Der niederländische Netzbetreiber Tennet will in der Nordsee künstliche Inseln schaffen, die den Strom der Offshore-Windparks bündeln und an[ds_preview] Land schicken
Es ist eine kühne Vision: Künstliche Inseln, aufgeschüttet in der Nordsee, sollen künftig für Strom aus Offshore-Windenergie als Verteilerkreuze für jeweils 10 bis 15 GW dienen. Zusätzlich könnte überschüssiger Strom in Wasserstoff umgewandelt (Power-to-Gas) und gespeichert werden. Öko-Strom oder auch Wasserstoff sollen per Schiff oder Pipeline zum Festland transportiert werden.
Hinter dem Projekt, für das jetzt eine Machbarkeitsstudie vorliegt, stehen internationale Konsortialpartner des North Sea Wind Power Hub (NSWPH), zu dem neben Tennet auch Energienet, Gasunie und der Hafen Rotterdam gehören. Würde das Vorhaben umgesetzt, seien Kostenvorteile von bis zu 30% denkbar, heißt es bei Tennet. In den 2030er Jahren könnte dieses neue Stromnetz in Betrieb gehen.
Mindestens zehn solcher künstlichen Inseln müssten demnach in der Nordsee gebaut werden, die sowohl miteinander als auch mit den Stromnetzen der Anrainer-Länder vernetzt werden müssten. Derzeit wird davon ausgegangen, dass der Bau einer solchen Insel etwa acht Jahre dauern würde.
Allen internationalen Studien und Szenarien zufolge reiche die aktuelle Ausbaurate von Offshore-Windparks in ganz Europa nicht aus, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Daher sei ein beschleunigter und groß angelegter Ausbau notwendig.
Rund 15.000 Windkraftanlagen in der südlichen Nordsee könnten so viel Strom liefern, wie derzeit jährlich in ganz Mitteleuropa verbraucht wird. Tennet hält eine installierte Leistung von insgesamt 180 GW bis 2045 für möglich, dafür seien allerdings noch erhebliche Anpassungen der nationalen Verfahrensweisen, Planungs- und anderer Richtlinien erforderlich. Bis Ende 2018 waren rund 13 GW am Netz.
Nach vorläufigen Schätzungen dürften die Gesamtkosten bei deutlich mehr als 100Mrd. € liegen. Die Finanzierung ist allerdings noch ungeklärt. Das Konsortium habe Gespräche und Diskussionen mit Regierungen, Nichtregierungsorganisationen (NRO), politischen Entscheidungsträgern und der Industrie aufgenommen, heißt es. Eine enge Zusammenarbeit und Unterstützung seien ebenso erforderlich wie weitere Konsultationsprozesse und Vereinbarungen auf internationaler Ebene.