Störfeuer zum Sulphur Cap

Das Jahr 2020 wird für die Schifffahrt zweifellos zu einer Zäsur. Die von der IMO vorgegebenen neue Grenzwerte für den[ds_preview] Schwefelgehalt des Kraftstoffs stellen alle Beteiligten der maritimen Wirtschaft vor immense Herausforderungen, nicht nur Reeder, sondern auch Zulieferer, Dienstleister und Bunkerlieferanten – technologisch und auch finanziell. Sie alle haben viel zu verlieren oder auch zu gewinnen.

Just vor der nächsten Sitzung des IMO-Ausschusses für den Schutz der Meeresumwelt (MEPC) kommt massives Störfeuer aus Washington. US-Präsident Donald Trump will offenbar die Einführung des »Sulphur Cap« deutlich hinauszögern. Ein weiteres Abkommen nach Freihandelsvertrag TTP, Pariser Klimaschutzabkommen und Atom-Abkommen mit dem Iran, das torpediert werden soll. Die USA bleiben damit auf ihrem protektionistischen Irrweg, der nicht zuletzt durch die jüngst wieder in Kraft gesetzten Iran-Sanktionen die Schifffahrt ohnehin schon nachhaltig belastet.

Der US-Präsident ist dieses Mal aber eher von innenpolitischen Gründen getrieben. Er sorgt sich nicht etwa um den Seehandel, nicht einmal um die US-Wirtschaft, sondern fürchtet um seine Wiederwahl, sollten die Ölpreise und damit die Benzin- und Heizölkosten für die Verbraucher im »Land of the Free« tatsächlich wie vorhergesagt steigen. Das wäre zweifellos Gift für eine neuerliche Kampagne ums Weiße Haus. Denn tatsächlich dürfte die Umstellung auf schwefelarme Produkte ein Klettern der Öl-Preise auf mehr als 100 $ je Barrel befördern.

Kippen kann Trump die Beschlüsse der IMO letztlich nicht, sie sind bindend. Aber er kann den Fortgang behindern. Vor allem aber gießt er Öl ins Feuer und ermutigt die Zauderer und Zögerer, die eine stufenweise Einführung samt Übergangsphase für neue Grenzwerte und schwefelarme Kraftstoffe fordern. Daher ist es höchste Zeit, die Debatte zu beenden.

Alles andere wäre wenig zielführend und unfair gegenüber allen Reedereien, die rechtzeitig massiv investiert oder anderweitig Vorsorge getroffen haben. Man nehme nur mal die vielen Bulker-Eigner, die ihre Flotten mit Scrubbern ausrüsten werden, weil sie sich davon nach 2020 einen Wettbewerbsvorteil versprechen. Bei einer Verzögerung würde ihr Geldeinsatz einfach verpuffen.

Zu den Hausaufgaben der IMO und der weltweiten maritimen Gemeinschaft gehört dann aber auch, auf die offenen Fragen schnellstmöglich befriedigende Antworten zu geben. So muss die globale Versorgungssicherheit mit schwefelarmen Kraftstoffen gewährleistet sein, um nur ein Thema zu benennen. Doch ganz nebenbei: Dies ist nur der erste Schritt auf dem Weg zu einer klimafreundlicheren Schifffahrt – die für 2050 ausgegebenen Ziele sind weitaus ambitionierter. Auch hier werden demnächst Weichen gestellt, die den gesamten Sektor erfassen werden.

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Viel Spaß beim weiteren Lesen wünscht


Krischan Förster – Chefredakteur