen auf LNG, wieder andere verstärkt auf MGO. Es gebe keine Pauschallösung, so Nölke.

LNG als Kraftstoff ist seit einiger Zeit in aller Munde, zuletzt wuchs auch die Zahl konkreter Projekte. »Es geht auch im Shortsea-Markt nicht mehr um die Sinnhaftigkeit von LNG, sondern um die Massentauglichkeit«, meint der SPC-Geschäftsführer.

Die größten Stolpersteine liegen nach Ansicht der meisten Beobachter in der landseitigen Infrastruktur. Nölke nennt die nötigen Umsetzungen die »nächste Phase«. Prinzipiell bewertet er LNG aber ohnehin nicht als das Mittel der Zukunft: »LNG ist die Gegenwart, aber eher eine Brückentechnologie. Künftig wird es immer stärker um Zero Emission gehen.« Darauf müsse sich die Schifffahrt auf jeden Fall einstellen.

Im Fährbereich setzen diverse Reedereien auf Batterietechnologien, um Emissionen einzusparen oder komplett zu verhindern. Aber auch diese Technologie ist noch nicht »massentauglich«, weil Speicherkapazität und Platzbedarf an Bord noch Schwierigkeiten darstellen. »Es ist noch nicht absehbar, wann man in diesem Bereich zu Lösungen für die ganze Branche kommt«, meint Nölke. Er verweist auf die Innovationsfähigkeit der Industrie. Man könne sich ohnehin noch nicht festlegen. »Vielleicht gibt es in ein paar Jahren ganz andere Lösungen und Möglichkeiten.«

Auch in der Diskussion um Großcontainerschiffe, deren Ladung nicht mehr gefeedert wird, sondern die direkt in die Ostsee fahren, bleibt er gelassen. »Wir sollten abwarten, wie sich das entwickelt. Ich bin nicht sicher, dass dies ein dauerhafter Trend ist. Ein Grund für die Direktfahrten war schließlich, dass die Linien in der Krise ihre Schiffe nicht voll bekommen haben und so für Beschäftigung sorgen konnten.«