Die maritime Branche leidet seit Längerem unter einem Mangel an Nachwuchs. Die »Junge HTG« legt in der Debatte den Fokus auf eine zeitgemäße Führungskultur und will das Thema in den kommenden Jahren vorantreiben

Die Junge HTG trat erstmalig auf dem Kongress 2017 in Duisburg mit einer eigenen Veranstaltung an. Das damalige Thema: »Generation[ds_preview] Y – (Zu) hohe Ansprüche an Firma, Führung und Familie?«.

Auf dem diesjährigen Kongress in Lübeck erhielt sie erneut die Gelegenheit zur Gestaltung ihres eigenen Programmpunktes. Wie schon in Duisburg entschied sie sich für eine Podiumsdiskussion, die von Stefanie Kolbaum (Hamburg Port Authority, HPA) und Frederik Treuel (Deutsches Maritimes Zentrum, DMZ), beides ehemalige Vorsitzende der Jungen HTG, moderiert wurde. Zusammen führten sie durch die angekündigten Themenstellungen:

• Wie kann eine Generation geführt werden, die klassische Hierarchien hinterfragt?

• Wie können Anreize geschaffen werden, wenn materielle Werte an Bedeutung verlieren?

• Welche Bedeutung kommt einer »Führungskultur« zu, die die Ansprüche verschiedener Generationen vereint?

• Welches Kompetenztraining benötigen Führungskräfte heute?

• Und was steckt hinter Schlagworten wie lebensphasenorientierte Personalpolitik, Employer Branding und Patchwork-Karriere?

Iris Scheel berichtete aus Sicht der Spartenleiterin »Corporate Functions« der HPA, Karsten Holste aus der Perspektive des Geschäftsführers des mittelständischen Ingenieurbüros WKC Hamburg und Stefan Wallmann aus Sicht des Deutschland-Geschäftsführers des international agierenden Ingenieurdienstleisters Ramboll. Die Runde vervollständigte Petra Klink von Siemens Healthineers, welche durch den innovativen Ansatz als »Culture Catalyst« den Kulturwandel im Unternehmen begleitet und fördert.

Die Diskussion, die rund 150 Teilnehmer verfolgten, wurde mit Ergebnissen aus unterschiedlichen Studien befeuert. Parallel wurden die individuellen Erfahrungen der Teilnehmer herausausgearbeitet. Insbesondere die für die klassische Bauwirtschaft innovativ und zum Teil ungewöhnlich erscheinenden Ansätze der Siemens Healthineers sowie die skandinavische Wertekultur von Ramboll sorgten dabei immer wieder für interessante Einblicke, wie das Thema der Führung und Integration, nicht nur junger Mitarbeiter gestaltet werden kann.

Scheel formulierte als Einstieg die immer stärker in den Fokus tretende Frage der »Sinnsuche« von Mitarbeitern, deren Beantwortung gerade junge Menschen zunehmend kompromisslos vom Arbeitgeber einforderten. Die HPA befasse sich intensiv mit der Gestaltung der individuellen Integration von Mitarbeitern in das bestehende System.

Wallmann berichtete über die Vorteile und Ansätze einer auf Nachhaltigkeit fokussierten Unternehmensphilosophie und einer skandinavisch geprägten Unternehmens- und Führungskultur. Diese Kombination führe zu einer starken Markenbildung und somit zur Attraktivität des Unternehmens. Auch mittelständische Unternehmen wie die WKC Hamburg stellten sich auf die veränderten Bedürfnisse der Mitarbeiter ein, so Holste. Erst kürzlich wurden aus Mitarbeiterbefragungen resultierende Veränderungen durchgeführt, um das Unternehmen den Wünschen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzupassen.

Alle Diskutierenden waren sich einig, dass sich Arbeitgeber heute zunehmend bemühen müssten, eine werte- und gemeinsinnorientierte Unternehmens- und Führungskultur zu etablieren, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Für alle gelte: »Gute Mitarbeiter sind rar!« Besonderer Fokus würde auf die immer offener geäußerten Bedürfnisse und Ansprüche der jungen Generation gelegt.

Klink stellte Methoden und Formate dar, mit denen ein solcher Kulturwandel in Unternehmen eingeleitet und befördert werden kann. Durch Veranstaltungen wie »Bar Camps«, Moderationstechniken wie »Smile first« und »Reverse Brainstorming« und nicht zuletzt durch Formate wie »Improvisationsworkshops für Führungskräfte« werde die bestehende Kultur hinterfragt. Hierdurch würden kontinuierlich neue Anreize zur Weiterentwicklung gesetzt und ein modernes und nachhaltiges »Mindset« aller Mitarbeitenden erarbeitet.

Bis zum nächsten HTG-Kongress 2021 in Düsseldorf will die Junge HTG das Thema weiterentwickeln.