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Nach dem Kauf der rumänischen Mangalia-Werft vom südkoreanischen Daewoo-Konzern hat sich die Damen-Gruppe eine Prestigeauftrag gesichert: Ein spezielles Diamantensammel-Schiff für Afrika.

Im Jahr 2022 will Debmarine Namibia, eine 2000 gegründete Partnerschaft des Diamanten-Konzerns De Beers mit der namibischen Regierung, die[ds_preview] Diamantenproduktion mit einem neu gebauten Spezialschiff aufnehmen. Die niederländische Werftgruppe Damen plant, die sogenannte Schiffsplattform 2021 an den Eigner zu liefern. Dann wird der Neubau nach Kapstadt überführt, wo das Schiff fertiggestellt und alle Spezialausrüstungen installiert werden, bevor die Seeerprobungen anstehen.

Bereits im Mai 2019 markierte der erste Stahlschnitt den Bauprozess. Drei Monate zuvor hatte Debmarine Damen den Auftrag erteilt, ein neues Sammelschiff vom Typ »crawler vessel« für das Seegebiet vor Namibia zu fertigen.

Der Neubau wird mit einer Länge von 177m etwas größer sein als das derzeit größte Schiff der Debmarine-Flotte, die »Mafuta« (174m). Der Typ MT 6027 wurde nach einem Entwurf von Marin Teknikk konzipiert und gilt als »das weltweit technologisch fortschrittlichste Schiff zur Diamantengewinnung auf See«. Ausgerüstet wird es unter anderem mit einem dynamischen Positionierungssystem (DP2) mit sieben Strahlrudern, das von sechs Generatoren mit je 3.230 eKW angetrieben wird.

De Beers Marine (DBM) in Kapstadt liefert die insgesamt mehr als 7.000t schwere Bergbau-Ausrüstung, die in Südafrika parallel zum Restbau installiert wird.

Das Projekt stellt für die Schiffbauer auch einige spezifische Herausforderungen dar. Die Tatsache, dass Damen »nur« die Plattform zur Verfügung stellt, macht es für die Niederländer zwar einerseits besser überschaubar, weil beide Parteien den Teil leisten, in dem sie gut sind, sagt Tobias Schaap, Tender Manager bei Damen im Gespräch mit der HANSA. »Aber der Schlüssel ist natürlich die Integration aller Teile für die Ausrüstung, das ist auch die größte Herausforderung.«

Es gibt diverse Anforderungen, um diese Strukturen am Heck des Schiffes zu integrieren. Aus Sicht der Schiffbauer, sagt der Ingenieur, »ist das ein herausfordernder, aber auch interessanter Prozess« – obwohl für die eigene Arbeit kein externes Fachwissen erforderlich war, da die gesamte Planungsarbeit in der Verantwortung von Marin Teknikk liegt.

Ein wichtiger Aspekt sei die Elektronik an Bord, ergänzt Schaap. »All diese Geräte an Bord benötigen viel Strom und auch das Schiff selbst mit seiner DP2-Anlage. Hinzu kommt, dass viele Strom-Konsumenten an Bord sein werden. Das führt zu einer gewissen Komplexität.«

Mit einem Wulstbug und einem speziellen Heck basiert die Plattform auf einem Entwurf der norwegischen Schiffsdesignfirma Marin Teknikk – der mehrfach für andere Offshore-Kunden gebaut wurde. Im Heck wird eine große Turmstruktur mit einem Zugsystem und einer »Raupe« installiert, der Rumpf ist hufeisenförmig.

Das neu gebaute Schiff verfügt über eine Produktionskapazität, die 30% der Gesamtproduktion der Debmarine Namibia-Flotte ausmacht. De Beers Projektleiter Michael Curtis betonte zu den technischen Details der Schiffe: »In der Vergangenheit haben wir immer Schiffe mit einem 4-Punkt-Mooringsystem eingesetzt. Die Stabilität war immer da, aber es dauert einen Tag, um es zu heben, was bedeutet, dass wir alle sieben bis acht Tage einen Produktionstag verlieren.« Mit der DP-Technologie erhofft er sich mehr Flexibilität.

Obwohl es größer ist als Bohreinheiten, entschied sich De Beers wegen der höheren Produktionsrate für ein Sammelschiff vom Typ »crawler vessel«. Curtis erklärt: »Bohren geht mit einem Zyklus einher, der aus einer kurzen Bohrzeit und eine nahezu gleichen Fahrtzeit besteht. Diese Technik führt zu hohen Inaktivitätszeiten, war aber bis vor kurzem noch die effektivste Methode des Meeresbergbaus.« Beim Crawling wird eine Düse verwendet, um Material vom Meeresboden abzusaugen, unterstützt durch einen Schwenkmechanismus, der das Material in die Düse lädt, was bedeutet, dass die Gesamtabbaurate und die Effizienz höher ist.

Übernahme zahlt sich aus

Die lang verhandelte Übernahme der rumänischen Werft von der koreanischen Daewoo-Gruppe zahlt sich jetzt für die Niederländer aus: »Kiellegung und Bau des Schiffes erfolgen an einem Ort, das ist heutzutage nicht mehr so normal, da immer mehr Werften Rümpfe von anderen Orten zu ihrem Hauptstandort schleppen lassen«, betont Schaap.

Tatsächlich ist es für Damen die erste Kooperation mit De Beers Marine Namibia, »und diese neue Gelegenheit ist eine von mehreren, die die Werft in Mangalia bietet«, hieß es bei der Auftragsvergabe. Sales Director Offshore Ruud van der Stroom sagte: »Bisher lag unser Schwerpunkt beim Neubau vor allem auf Standardisierung und eigenen Designs sowie verschiedenen Arten von Support- und Serviceschiffen für den Offshore-Markt.«

Die Gruppe betreibt heute 36 Bau- und Reparaturwerften. Die Mangalia-Werft hat die größte Kapazität mit insgesamt drei Trockendocks von bis zu 60m Breite und 1,6km Kailänge. Die größere Kapazität hat es Damen ermöglicht, größere Projekte wie zwei 148m lange Hybrid-RoRo-Fähren oder ein 155m langes Expeditionskreuzfahrtschiff zu übernehmen.


Michael Meyer