Binnen Jahresfrist ist die KfW IPEX-Bank mit einem Kreditportfolio
von 13,9 Mrd. € zur führenden schiffsfinanzierenden Bank in Deutschland aufgestiegen. Künftig will die Tochtergesellschaft der Förderbank KfW verstärkt auf eine »grünere« Schifffahrt setzen, schreibt Krischan Förster
Dabei ist die anhaltende Schifffahrtskrise auch an der KfW IPEX-Bank nicht spurlos vorübergegangen. Um 3,2 Mrd. € war das Kreditvolumen[ds_preview] im vergangenen Jahr gegenüber 2016 geschrumpft, auch das Neugeschäft hat sich erheblich reduziert. Für den Bereich Maritime Industrie waren es noch 1,6 Mrd. € – ein Drittel weniger als im Vorjahr. Als Gründe für die Abschwächung nannte die Bank seinerzeit die Wertminderung des US-Dollars (–14 %) im Vergleich zu 2016, die verstärkten Aktivitäten alternativer Finanzakteure vor allem in Asien und die Verzögerung eines großen Abschlusses ins Jahr 2018,, .
Und dennoch reichte es – quasi ohne eigenes Wachstum – um an den bisherigen Platzhirschen HSH Nordbank (5,5 Mrd. € nach Verkauf) und NordLB (zuletzt 12,1 Mrd. €) vorbeizuziehen. Bei uns gibt es kein Abbau-Szenario«, sagt Holger Apel, Leiter der Sparte »Maritime Industrie«. Die Schiffsfinanzierung bleibe »in jedem Fall« ein wichtiges Geschäftsfeld, wenn auch mit der »gebotenen Vernunft«. »Wir schauen uns genau an, was wir ins Portfolio nehmen«, so Apel. Also Kreuzfahrt ja, Offshore derzeit eher nein.
Auch in diesem Jahr sei ein Neugeschäft in der Größenordnung von 2–3 Mrd. € geplant. Künftig will die auf Export- und Projektfinanzierungen ausgerichtete KfW IPEX-Bank mehr denn je nachhaltige Konzepte unterstützen, also Maßnahmen, die der Effizienzsteigerung im Schiffsbetrieb und der Reduzierung von Emissionen dienen. Damit baut sie für ihren Geschäftsbereich eine Strategie weiter aus, die von der KfW-Bankengruppe schon seit längerem zu einer wichtigen Maxime erhoben wurde.
Nachhaltigkeit sei geradezu »Teil der DNS« der Förderbank, heißt es seitens der KfW. Der Anteil im Bereich »Green Finance« sei KfW-weit von 31% im Jahr 2010 auf inzwischen 43% gestiegen. In den vergangenen zehn Jahren seien rund 280 Mrd. € in diesen Schwerpunkt geflossen. Damit sei die KfW international führend bei Umwelt- und Klimaschutzfinanzierungen. Mehr noch: »Wir sehen für uns dabei sogar neue Möglichkeiten jenseits des reinen Neubaugeschäfts«, sagt Apel.
Eigene Überlegungen hatten schon vor Monaten die Chancen aufgezeigt, die auf der Finanzierungsseite durch die neuen Regularien zum Klimaschutz oder zur Ballastwasserbehandlung entstünden. Nachdem es den Reedern in der Krise »schwer gefallen« sei, Geld in Retrofits oder gar in Neubauten zu investieren, sei jetzt der »point of no return« erreicht, sagt der IPEX-Banker. Für die Nachrüstung der verbleibenden Flotte von weltweit insgesamt rund 50.000 Seeschiffen müsse auf Reederseite erheblich investiert werden, von einem mittleren zweistelligen Milliardenbetrag ist die Rede. »Mit Neubauten allein sind die von der IMO gesetzten Vorgaben nicht zu erfüllen«, sagt Apel.
Allein die Installation eines Scrubbers schlage mit rund 5 Mio. € zu Buche, bei einem Ballastwasser-Managementsystem sei es in etwa die Hälfte. Die Bank muss sich laut Apel für Retrofit-Projekte nicht neu erfinden, das vorhandene Finanzierungsinstrumentarium reiche dafür völlig aus. »Aber wir wollen natürlich den Finger heben und auf die vielen Möglichkeiten hinweisen«, so Apel. Auch LNG als Kraftstoff gehöre dazu – mit dem Einsatz in Kreuzfahrtschiffen ist nach Apels Ansicht der Durchbruch geschafft. Andere Zukunftskonzepte könnten auch reine Elektroantriebe und die Brennstoffzelle einschließen. Man sei derzeit in einer Art »evolutionären« Phase mit einigen Parallelentwicklungen, »wir werden am Ende sehen, was sich durchsetzt.«
Gerade die Zulieferindustrie werde von der technologischen Entwicklung profitieren, viele der am Markt bereits etablierten Lösungen stammten aus Deutschland und aus anderen europäischen Ländern. Darin liege eine Chance für die deutsche Exportinitiative GeMaX (German Maritime EXport Initiative), zu deren Gründungsmitgliedern die KfW IPEX-Bank zählt.
Aber auch die Bank selbst will die Richtung mitbestimmen. Erst jüngst war sie als erste deutsche Bank der Initiative für »Responsible Ship Recycling Standards« beigetreten. Künftig wird eine Klausel zur umweltgerechten Verschrottung von Schiffen Teil der Kreditverträge. Zur Initiative gehörten bislang weltweit acht Mitglieder – die Banken ABN Amro, ING, NIBC, Nordea, DNB, SEB sowie Export Credit Norway.
Die RSRS-Initiative strebt die Aufnahme von Klauseln zur Verschrottung nach internationalen Standards (u.a. »Hongkong Convention«) in Kreditverträgen an. Ziel ist es, dass Reeder beim Abwracken ihrer Schiffe auf die Einhaltung von Mindeststandards bei Arbeits- und Umweltschutz achten. Eine Klausel soll zudem die Verpflichtung des Eigners beinhalten, in einem »Grünen Pass« alle gefährlichen Materialien aufzulisten, die im Schiff verbaut sind.
Noch sind die Vorgaben nicht verbindlich, sondern müssen mit den Kunden verhandelt werden. Doch der Klimaschutz spiele in der öffentlichen Debatte eine immer größere Rolle. »Ich bin daher zuversichtlich, dass auch in der Schifffahrt ein Umdenken einsetzt«, so Apel. Die Bank will den Prozess mit Überzeugungsarbeit beschleunigen und sucht sich für entsprechende Finanzierungen Partner wie Euler Hermes als Kreditversicherer. »Wir wollen damit signalisieren«, sagt Apel, »dass die KfW IPEX-Bank genau der richtige Ansprechpartner ist, wenn es um nachhaltige Investitionen geht.«
Krischan Förster