Für die Elsflether Werft ist jetzt offiziell ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet worden. Gericht erlässt Arrestbeschlüsse über das Vermögen der beiden Ex-Vorstände.[ds_preview]
Das Landgericht Oldenburg und das Landgericht Hamburg haben auf Antrag der Elsflether Werft dingliche Arrestbeschlüsse über das Vermögen der beiden Ex-Vorstände verhängt. Damit sichert sich die finanziell angeschlagene Werft die Möglichkeit, ihre Geldforderungen gegen die beiden Beschuldigten zu vollstrecken. Das alte Werft-Management steht im Verdacht, Millionenbeträge für betriebsfremde Zwecke abgezweigt zu haben. Dies soll zu Liquiditätsproblemen und letztlich zum Insolvenzantrag am 20. Februar geführt haben.
Seit heute befindet sich die Werft laut Beschluss des Amtsgerichts Nordenham in einem geregelten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Zum Sachwalter hat das Gericht Hendrik Heerma aus der Sozietät Fink Rinckens Heerma bestellt. Nach dieser Entscheidung kann der neue Werft-Vorstand den Betrieb mit allen Mitarbeitern fortführen.
Ziel sei es, die Elsflether Werft dauerhaft zukunftsfähig zu machen, heißt es in einer Erklärung der Werft. Aktuell arbeiten die rund 130 Mitarbeiter an der Instandsetzung des Segelschulschiffs »Gorch Fock«. Nach Aufhebung des Zahlungsstopps durch das Bundesverteidigungsministerium und der Festlegung einer Kostenobergrenze soll das noch in einem Bremerhavener Trockendock liegende Segelschulschiff bis zum Sommer zunächst für 11 Mio. € wieder »schwimmfähig« gemacht werden.
Werft ist wieder handlungsfähig
Danach wird erneut über das Schicksal des maroden Dreimasters entschieden. Bei der seit drei Jahren andauernden Sanierung war es zu einer Kostenexplosion von ursprünglich budgetierten 10 Mio. € auf zuletzt geschätzte 135 Mio. € gekommen. Bislang wurden davon 69,5 Mio. € bereits bezahlt. Bis zum Abschluss einer möglichen Sanierung dürfen nun maximal noch weitere 48 Mio. € ausgegeben werden.
»Dass wir im nunmehr eröffneten Verfahren und mit Unterstützung des Auftraggebers Löhne und Gehälter unserer Mitarbeiter wieder direkt zahlen und allen Lieferanten feste Zahlungszusagen machen können, ist ein positiver und wichtiger Schritt«, sagt Pieter Wasmuth, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Elsflether Werft AG. Jetzt werden Investoren gesucht, um die Werft und den Standort Elsfleth langfristig zu sichern, sagt er.
»Es ist gelungen, unsere erfahrene Mannschaft an Bord zu behalten und uns gleichzeitig das Vertrauen unserer Auftraggeber neu zu erarbeiten. Parallel zur ›Gorch Fock‹ bemühe sich die Elsflether Werft darum, für andere Ausschreibungen öffentlicher Auftraggeber wieder zugelassen zu werden«, kündigte Axel Birk, Vorstand der Elsflether Werft, an.
Verfehlungen werden weiter untersucht
Als Generalbevollmächtigter konzentriert sich der Insolvenzexperte und Fachanwalt Tobias Brinkmann (Kanzlei Brinkmann & Partner) weiter darauf, die Verfehlungen des alten Werft-Managements aufzuklären. Alle Erkenntnisse würden unmittelbar an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.
Wegen Untreue- und Korruptionsvorwürfen sind inzwischen mehrere Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Untersucht werden auch Darlehen an einen für die »Gorch Fock« zuständigen Mitarbeiter des Marinearsenals, die von der Werft gewährt worden sein sollen.
Aber auch das Verteidigungsministerium selbst steht schwer in der Kritik. Die Ressortchefin Ursula von der Leyen, die zweimal die Kostensteigerung absegnete, sei im eigenen Hause nur unzureichend oder sogar falsch informiert worden. Weder die Instandsetzung des Schiffes noch alternative Optionen seien ausreichend auf ihre Wirtschaftlichkeit hin untersucht worden, hieß es in einem internen Untersuchungsbericht des Ministeriums. Zuvor hatte bereits der Bundesrechnungshof gravierendes Fehlverhalten moniert.