Hamburg Süd wird ins Museum »verholt«

Shipspotting mal anders: Anlässlich einer neuen Sonderausstellung zur Traditionsreederei Hamburg Süd gab es kürzlich beim Internationalen Maritimen Museum Hamburg (IMMH[ds_preview]) eine besondere Aktion zu beobachten.

Nach der Ankündigung der Kooperation für die Erschließung und Präsentation der historischen Sammlung der Hamburg Süd im April ist es nun soweit – per Kran sind die ersten historischen Schiffsmodelle ins Museum eingezogen. »Damit geht ein lang gehegter Traum meines Vaters, Peter Tamm sen., in Erfüllung«, sagte Museumsvorstand Peter Tamm. Die »Cap Arcona« aus dem Jahr 1927 zählt zu den wichtigsten historischen Schiffsmodellen weltweit und wird mit einem Maßstab von 1:37,5 ihren Platz an exponierter Stelle erhalten, genauso wie die »Cap Polonio« von 1914 im Maßstab von 1:50. Der Einzug dieser beiden außergewöhnlichen Exponate war wegen ihrer Größe von 5,40m und 4,00m nur mit aufwendigen Kranarbeiten möglich.

Nach der »Cap Polonio«, die erst 1916 nach Ausbruch des Krieges fertiggestellt werden konnte, stand mit 196m Länge, 26m Breite und einem Tiefgang von 8,40m die »Cap Arcona« 1927 an der Spitze der Südamerika-Fahrt und wurde daher auch »Königin des Südatlantiks« genannt.

Die Kranarbeiten dauerten den ganzen Tag an, da außer den beiden beeindruckenden Modellen noch mehrere größere Exponate der Sammlung Peter Tamm zwischen den Ausstellungsdecks umverteilt wurden. Bei dieser logistischen Herausforderung traf präzise Technik auf hanseatische Baukunst aus dem 19. Jahrhundert. Ein Kran wurde ganztags an der Südfassade des Museums eingesetzt, um die größten Exponate zwischen dem Erdgeschoss und den einzelnen Stockwerken bis hin zur 9. Etage zu bewegen.

Die größten Exponate waren keine Schiffsmodelle, sondern echte Boote. Die 7m lange »Umma I« der Seenotretter wird im Museumshof umgesetzt, um Platz für eine neue Nachbarin zu schaffen. Das ist die »James Caird II«, die bisher auf Deck 6 ausgestellt war. Dabei handelt es sich um eine Replika des Beiboots der »Endurance« des Polarforschers Sir Ernest Henry Shackleton. An Bord dieser Replika wiederholte der deutsche Polarforscher Arved Fuchs im Jahr 2000 Shackletons Reise von 1914.

Die Besucher des IMMH dürfen sich auf weitere Neuerungen freuen. Auf Deck 8 befinden sich jetzt zwei weitere Großmodelle von historischen Segelschiffen, die »De Dapperheyd« (um 1799) sowie die »Maria« (um 1870). Sie stehen als dreidimensionale Begleiter für die dort ausgestellten Meisterwerke der Marinemalerei.Auf Deck 9 und auf Deck 6 werden zudem neue beeindruckende Schiffsmodelle wie die »Hamburg Express« (1972) von Hapag-Lloyd, die »MSC Sonia« (2010) sowie die »CMA CGM La Perouse« (2010) als Beispiele für die zeitgenössische Containerschifffahrt präsentiert.

Ziel der Kooperation zwischen IMMH und Hamburg Süd ist es, die Geschichte der 1871 gegründeten Reederei anhand wichtiger Bilder, Schiffsmodelle, Schriftstücke sowie weiterer Exponate und Akten aus dem Archiv der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Geplant ist eine große Sonderausstellung zum 150-jährigen Bestehen der Reederei im Jubiläumsjahr 2021. Die Sammlung soll darüber hinaus dauerhaft im IMMH, einer der weltweit führenden Einrichtungen im maritimen Bereich, zu Forschungszwecken zur Verfügung stehen.

Die Finanzierung der mehrjährigen Vorarbeiten und der Ausstellungen ist durch eine bedeutende Spende der Oetker-Familie sichergestellt, in deren Eigentum sich die Hamburg Süd über acht Jahrzehnte lang befand. 2017 verkaufte die Familie die Reederei an die weltgrößte Linienreederei Maersk aus Kopenhagen.