Jahr für Jahr fallen hohe Schiffs- und Warenwerte den Flammen zum Opfer. Linienreeder und Schiffseigner haben jetzt neue Maßnahmen angekündigt.
Für das 10.000-TEU-Schiff »APL Le Havre« und die 26 Seeleute an Bord ging es noch glimpflich aus. Innerhalb[ds_preview] von vier Stunden hatte die Mannschaft zusammen mit der indischen Küstenwache das Feuer unter Kontrolle gebracht. Vor der Westküste Indiens waren am 09. August Container auf dem Achterschiff in Brand geraten. Es war bereits das achte größere Feuer an Bord eines Containerschiffs seit Jahresanfang. Einige hatte es härter getroffen: Die »Grande America« (1.321TEU) versank im März in der Biscaya, nachdem sie zwei Tage in Flammen gestanden hatte. Auf der »Yantian Express« (7.179TEU) von Hapag-Lloyd raffte es im Januar im Nordatlantik Hunderte beladene Container dahin, das Schiff selbst wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Pro Monat ein schwerer Brand in der Containerschifffahrt? Die Frequenz solcher Schäden ist gerade in diesem Jahr beängstigend.
Mehrere Linienreedereien versuchen jetzt mit neuen Maßnahmen gegenzulenken und die Brandrisiken zu minimieren. Ihr Augenmerk liegt vor allem auf der Ware – speziell Gefahrgut, welches häufig nicht korrekt angemeldet wird. Ob aus Fahrlässigkeit oder aus Vorsatz lässt sich nicht immer nachvollziehen. Ohne die Information können die Linien aber nicht die gebotenen Sicherheitsvorkehrungen ergreifen – z.B. Container mit entzündlichen Produkten niemals in Nähe der beheizten Bunkertanks oder an Deck in direktem Sonnenlicht stauen.
Härtere Sanktionen
Bestimmten Kunden, die ihre riskanten Güter falsch deklarieren, darf sicher kriminelle Energie unterstellt werden. Ihnen geht es darum, höhere Raten und Versicherungsprämien zu umgehen, die für die Verschiffung von Gefahrgut anfallen. Mehrere Containerlinien greifen jetzt mit härteren Sanktionen gegen Falschanmeldungen vor. Evergreen führt eine Strafgebühr von 35.000$ ein, Hapag-Lloyd und Hyundai drohen mit 15.000$ Strafe. »Weitere Carrier dürften dem Beispiel folgen«, meint die britische Beratungsfirma Drewry.
Der Transportversicherer TT Club begrüßt den Vorstoß der Linien und fordert zusätzlich strafrechtliche Maßnahmen gegen nachlässige Kunden. Letztlich verteuere die heutige Praxis den gesamten Transport. »Die Linienreeder sind gezwungen, umfassende und kostspielige Kontrollen durchzuführen, Buchungsdaten zu durchforsten und Container physisch zu inspizieren«, so der TT Club.
Auch im technischen Bereich verstärken die Linienreedereien und Schiffseigner ihr Engagement für Brandschutz. So teilte das Container Ship Safety Forum (CSSF) in Hamburg mit, dass mehrere Mitgliedsreedereien neue Systeme und Vorrichtungen für die Feuerbekämpfung an Bord testen. Dem Forum gehören Containerschiffsreeder mit zusammen über 40% der weltweiten Flottenkapazität an. »Brandschutz ist das vorherrschende Thema für die Containerschifffahrt. Es kann nicht angehen, dass das Personal an Bord hilflos dasteht, wenn so ein Container Feuer fängt«, erklärte Claas-Heye Diekmann vom CSSF-Sekretariat gegenüber der HANSA. Mit ihren Untersuchungen und Pilottests reagierten die Reedereien auf eine Häufung schwerer Schiffsbrände in den vergangenen zwei bis drei Jahren, so der Experte. Bei den in Test befindlichen Systemen handele es sich um mobile und feste Vorrichtungen, mit denen auch brennende Container in höheren Lagen aufgebohrt und mit Löschwasser oder CO2 geflutet werden könnten.
Die Schäden durch Brände auf Containerschiffen über die vergangenen Jahre dürften sich im Milliardenbereich bewegen. Insgesamt entfielen nach Angaben der Allianz Global Corporate & Specialty (GACS) 13% aller Schäden in der Schifffahrt im vergangenen Jahr auf Brände und Explosionen.
Michael Hollmann