Das Containergeschäft im Hafen Antwerpen blüht seit Jahren, doch die Kapazität stößt langsam an ihre Grenze. Deshalb suchen die Belgier nach neuen Flächen – und haben nun auch schon ganz konkrete Pläne.

Der belgische Seehafen Antwerpen berichtet seit Jahren von immer neuen Rekorden beim Containerumschlag. Experten rechnen in den kommenden Jahren mit[ds_preview] einem weltweiten Wirtschaftswachstum, das auch in den Häfen zu spüren sein wird. Die aktuellen Kapazitäten im größten belgischen Seehafen reichen für den prognostizierten Schub bis 2030 jedoch nicht aus. Entsprechend wird gemeinsam mit der Flämischen Regierung seit 2016 nach Lösungen für neue Umschlagflächen gesucht.

Es geht um eine zusätzliche Umschlagkapazität von bis zu 7Mio. TEU, um das erwartete Wachstum bis 2030 zu bewältigen. Mitte Juli 2016 wurde deshalb von der Flämischen Regierung das Projekt »Realisatie Extra Containerbehandelingscapacitait in het Havengebied Antwerpen« (CP ECA) gestartet. Es beinhaltet drei Ziele: Die Erstellung zusätzlicher Kapazitäten für den Containerumschlag. Die Errichtung der damit verbundenen Industrie- und Logistikflächen sowie den Bau einer multimodalen Verbindung zum Hauptverkehrsnetz.

Bis Ende Dezember haben Experten acht Alternativen eingehend untersucht, die auch der Bevölkerung vorgestellt wurden. Nach vielen Diskussionen habe sich jedoch gezeigt, dass keine davon in vollen Umfang ansprechen würde, hieß es. In einem Zwischenmemorandum wurde der Bevölkerung in einer zweiten öffentlichen Konsultationsrunde im Sommer vergangenen Jahres eine neunte Alternative vorgestellt, die in der Folge ebenfalls umfangreich geprüft wurde.

»Auf diese Weise konnte für unsere Kunden die für sie attraktivste Alternative sowohl in Bezug auf Effizienz als auch auf Produktivität identifiziert werden«, so Jacques Vandermeiren, CEO des Hafens Antwerpen.

Die flämische Regierung hat daraufhin alle Forschungsergebnisse bewertet und abgewogen und sich im Mai dieses Jahres für diese neunte Alternative ausgesprochen und einen Entwurf einer Präferenz­entscheidung erstellt.

Die Überlegungen sehen einen Mix aus neuen Umschlaganlagen, den Ausbau bestehender Einrichtungen und die Umnutzung von Bereichen vor. Die größte Maßnahme betrifft den Bau eines neuen Hafenbeckens für den Containerumschlag, dem sogenannten Saeftinghedok, das nördlich an das bestehenden Deurganckdok anschließt. Geplant ist eine Kailänge von 1.400m sowie zusätzlich 450m, die Binnenschiffen vorbehalten sind. Die Gesamtfläche der Anlage ist mit 56ha angegeben. Dadurch sollen zusätzliche 3,7Mio. TEU umgeschlagen werden.

Zwei weitere neue Containerterminals sind am Waaslandkanal vorgesehen. Im westlichen Teil soll eine 30,5ha große Umschlageinrichtung mit einer Kapazität für 1,7Mio. TEU entstehen. Sie beinhaltet einen 600m langen Kai für Seeschiffe westlich der Kieldrechtschleuse sowie einen 360m langen am angrenzenden Doeldok für Binnenschiffe. Am östlichen Teil des Waaslandkanals östlich der weltgrößten Schleuse ist eine 62,3ha große Anlage mit 650m Kailänge geplant, davon 500m für Seeschiffe. Hier sollen künftig bis zu 0,9Mio. TEU über die Kaikanten gehen. Ebenfalls zusätzliche 0,9Mio. TEU sollen durch die Erweiterung des Noordzeeterminals in Richtung Zandvlietschleuse erzielt werden. Hier strebt man die Verlängerung der Pier um 500m an. Darüber hinaus sollen 12,7ha zusätzliche Fläche für Containerlagerung bereitgestellt werden.

Ferner sollen am linken Scheldeufer zwei große neue Flächen für Industrie- und Logistik entstehen. Ein 72ha großes Areal, als »Zone 3 dokken« bezeichnet, soll an das neue Hafenbecken und an das Deurganckdok grenzen. Eine weitere Maßnahme betrifft die Errichtung einer 65ha großen Fläche ganz im Süden am linken Flussufer. Zusammen entstehen linksseitig der Schelde somit 137ha neue Flächen für Logistik und industrielle Nutzung.

Die Konzentration des Containerumschlags auf das linke Scheldeufer bietet den Belgiern zufolge zusätzliche Möglichkeiten für den trimodalen Transport. Dafür sollen weitere Lade- und Löschkapazitäten für Binnenschiffe und den Schienenverkehr errichtet werden, zudem ist die Anbindung der neuen Containerumschlagplätze an das bestehende Schienennetz geplant.

Bis zum 17. August hatte die Bevölkerung insgesamt 60 Tage lang Zeit, sich über die Planungen zu informieren. Auf der Grundlage der Reaktionen der Öffentlichkeit werden die Berichtsentwürfe und die Präferenzentscheidung bis Oktober überarbeitet und anschließend der flämischen Regierung vorgelegt. Diese soll den Vorschlag dann im November annehmen, um mit der Umsetzung Anfang des kommenden Jahres beginnen zu können. Hafen-CEO Vandermeiren vermutet jedoch, dass die finale Entscheidung erst um den Jahreswechsel getroffen werden wird.


Thomas Wägener