Abgasreinigungsanlagen können helfen, die IMO-Vorgaben zum Schwefeldioxid im Kraftstoff einzuhalten. Aus Umweltschutzgründen setzen viele Reedereien auf eine Hybrid-Technologie

Ab 2020 gilt bekanntlich weltweit ein Schwefelgrenzwert im Kraftstoff von 0,5%. Nach Angaben des Verbands Deutscher Reeder (VDR) sind davon[ds_preview] weltweit rund 50.000 Handelsschiffe betroffen. Entschwefelungsanlagen können hier helfen. Sie senken die Schwefeldioxidkonzentration im Abgas so deutlich wie beim Betrieb mit schwefelarmen Kraftstoffen wie Marinediesel oder LNG, die vergleichsweise teuer sind.

Vor allem Nass-Abgaswäscher sind heute im Einsatz. Zur Reinigung wird See- oder Frischwasser verwendet. Das Prinzip ist jedoch immer gleich. Abgase werden mit dem Wasser in Kontakt gebracht, um den Reinigungsprozess auszulösen.

Beim sogenannten Open Loop Scrubber werden die Abgase durch die natürliche Alkalität des Seewassers im Durchlaufverfahren gewaschen und das Prozesswasser unter Einhaltung der IMO-Vorgaben wieder ins Meer geleitet. Das Closed-Loop-Verfahren ist ein geschlossener Kreislauf, bei dem zusätzlich Natriumhydroxid oder Magnesiumhy­droxid zur Neutralisierung der Schwefelsäure eingesetzt wird. Das Prozesswasser wird aufbereitet und in einem Tank gespeichert. Hybrid Scrubber kombinieren das offene und geschlossene System. Sie sind damit vor allem für solche Gebiete geeignet, in denen Open-Loop-Systeme verboten sind.

Scrubber zeichnen sich durch geringe Betriebskosten sowie hohe Umweltfreundlichkeit und Anlagenverfügbarkeit aus. Die Amortisation liegt zwischen zwölf Monaten und zweieinhalb Jahren. Bilfinger verfügt seit Jahrzehnten über Erfahrung in der Rauchgasentschwefelung. Inzwischen wurde das Know-how auf die Hochseeschifffahrt übertragen und verfahrenstechnisch an die maritimen Gegebenheiten sowie das zu reinigende Rauchgas angepasst. Das Unternehmen bietet sowohl Open-Loop- als auch Hybrid-Systeme für die Nachrüstung und Erstausstattung an. Aus Umweltschutzgründen geht der Trend eindeutig in Richtung Hybridtechnologie. Denn immer mehr Länder verbieten das Einleiten der belasteten Waschwasser in ihren Küstengebieten.

Zu den Kunden gehört auch die Bremer Reederei Carl Büttner: 2016 baute Bilfinger in den Tanker »Aurelia« einen Multi-Stream-Scrubber mit Hybrid-System ein. Nach nur drei Monaten Testphase wurde die Wirksamkeit des Scrubbers mit dem »International Air Pollution Prevention Certificate« bestätigt.

Das Auftragsvolumen für maritime Rauchgasreinigung wuchs bei Bilfinger auf mittlerweile mehr als 100Mio. €. Insgesamt 70 Schiffe werden in den kommenden Jahren nachgerüstet. Um dem erwarteten Bedarf gerecht zu werden, werden aktuell Fertigungspartner in Asien aufgebaut.

Das Geschäftsmodell von Bilfinger basiert auf dem Turn-Key-Konzept: Von der Entwicklung über die Fertigung bis zur Wartung bietet das Unternehmen alles aus einer Hand. So werden kostenintensive Schnittstellen reduziert. Zudem werden die Entschwefelungsanlagen »customized« konzipiert.


Karsten Knipper, Andreas Breeger