Der dänische Schifffahrtskonzern A.P. Møller-Mærsk will sich bei der Digitalisierung der Schifffahrt an die Spitze setzen. 2,5–3 Mrd. $ schlummern in der Kriegskasse. Statt weitere Neubauten zu ordern, sollen Blockchain & Co für Wachstum sorgen. Von Krischan Förster
Das Ziel ist ambitioniert. Man wolle der erste »Integrator« in der Containerlogistik werden, sagte Finanzchef und Chefstratege Jacob Stausholm bei[ds_preview] den Capital Market Days in Kopenhagen. »Wir sind für den anstehenden Transformationsprozess weitaus besser gerüstet als andere Unternehmen«, sagt er.
Branchenführer in der Containerschifffahrt ist man längst, mit der Übernahme von Hamburg Süd stieg der globale Marktanteil auf 20%, in manchen Fahrtgebieten liegt er noch weitaus höher bei 34% (Afrika) oder 35% (Lateinamerika). Natürlich werde man das weltumspannende Liniennetz und die Häfenanläufe jetzt weiter optimieren. So sind mehr Direktrouten zu den ausgewählten Hubs geplant, der Transshipment-Anteil soll im Gegenzug sinken, kündigte Anders Boenaes an, Head of Network Planning bei Mærsk.
Mehr noch geht es künftig aber darum, die eigene Liefer- und Wertschöpfungskette zu verlängern, nicht nur Transporteur, sondern auch Logistikdienstleister jenseit der Schifffahrtsrouten und Häfen zu sein. Geschäftssparten wie Tanker, Öl und Drilling passen da nicht mehr ins Konzept. »Wir wollen wachsen, wo wir schon groß sind«, sagt Stausholm. Stattdessen haben sich die Dänen mit den IT-Giganten IBM und Microsoft verbündet.
Digitalisierung und Blockchain sind dabei zwei der Schlüsselbegriffe, wenn es künftig darum geht, die vorhandenen Datenströme besser zu nutzen und Werte herauszufischen. Mit dem Ausbau der IT-Infrastruktur und neuen digitalen Produkten will man sich von den Wettbewerbern absetzen. »Die Kunden erwarten von uns einen umfassenden Service einschließlich neuer digitaler Produkte, am besten alles aus einer Hand und mit einer Lieferung von Tür zu Tür«, sagt Stausholm. Inklusive Erledigung aller Zollformalitäten, Versicherungsfragen und Finanzierungen, Hinterlandtransporten und Depot-Diensten. Der Containertransport soll für die Industriekunden künftig so unkompliziert und transparent werden wie es eine Online-Bestellung bei Amazon & Co für Privatkunden heute schon ist. Mærsk will damit eine Art DHL oder FedEx auf See werden.
Das Potenzial sei enorm, sagen die Experten. 20% aller heute anfallenden Kosten könnten vermieden und der Welthandel um 15% gesteigert werden, wenn bestehende Hindernisse und Mängel in den Lieferketten beseitigt würden.
Dafür wird das Unternehmen umgebaut, erhält ein übergreifendes Management und eine neue Segmentstruktur: Ocean (Mærsk Line, Hamburg Süd), Terminal & Tugs (APM Terminal, Svitzer), Logistics & Services (Damco, Regionalbüros, Finanzierung & Versicherung) sowie Manufacturing. Das nicht zu »Ocean« gehörende Geschäft soll dabei überproportional wachsen. Wo immer es passt, sollen Aktivitäten der unterschiedlichen Unternehmenseinheiten gebündelt werden. In drei bis fünf Jahren, so hofft man in Kopenhagen, könnte der Transformationsprozess vollendet sein. »Einfach wird es nicht«, sagt Stausholm. »Aber wir glauben an den Erfolg.«
Der Anfang ist mit einer industrie-offenen Blockchain-Plattform des Joint Ventures von IBM (49%) und Mærsk (51%) gemacht. Hersteller, Spediteure, Reedereien, Häfen, Terminals und Behörden sollen mit an Bord geholt werden, um in dem Blockchain-System relevante Daten allen Beteiligten zugänglich zu machen – transparent und in Echtzeit. Die Zeiten, in denen es für jeden Container bis zu 200 unterschiedliche Begleitpapiere gab, sollen dann vorbei sein.
Krischan Förster