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Die weltgrößte Linienreederei gibt ihre Containerfabrik in Südamerika auf – kaum drei Jahre nach Eröffnung.

Es war eine kleine Sensation, als Maersk Ende 2011 den Bau einer neuen Containerfabrik nur für Kühlcontainer in San Antonio in Chile bekanntgab. Durch die Produktion vor Or[ds_preview]t sollte es gewaltige Kostenentlastungen für Exporteure von Agrar- und Frischeerzeugnissen in Lateinamerika geben. Denn bis dato wurden Kühlcontainer, wie sie für Bananen, Melonen oder Rindfleisch erforderlich sind, nur in Asien gefertigt und mussten erst teuer leer nach Südamerika transportiert werden, um erstmals mit geeigneter Ware beladen zu werden. Gestern Nacht dann kam der Paukenschlag aus Kopenhagen: Die Container-Produktion in San Antonio wird per sofort eingestellt, bis zu 1.200 Beschäftigte verlieren ihren Job. Dabei ist es gerade einmal zweieinhalb Jahre her, dass dort die ersten Reefer-Boxen ausgeliefert wurden.

smart containers listen and talk maersk line mci»Nach sorgfältiger Prüfung sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Konsolidierung der Aktivitäten an einem Standort eine bessere Kapazitätsauslastung und eine vereinfachte Kostenstruktur ermöglicht«, erklärte der Chief Executive Officer der Maersk-Tochtergesellschaft Maersk Container Industry, Sean Fitzgerald. Die Reefer-Fertigung soll ab sofort wieder allein im chinesischen Qingdao konzentriert werden – einem von zwei Standorten der Firma. Dort läuft die Produktion bereits seit 1998. Beliefert wird nicht nur die Maersk Line, die laut der Marktforschungsfirma Dynamar weltgrößter Reefer-Carrier ist mit über 350.000 Kühlcontainern (inkl. Hamburg Süd) im Einsatz – sondern auch andere Carrier wie Hapag-Lloyd oder Chiquita/Great White Fleet.

Der Schließungsprozess in San Antonio wird nach Angaben einer Sprecherin wahrscheinlich bis Ende 2019 dauern. Der Konzern wolle einer kleinen Gruppe von Mitarbeitern für die Übergangszeit befristete Stellen anbieten.

»Enttäuschenden Absatzmengen«

Maersk hatte eigenen Angaben zufolge Investitionen von insgesamt 200 Mio. $ für die Container-Fabrik in Chile vorgesehen. Ziel war es, die Produktion langfristig auf bis zu 40.000 Reefer-Container auszweiten. Der Aufbau gestaltete sich aber sehr schwierig. Der Konzern hatte Probleme damit, vor Ort die nötigen Zulieferer von Rohstoffen und Komponenten für das Werk anzusiedeln. Deshalb habe sich die Produktion vor Ort als nicht konkurrenzfähig erwiesen, wie es heißt.

Im Maersk-Geschäftsbericht 2017 ist von »enttäuschenden Absatzmengen« die Rede und davon, dass der Produktionshochlauf in Chile das Ergebnis der Maersk-Containersparte negativ beeinflusst habe. Im Oktober vergangenen Jahres lag die Produktion in San Antonio wegen eines Tarifkonflikts sogar mehrere Wochen flach. Die Arbeiter kehrten erst Anfang November zurück, nachdem ein neuer Zweijahresvertrag mit den Gewerkschaften unterzeichnet wurde. Trotzdem hatte Maersk Container Industry insgesamt deutlich besser abgeschnitten als im Vorjahr – mit einem Gewinn von 38 Mio. $ gegenüber 55 Mio. $ Verlust im Jahr 2016. Generell habe der Kostendruck im Containergeschäft zugenommen. „Die Preise für neue Reefer-Container sind gesunken. Andererseits ist Chile mit seinen Arbeitskosten ein teurer Standort“, erklärte Dirk Visser, Berater bei Dynamar. In dieser Hinsicht wäre Peru wohl ein günstigerer Standort für die Ansiedlung gewesen.
(mph)