Die Bomin-Gruppe, ein Anbieter von Schiffskraftstoffen, gibt ihre Tätigkeiten in Antwerpen auf und fokussiert sich stattdessen künftig auf Hamburg

Als Gründe für den Rückzug werden der zunehmende Wettbewerb und geringe Margen angegeben. Daher sei beschlossen worden, die Bunker-Aktivitäten[ds_preview] auf regionale Hubs zu reduzieren. Auch der Standort Singapur wird aufgegeben. Künftig werden noch alle deutschen Häfen, die amerikanische Golfküste, Panama und Ecuador bedient. Zuvor hatte sich Bomin bereits aus dem LNG-Geschäft zurückgezogen und das Joint Venture mit Linde aufgegeben, das jetzt unter dem Namen Nauticor weitergeführt wird.

Ein Nachfolger für das Bunkergeschäft in Antwerpen wurde bereits gefunden. Das belgische Unternehmen Somtrans, eine von der Familie Somers kontrollierte Gruppe, betankt dort künftig die Schiffe mit Kraftstoffen. Für diese bedeutet das den Einstieg in einen neuen Markt.

Bislang gehört die Tankerreederei Somtrans zur Somers-Gruppe. »Wir wollen in den Bunkermarkt eintreten, um unseren Kunden noch mehr Wert zu bieten. Mit dem Erwerb von Bomin Belgien gewinnen wir dafür ein wertvolles Unternehmen, sagt CEO Ronald Somers. Die Familie erwirbt 100% der Anteile an Bomin Belgien. Vorbehaltlich aller erforderlichen Genehmigungen war geplant, die Transaktion zum 31. Dezember 2018 abzuschließen. Zum Jahresbeginn werde das Unternehmen dann umfirmiert.

»Wir haben mit einer Reihe von Parteien Gespräche über den Verkauf des Unternehmens geführt. Ich freue mich sehr, dass diese Vereinbarung unterzeichnet wurde«, sagt Jan Christensen, Geschäftsführer der Bomin-Gruppe, die über ihre Tochtergesellschaften seit mehr als 40 Jahren im Bunkergeschäft tätig und ein unabhängiger Anbieter von Schiffskraftstoffen ist.

Noch im Mai war angekündigt worden, die ARA-Häfen mit schwefelarmem Kraftstoff (0,5%) beliefern zu wollen, der nach den IMO-Vorgaben ab 2020 vorgeschrieben ist. Christensen hatte die Westhäfen damals noch als »eines der wichtigsten Gebiete für unsere Kunden« bezeichnet. Im September erfolgte dann die Kehrtwende und die Ankündigung, sich von dem Geschäft in Belgien zu trennen.

Bomin, zu 100% im Besitz von Marquard & Bahls, einem in Hamburg ansässigen Unternehmen, betreibt derzeit fünf Bunker-Schiffe von Antwerpen aus, mit denen auch Rotterdam, Gent und Vlissingen bedient werden.

5 Fragen an …

Was waren die Gründe, sich vom Bunkergeschäft in Antwerpen und Singapur zu verabschieden?

Jan Christensen: Bomin befindet sich in einem Prozess der Transformation und Restrukturierung. Neben regulatorischen Änderungen, die sich auf die künftige maritime Energieversorgungskette auswirken, ist jeder Kraftstofflieferant mit einem intensiven Wettbewerb und niedrigen Margen in allen wichtigen Häfen konfrontiert. Dies erfordert Anpassungen der traditionellen Geschäftsmodelle.

Welche Vorteile sprechen für Hamburg als Bunkerstandort?

Christensen: Hamburg ist ein wichtiger Hafen innerhalb Europas, indem sowohl Bomin als auch unsere Muttergesellschaft Marquard & Bahls ihren Hauptsitz haben.

Was geschieht mit den Mitarbeitern, die in Antwerpen ihren Job verlieren? Haben sie die Möglichkeit, nach Bomin in Hamburg zu wechseln?

Christensen: Teil der Vereinbarung ist es, dass die Bomin-Mitarbeiter dort bleiben können und künftig für den neuen Eigentürmer, die Familie Somers, arbeiten.

Haben Sie Pläne, in Hamburg neue Schiffe in die Flotte zu integrieren, die Büroflächen zu vergrößern oder das Portfolio zu erweitern?

Christensen: Zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Unser Büro befindet sich künftig im neuen Bürogebäude von Marquard & Bahls. Wir wollen unseren Kunden auch weiterhin Produkte liefern, die ihren aktuellen Kraftstoffbedarf decken und wollen zudem sicherstellen, das sie Zugang zu konformen, schwefelarmen Produkten haben, die die geltenden Richtlinien ab 2020 mit dann nur noch 0,5% Schwefelgehalt erfüllen. Dafür braucht es eine Compliance-Strategie verfügen, damit sie auf die Umstellung zum 1. Januar 2020 vorbereitet sind.

Was sind die Herausforderungen für die Branche?

Christensen: Die Schifffahrtsbranche verändert sich schnell, vor allem durch Umweltauflagen zur Reduzierung von Schwefel- und Treibhausgasemissionen. Das hat Auswirkungen auf die marine Energieversorgungskette, da wir nach 2020 zu einer Welt der vollständigen Destillation übergehen wollen. Die größten Herausforderungen sind aber die langfristigen Ziele zur Dekarbonisierung in der Schifffahrt und die Reduzierung der Treibhausgase um mindestens 50% bis 2050. Letztendlich bedeutet dies eine umfassende Umstellung von dem, was wir derzeit für Kraftstoffe und Schiffe verwenden, und ein Umstellen der maritimen Energieversorgungskette auf wasserstoffbasierte Kraftstoffe, Biokraftstoffe, Batterie- und Windenergie usw.