Der Hafenverbund North Sea Port setzt auf einen verstärkten Bahntransport. Mehrmals wöchentlich werden auf diese Weise Autos von Gent nach China, Italien und Österreich gebracht. Darüber hinaus soll eine neue RoRo-Anlage errichtet werden

Seit Sommer gibt es von Gent eine neue Bahnverbindung in den chinesischen Hafen Xi’an. Per Eisenbahn werden Autos der Marke[ds_preview] Volvo nach Asien transportiert. Mehr als 200.000 Fahrzeuge wurden im vergangenen Jahr in der Autofabrik von Volvo im Hafen Gent produziert.

Die neue Bahnverbindung passe zur Strategie des schwedischen Autoherstellers für einen schnelleren, nachhaltigeren und kostengünstigeren Betrieb – sowohl bei der Produktion als auch in Bezug auf die Logistik, heißt es. Der Export eines Teils der Fahrzeuge auf dem Schienenweg statt per Seeschiff oder über die Straße reduziere die Auswirkungen auf die Umwelt. Außerdem erreichen die Autos so ihr Ziel schneller. »Die Durchlaufzeit vom Werk bis zum Endziel kann um die Hälfte verkürzt werden«, informiert der Hafenverbund North Sea Port, zu dem neben dem Hafen Gent auch die Standorte Vlissingen, Borssele und Terneuzen gehören.

Man habe das Ziel, den Verkehr auf der Schiene und der Wasserstraße zu fördern, so der niederländisch-belgische Hafenzusammenschluss. »Volvo nutzt die Hinterlandverbindung von Gent aus, indem sich das Unternehmen für einen nachhaltigen Schienenverkehr nach China sowie in andere europäische Länder entscheidet. Das wird unsere Position als multimodaler Hafen stärken«, sagt Daan Schalck, CEO von North Sea Port.

Kürzlich wurde neben Vlissingen und Gent auch der Hafen Terneuzen an den europäischen Eisenbahnkorridor angebunden, der bis zu den Alpen führt. Damit verfügt nun der gesamte North Sea Port über einen Anschluss an diese wichtige Transportaxe.

Durch die Verlagerung auf die Schiene würden bei Volvo jährlich rund 5.000 Lkw weniger über die Straße fahren, heißt es. Zweimal pro Woche verkehrt ein Zug nun von North Sea Port nach Xi’an in China.

Neues RoRo-Terminal geplant

Im Kluizendok wollen auch das türkische Logistikunternehmen Ekol Logistics und der belgische Konzern Transuniverse Forwarding investieren, die dort gemeinsam ein rund 40ha großes multimodal genutztes Gelände planen. 10ha sind als Cross-Docking-Plattform vorgesehen, 20ha für ein Bahnhofsgebäude und die übrigen 10ha für ein RoRo-Terminal. Beide Unternehmen haben mit dem North Sea Port eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.

Transuniverse Forwarding betreibt in Gent bereits ein Cross-Docking-Zentrum für Sammelverkehre von und nach Europa, Nordafrika und den Mittleren Osten. In diesem Umschlaggebäude werden die Sendungen zusammengeführt und auf Lkw oder Kombi-Container verteilt. Diese Warenströme seien in den vergangenen Jahren stark gewachsen, sodass die vorhandene 8.000m² große Anlage nicht mehr ausreiche, heißt es.

»Nach den vorläufigen Plänen wird das Gebäude mehr als 300m lang, 60m breit und 140 Laderampen/Ladebrücken umfassen«, sagt Frank Adins, Vorsitzender der Transuniverse Forwarding Group. Die neue Umschlaghalle soll bis Ende 2021 in Betrieb genommen werden.

Brexit bietet Chancen

Da die Container und Trailer in Richtung Großbritannien per Schiff transportiert werden, wollen Ekol Logistics und Transuniverse auch ein RoRo-Terminal im Kluizendok errichten. Der Betreiber der Umschlaganlage stehe zwar noch nicht fest, die Verhandlungen seien aber bereits angelaufen, so Adins, der die Wachstumschancen für den Güterumschlag zwischen Gent und Großbritannien als »beträchtlich« bezeichnet.

Der Manager geht davon aus, dass durch den Brexit die Häfen entlang des Ärmelkanals überlastet werden, und es dadurch Möglichkeiten für den Transport zu weiteren nördlichen Häfen des Vereinigten Königreichs in Kombination mit Eisenbahnverbindungen zu und vom europäischen Hinterland geben wird.