Multi & Purpose

Die globale MULTIpurpose-, also MehrZWECKschifffahrt ist eine bunte Familie. »Multi« und »Zweck« sind dabei die zentralen Charakteristika, die dank der[ds_preview] Flexibilität im Ladungsmarkt als großer Vorteil betrachtet werden. Offenbar eine Ansichtssache, andere sagen: Sie sind Segen und Fluch zugleich.

Denn »multipurpose« heißt zum einen »für viele Ladungen und Routen« zweckdienlich, ein MPP-Schiff ist sozusagen ein Multitalent. Andererseits bedeutet es aber auch, dass die Branche in der multipolaren Schifffahrtswelt einer multiplen Konkurrenz ausgesetzt ist, zu beobachten an dem seit Jahren andauernden Druck aus der Bulker- und Containerbranche. Es sind eben Zeiten, in denen jeder sehen muss, wie er den Markt für seine Zwecke nutzen kann. Absolut zweckgebunden ist dann kein Schiff mehr so wirklich, eher werden die Flotten zweckentfremdet oder zumindest vorübergehenden multi-optional angepasst.

Doch lamentieren ist zwecklos – wenngleich Zweckoptimismus auch nur bedingt weiterhilft. Auf der »Breakbulk Europe« in Bremen wird sich die Branche intensiv mit sich beschäftigen. Wer weiß, vielleicht geht daraus die eine oder andere neue Zweckehe hervor?

Der Selbstbezug ist wichtig für die MPP-Schifffahrt. Den externen Rahmen kann sie ohnehin nicht beeinflussen. Von der global-wirtschaftspolitischen Gemengelage sollen aber im Idealfall zweckgebundene Investitionen ausgehen. Als Multi-Vitamine gelten ausländische Direktinvestitionen (FDI), wenn sie als »Greenfield«-Projekte zu Industrie- oder Infrastrukturmaßnahmen führen, die Transport von Anlagen, Stahl oder Maschinen auslösen. Doch wie so oft sind die multiplen Hoffnungen vage. Es bleibt abzuwarten, was tatsächlich kommt. Zu lange schon wartet man – Stichwort Zweckoptimismus – auf den großen Startschuss, etwa in Afrika.

Auf der keineswegs zwecklosen Suche nach Basis-, Nischen- oder alternativen Märkten gehen die Akteure die unterschiedlichsten Wege: Kontrakte, Zweckverbände, Kooperationen, multifunktionale Allianzen. Andere setzen auf ein multiples Set-Up, siehe AAL als ehemals vor allem regionaler Carrier mit der jüngsten multi-regionalen Initiative. Oder siehe Zeaborn mit Container- und Shipmanagement-Expansionen. Oder siehe Thorco mit der Ausgründung einer Bulk-Tochter.

Der Zweck soll dabei die multiplen Mittel heiligen. Nicht jeder traut sich, derartige Wege zu – oder hält sie für zielführend. Ob diese Multi-Organismen dauerhaft lebensfähig sind, oder zu einer »multiplen Persönlichkeitsstörung« führen, ist entsprechend umstritten.

Diese HANSA zeigt einen Strauß von Einschätzungen. Zweckoptimismus spielt dabei auch eine Rolle. Ein multipler Fragenkatalog wabert durch die Kontore. Lässt der Druck von Containern und Bulkern nach (Drewry)? Bremst ausgerechnet China den Stahlhandel aus (World­steel)? Sind Südamerika (BBC) oder doch eher Australien und Afrika (SAL) die größten Hoffnungsträger? Gewinnt am Ende der Stärkste oder der Anpassungsfähigste? Gehen die jüngsten Kooperationen (BBC/Jumbo, SAL/RollDock) auf?

Am Ende wird entscheidend sein, wer »Multi« und »Purpose« am effektivsten unter einem Dach vereint.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Michael Meyer


Michael Meyer