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Durch verschärfte Grenzwerte und Klimaziele sieht die Klassifikationsgesellschaft DNV GL gravierende Herausforderungen auf die Schifffahrt zukommen. Steigende Effizienz und geringere Emissionen werden den Wettbewerb entscheiden, schreibt Krischan Förster

Die Schifffahrt gerate unter einen zunehmenden Druck zur Dekarbonisierung. Dies erfordere den Einsatz von umweltfreundlichen Brennstoffen und ressourcenschonenden Technologien, schreibt[ds_preview] DNV GL in seiner neuesten Studie zum Energiemix der Zukunft. Nach den Vorgaben der IMO sollen die gesamten Treibhausgas-Emissionen der Schifffahrt bis 2050 im Vergleich zu 2008 mindestens um 50% reduziert werden.

Der Einsatz von »Klima-neutralen« Kraftstoffen sei unerlässlich, um diese Ziele zu erreichen. Die Auswahl eines geeigneten Kraftstoffs werde darauf hinauslaufen, einen Kompromiss zwischen den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Optionen zu finden, heißt es im »Energy Transition Outlook« in seiner Neuauflage für 2018. Preise, Verfügbarkeit und Verlässlichkeit seien dabei entscheidende Kriterien – bei gleichzeitiger Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und einer Effizienzsteigerung im Schiffsbetrieb.

DNV GL hat dazu ein neues Berechnungsmodell entwickelt, mit dessen Hilfe ein neues Schiffsdesign in den Vergleich zur Bestandsflotte gestellt werden kann. Anhand von Kraftstoff- und Technologieoptionen wird errechnet, wann die Investitionskosten wieder eingespielt sind. »Investitionen in Energieeffizienz und eine reduzierte CO2-Bilanz über die bestehenden Standards hinaus können die Wettbewerbsfähigkeit eines Schiffes über die gesamte Lebensdauer steigern«, heißt es. Im Gegenzug seien Eigentümer von älteren Schiffen mit hohen Emissionen »in den Jahren 2030 und 2040 erheblichen Marktrisiken ausgesetzt«.

In ihrer Prognose geht die Klassifikationsgesellschaft in den Jahren 2016-2030 von einem Anstieg des Seeverkehrs um 32% (in t/sm) aus. Der Anstieg betreffe alle Segmente mit Ausnahme des Transports von Rohöl und Ölprodukten. Im Vergleich dazu wird für 2030-2050 ein Wachstum von lediglich noch 5% erwartet.

Das größte relative Wachstum verzeichnen die Segmente Gastanker und Containerschifffahrt, für die bis 2050 eine Verdreifachung bzw. Verdoppelung des Transportvolumens eintreten könnte.

Im Massengut-Sektor werde es im gesamten Prognosezeitraum ein anhaltendes Wachstum  um insgesamt 39% geben. Der Bulk-Sektor bleibt damit das größte Schiffssegment, wobei jedoch der größte Teil des Wachstums in den ersten 20 Jahren  erwartet wird. Für Eisenerz wird bis 2030 ebenfalls ein Anstieg des Volumens erwartet, der einen erwarteten Rückgang des Kohletransports mehr als ausgleichen sollte.

Der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch pro Tonne/Meile werde um 30% sinken – durch Energieeffizienzmaßnahmen, eine Optimierung des Rumpfdesigns und Verringerung der Geschwindigkeit um etwa 5%. Der Verbrauch soll erheblich zwischen den verschiedenen Segmenten variieren, abhängig von der Schiffsgröße und den gefahrenen Geschwindigkeiten.

Auf Containerschiffe (28%) und Bulker (19%) entfällt der Studie zufolge der größte Anteil am Gesamtenergieverbrauch in 2050. Dieser wird von rund 11 Exajoule (EJ) im Jahr 2016 in der Spitze auf fast 13 EJ im Jahr 2035 steigen und danach wieder bis auf 11 EJ im Jahr 2050 sinken.

Im Energiemix würden klimaneutrale Kraftstoffe bis 2050 einen Anteil von 39% erreichen, heißt es, gefolgt von fossilen Brennstoffen wie Marine-Gasöl und HFO mit zusammen 33%. Flüssiggase (LNG und LPG) kommen dann zusammen auf 23%. Ab Mitte des Jahrhunderts spielen schließlich Batterien eine größere Rolle und werden auf einem Drittel aller Neubauten zum Einsatz kommen. In Verbindung mit Landstrom werden dann 5% des weltweiten Energiebedarfs in der Schifffahrt gedeckt.

Der Gesamtverbrauch beläuft sich 2050 auf 270 Mtoe (million tonnes of oil equivalent), davon entfallen 90 Mtoe auf HFO/MGO, 60 Mtoe auf LNG, 100 Mtoe auf klimaneutrale Kraftstoffe und zusätzlich 160 Terawattstunden (TWh) auf Strom.


Krischan Förster