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Einleitung

Ziel der International Conference on Coastal Engineering (ICCE) ist es, den akademischen und technischen Austausch über küstenbezogene[ds_preview] Studien zu fördern und ein breites Themenspektrum abzudecken, darunter küstennahe Wellen und Strömungen Küstenstrukturen, Sedimenttransport, Küstenmorphologie, Naturgefahren und Küstenmanagement.

Die erste Konferenz fand 1950 in Long Beach, CA, USA, statt. Die ursprüngliche Motivation dieser Konferenz findet sich am besten im Vorwort dieser ersten Konferenz: »Die Konferenz über Küsteningenieurwesen wurde ursprünglich als ein lokales Treffen von Ingenieuren und Wissenschaftlern konzipiert, die sich für Küstenprobleme interessieren. Das Ziel war es, Ingenieuren zu helfen, indem sie den derzeitigen Stand der Technik und der Wissenschaft im Zusammenhang mit der Planung von Küstenarbeiten zusammenfassen«.

Die ICCE-Konferenzen waren schon immer eine der führenden Konferenzen und bildeten die wissenschaftliche Grundlage für den Austausch aktueller Kenntnisse und Informationen über technische, pädagogische, wissenschaftliche und berufliche Fragen, die speziell für die Probleme der Küsteningenieurwesen und der Küstenumwelt von Bedeutung sind. Die Konferenzserie führt Ingenieure aus der Praxis und Wissenschaftler zusammen, regt zu Diskussionen an und sorgt dafür, dass Erkenntnisse und Ergebnisse aus der Wissenschaft in die praktische Anwendung der Ingenieure einfließen. Andererseits führt der Austausch mit Vertretern aus der Praxis auch dazu, das offene Fragen und Wissenslücken aus der Praxis an die Wissenschaft zurückgemeldet und neue, für die praktische Anwendung relevante Forschungsfragen aufgebracht und erörtert werden.

36th ICCE 2018 in Baltimore

Die 36th ICCE 2018 fand vom 30. Juli bis 3. August in Baltimore, Maryland, USA, statt. Zentrales Thema der Konferenz sind der aktuelle Stand der Technik und der Wissenschaft der Küsteningenieurwissenschaften. Diese Konferenzserie findet alle zwei Jahre statt unter der Schirmherrschaft des Coastal Engineering Research Council (CERC) des Coasts, Oceans, Ports and Rivers Institute (COPRI) der American Society of Civil Engineers (ASCE).

Die Veranstaltungsstadt Baltimore liegt ca. 60 km nordöstlich von Washington, D.C., (Abb. 1) an der Mündung des Patapsco River in die Chesapeake Bay. Mit ca. 615.000 Einwohnern ist Baltimore einer der bedeutendsten Seehäfen in den USA. Im Rahmen der Konferenz fand ein Besuch National Aquarium in Baltimore statt. Mit der Mission, zum Erhalt der weltweiten Wasserschätze beizutragen, wird das Aquarium regelmäßig als eines der drei besten Aquarien der Nation eingestuft und hat seit seiner Eröffnung über 51 Millionen Gäste empfangen. Es ist Marylands größte kostenpflichtige Touristenattraktion mit mehr als 20.000 Fischen, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Meeressäugern. Die naturnahe Gestaltung der einzelnen Lebensräume im National Aquarium wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Den Vorsitz über die Konferenz führten in diesem Jahr Professor Nobuhisa Kobayashi von der Universität von Delaware, Newark, USA. Der Ko-Vorsitzende ist Professor Robert A. Dalrymple von der Johns Hopkins Universität, Baltimore. Er hat auch eine sehr interessante und umfassende Keynote-Vorlesung über die Zukunft des Küsteningenieurwesen vor dem Hintergrund der bevorstehenden Herausforderungen durch den Klimawandel gehalten.

Die über 1000 Teilnehmer an der ICCE 2018 kamen aus aller Welt, hauptsächlich jedoch aus Nord- und Südamerika, Europa und Ostasien. Gleich am 29. Juli, dem Abend vor der Konferenzeröffnung, gab es eine Ice Breaker Welcome Reception. Während dieses zwanglosen Zusammenkommens konnten alle Teilnehmer und Aussteller schon vor Beginn der Konferenz alte Freundschaften auffrischen und neue Kontakte knüpfen. Die Bedeutung dieser Konferenzserie für das Küsteningenieurwesen weltweit zeigt sich gerade auch dadurch, dass die Forschung an Universitäten oder privaten Forschungsinstituten hier vertreten ist, sondern auch zahlreiche Teilnehmer aus Ingenieurbüros, ausführenden Baufirmen und der Industrie in diesem Bereich teilnehmen, z.B. American Shore & Beach Preservation Association, CSA Ocean Sciences, Delt Marine Consultans, und DHI. Diese Mischung aus Industrie und Forschung macht den Besuch der Konferenz zu einem unvergleichlichen Erlebnis und führt dazu, dass beide Seiten sich intensiv austauschen und über den jeweiligen Tellerband blicken.

