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Um neue Technik für die Hafenwirtschaft zu entwickeln, hat sich in Deutschland die Forschungsinitiative IHATEC (Innovative Hafentechnologie) bewährt. Am Jahresbeginn wurde ein dritter Förderaufruf gestartet. Von Thomas Wägener

Unternehmen in der Hafentechnologie, die auf neue, innovative Technik setzen, werden vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) seit[ds_preview] 2016 bei ihrem Vorhaben finanziell unterstützt. Da das IHATEC-Projekt bisher seine Wirkung nicht verfehlt hat, wurde zu Beginn dieses Jahres ein dritter Förderaufruf gestartet. Ab 2021 stehen weitere 64Mio. € zur Verfügung. Mit der Umsetzung der ersten beiden Aufrufe hat das Bundesverkehrsministerium nach eigenen Angaben insgesamt 35 Projekte mit 126 Partnern und 52,5Mio. € unterstützt. Die geförderten Projekte in deutschen See-, aber auch Binnenhäfen haben die Schwerpunkte »Umschlag«, »Transport«, »Infrastruktur«, »Umwelt« und »Sicherheit«.

Höherer Automatisierungsgrad als Ziel

Beim »Umschlag« geht es vor allem um neue Technologien, Automatisierung und Digitalisierung. Es gilt, die wasserseitige Umschlagleistung der Anlagen zu steigern, zudem stehen die terminalinternen Umschlagprozesse im Lagerbereich ebenso im Fokus wie Umschlaglösungen für die Verkehrsträger im Hinterland.

Das mit Abstand größte Volumen hat das Projekt »STRADegy«, mit fast 19Mio. €. Der Förderanteil des BMVI liegt bei 51%. In dem Projekt geht es darum, den automatischen Containerumschlag unter Einsatz von Straddle Carriern zu erforschen und zu evaluieren. Das gemeinsame Ziel der Partner Eurogate als Verbundkoordinator und des Bremer Instituts für Produktion und Logistik (BIBA) ist es, eine Vorreiterrolle in der Automatisierung von Hafenumschlagprozessen einzunehmen. Für die Untersuchung wird im Container Terminal Wilhelmshaven (CTW) eine Pilotanlage errichtet, mit der alle relevanten Umschlagprozesse betrachtet werden können. Kern ist eine Kombination aus einer Simulation der Prozessabläufe und einer Computer-Emulation. Das fast dreijährige Projekt läuft noch bis Februar 2020.

Jüngst wurde ein Förderbescheid für das Projekt »UniPort 4.0« erteilt, auch hier geht es um digitale Lösungen für die Umschlagtechnologie. Beteiligt sind Brunsbüttel Ports, Hansaport Hafenbetriebsgesellschaft, Seehafen Wismar, Rockstocker Fracht- und Fischereihafen, das Fraunhofer IGD, die Fachhochschule Westküste und das Hafen-Softwareentwicklungsunternehmen Inplan.Externer Projektkoordinator ist CPL Competence in Ports und Logistics aus Lübeck. Mit etwas mehr als 4Mio. € Gesamtbudget sei »UniPort 4.0« eines der größten geförderten IHATEC-Projekte, heißt es.

Beim Schwerpunkt »Transport« sollen Schnittstellen im Hafen selbst aber auch im Hinterland mit Hilfe der Digitalisierung aufeinander abgestimmt werden, um Geschwindigkeit und Effizienz der Transportströme zu erhöhen.

Ein Projekt, das in diese Kategorie einzuordnen ist, nennt sich »EMP 4.0 – Export Management Plattform 4.0«. Dakosy als Verbundkoordinator sowie die Projektpartner Kühne + Nagel und DB Cargo wollen im Sinne der Logistik 4.0 eine ganzheitliche Planung, Steuerung, Koordination, Durchführung, und Kontrolle der gesamten Transportkette erreichen. Bis März 2021 soll eine Plattform als internetfähige Cloud entwickelt werden, die die für den Transport relevanten Informationen an zentraler Stelle zur Verfügung stellt. Dadurch soll sich die Planungssicherheit erhöhen. Die Hälfte der Kosten von rund 3,4Mio. € wird durch die IHATEC-Förderung getragen.