Die speziellen Themen der ICCE 2018 sind:

• Küstenhydrodynamische Prozesse

• Küsten-Sediment-Prozesse

• Küsten-, Ufer- und Ästuarstrukturen

• Häfen und Wasserstraßen

• Küstenumwelt und -management

Jeder Betrag zu der Konferenz wird einem dieser fünf speziellen Themengebiete zugeordnet und in den entsprechenden Vortragsblöcken Form von mündlichen Präsentationen oder Posterkurzvorstellungen präsentiert. Jede Präsentation ist auf 20 Minuten beschränkt, einschließlich der sich an die direkt an den Vortrag anschließenden Fragen. Aufgrund der hohen Anzahl an Fachvorträge, fanden die Vorträge jeweils in sechs parallelen Vorträgsblöcken statt. Die sechs Vortragsräume befanden sich im Konferenzhoteln auf zwei verschiedenen Etagen. Es ist interessant zu sehen, dass die Teilnehmer je nach ihrem Interesse an einzelnen Vorträgen auch innerhalb eines Vortragsblockes von einem Raum zum anderen wechseln. Daher ist es für die jeweiligen Leiter der Vortragsblöcke sehr wichtig, auf die Einhaltung des Zeitplanes zu achten, um den Zuhörern diese Wechsel zu ermöglichen. Jeder Poster wird innerhalb von 5 Minuten kurz vorgestellt und konnte dann anschließend während der Besichtigungsphase mit dem Autor im Detail diskutiert werden. Außerdem gibt es auch Gruppenveranstaltungen und gesellschaftliche Events, z.B. Social Event at National Aquarium, Annapolis Naval Academy Tour, Baltimore Harbor Tour und Student Networking Even.

Beitrag des Autors

Ich bin seit November 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungszentrum Küste und bearbeite das von der Leibniz Universität Hannover im Rahmen des Programms „Wege in die Forschung II“ geförderte Vorhaben „Generierung extremer transienter Wellen im experimentellen Modell (ExTraWaG)“. Das Ziel des Forschungsprojekts besteht darin, unter Berücksichtigung der nichtlinearen Wellentransformation zwischen Wellenpaddel und Bauwerk an einem vorgegebenen Punkt im Wellenkanal die jeweils gewünschten Wellenformen als transiente Wellen zu erzeugen. Erste vorläufige Projektergebnisse sind bereits auf der Konferenz International Short Course and Conference on Applied Coastal Research (SCACR2017) in Santander, Spanien präsentiert worden. Es ist daher wichtig, die weiteren Projektergebnisse auch auf dieser bedeutendsten und nur alle zwei Jahre stattfindenden internationalen Konferenz ICCE2018 in Baltimore vorzustellen.

Nach der erfolgreichen Einreichung und Begutachtung des Abstracts im Vorfeld der Konferenz wurde mein Beitrag „Generation Extreme Transient Waves in Experimental Models“ zur mündlichen Präsentation angenommen. In dem 20minütigen Vortrag wurden die nichtlineare Wellenanalysemethode KdV-NLFT (nichtlineare Fourier Transformation basierend der Lösung der Korteweg-deVries-Gleichung) und ihre Anwendung für die Analyse und Generierung von nichtlinearen transienten Wellen im experimentellen Modell vorgestellt. Das Thema hat das Interesse vieler Teilnehmer geweckt und durch die anschließende Diskussion wurde die Relevanz des Themas noch einmal verdeutlicht. Einige Teilnehmer beschäftigen sich selber mit Wellen im Flachwasser, nichtlinearen Wellen und sehen die Möglichkeit, viele der Phänomene und Ergebnisse, die sich in ihren eigenen Experimenten beobachtet haben, aber bislang noch nicht ausreichend erklären können, mittels der KdV-NLFT weiter zu untersuchen. Sie sind daher sehr interessiert an der Weiterentwicklung dieser nichtlinearen Wellenanalysemethode und der zukünftigen Zusammenarbeit in diesem Bereich. Aus den direkt nach dem Vortrag sowie während der Konferenz insgesamt gewonnenen Kontakten und Gesprächen werden sich in den kommenden Monaten und Jahren einige sehr erfolgversprechende Kooperationen ergeben. Das Ziel ist es nun, durch die Anwendung der KdV-NLFT auf die von den interessierten Wissenschaftlern gewonnenen Daten aus verschiedenen Anwendungsbereichen des Küsteningenieurwesens gemeinsame Publikationen, Forschungsanträge und –projekte zu entwickeln. Diese internationale Kooperation ist für die erfolgreiche Durchführung meiner Dissertation sowie die Akzeptand der komplexen Methode sehr wichtig. Mit dem Besuch der ICCE2018 wurde dafür ein sehr wichtiger Grundstein gelegt.

Unterstützung durch HTG

Die Autorin dankt der Hafentechnischen Gesellschaft (HTG) für die finanzielle ­Unterstützung der Teilnahme an der ICCE 2018 in Baltimore, USA, im Rahmen der Spende Goedhart. Ohne diesen Reisekostenzuschuss wären die Kon­ferenzteilnahme und die Vorstellung der Forschungsergebnisse vor diesem internationalen Fachpublikum nicht möglich gewesen.


Huichen Zhang