Einen Fokus auf die »Infrastruktur« legen die Unternehmen Dr. Hesse und Partner Ingenieure als Gesamtkoordinator sowie WKC Hamburg, Leibniz Universität Hannover – Geodätisches Institut, Fraunhofer IGP und Niedersachsen Ports (NPorts) bei ihrem Projekt »3D Hydro Mapper«. Sie wollen eine weitestgehend automatisierte, qualitätsgesicherte und reproduzierbare Über-und Unterwasser-3D-Aufnahme und Schadenserkennung von Hafenanlagen mittels eines hybriden Multi-Sensorsystems erreichen. Sowohl die Digitalisierung der Bauwerkerfassung als auch die Beschleunigung von Umschlagprozessen durch verringerte Ausfallzeiten von Hafenanlagen ist das Ziel. Das Projekt, für das 2,44Mio. € aufgewendet werden sollen, ist Ende 2018 angelaufen und soll im November 2021 beendet werden. Fast drei Viertel der Projektkosten werden durch den Förderanteil des BMVI getragen.

Der Umwelt-Aspekt ist beim Hafen der Zukunft ein zentraler Bestandteil. Neuartige Energiekonzepte, die Nutzung alternativer Energiequellen, die Umstellung der Fahrzeugflotten auf elektromobile Lösungen oder die Einsparung von Verkehren sind signifikante Beispiele.

Die »Umwelt« ist auch der Hauptfaktor beim Projekt »Zero Emission Terminal Tractor« (ZETT) des Verbundkoordinators Konecranes mit den Projektpartnern BMZ, ika-RWTH Aachen und CTA-HHLA. Zusätzlich dienen die Firmen REFU, NMT sowie DCH als assoziierte Partner. Es soll eine Systemlösung für den batterie-elektrischen innerbetrieblichen Transport entwickelt werden, mit der Umweltvorteile mittelfristig zu wirtschaftlichen Konditionen erzielt werden können. Im Blickpunkt stehen dabei der batterie-elektrische Antriebsstrang des Fahrzeugs und die erforderliche Ladetechnologie. 56% des Projektvolumens von 3,4Mio. € kommen aus der IHATEC-Förderung.

Neue Bedrohung Cyberangriffe

Wie Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit gezeigt haben, etwa der Angriff auf den Maersk-Konzern 2017, können Häfen auch bei Cyber-Kriminalität zu Zielobjekten werden. Neben kriminellen Handlungen und terroristischen Anschlägen können aber auch Naturkatastrophen oder schwere Unglücksfälle Betriebsstörungen oder Systemfehler hervorrufen.

Die »Sicherheit« steht beim Projekt »SecProPort« ganz oben auf der Prioritätenliste, das sich mit skalierbaren Sicherheitsarchitekturen für die Geschäftsprozesse in deutschen Häfen befasst. Als Koordinator agiert dbh Logistics, die Reederei Hapag-Lloyd, die BLG Logistics Group, der Duisburger Hafen, die Universität Bremen, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) sowie datenschutz cert stehen als Partner zur Seite.

Bestreben ist es, eine Sicherheitsarchitektur für den Hafenkommunikationsverbund (HKV) auf Basis einer Prozess- und Bedrohungsanalyse zu entwickeln. Diese Sicherheitsarchitektur soll Resilienzanforderungen erfüllen, sodass das Gesamtsystem auch bei einem Angriff weiter arbeitet.

In SecProPort werden systematisch die erforderlichen Hafenprozesse und ihre jeweiligen Sicherheitsanforderungen bei den beteiligten Partnern aufgenommen. Aus diesen Ergebnissen wird die IT-Sicherheitsarchitektur entwickelt, aus der wiederum die Resilienzmechanismen abgeleitet werden, um mit Cyberangriffen effizient umgehen zu können. Ferner sollen Überlegungen angestellt werden, wie die Sicherheitsarchitektur in die Prozesse eingebunden werden kann. Dreiviertel der Kosten in Höhe von rund 3,5Mio. € werden durch den Förderanteil des Bundesverkehrsministeriums abgedeckt. Gestartet im November 2018 läuft das Projekt noch bis Oktober 2021.