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Im 30. Jahr ihres Bestehens will die Bremer Reederei Harren & Partner ihren Fokus noch stärker auf erfolgversprechende Nischen legen. Ein Aspekt ist dabei der Ausbau des Projektgeschäfts.

Die Geschichte der Bremer Reederei Harren & Partner beginnt vor 30 Jahren wie so häufig in jener Zeit. Peter Harren macht[ds_preview] sich als Kapitän und Diplom-Kaufmann mit dem ersten eigenen Schiff selbständig. Über die Jahre baut er ein breit diversifiziertes Unternehmen auf, das mit angeschlossenem Emissionshaus rasant wächst und verschiedene Schifffahrtssegmente bedient – Heavy Lift- und Containerschiffe, Tanker, Bulker, MPP- und Offshore-Schiffe.

30 Jahre später ist die Bremer Reederei mit einer Flotte von mehr als 70 Einheiten noch immer gut im Geschäft, doch in ihrer strategischen Ausrichtung steuert sie um. Die Schwergut-Reederei SAL wurde übernommen, der Caribbean Feeder Service (CFS) verkauft, das Projektgeschäft ausgebaut.

»Wir sind weiter breit aufgestellt«, sagt Geschäftsführer Martin Harren. »Aber künftig setzen wir noch stärker auf Marktnischen und maritime Dienstleistungen, mit denen wir uns von unseren Mitbewerbern differenzieren. Wir sind in der Lage, unsere Assets an jedes Projekt anzupassen. Ich denke da beispielsweise an unsere modulare Kranverlängerung Fly-Jib für die ›Lone‹.«

Das Projektladungsgeschäft ist so ein Bereich, spätestens seit der Übernahme von SAL von der japanischen K Line. Bei Schiffen mit Krankapazitäten über 900 t sei die Reederei der weltweit stärkste Player. Dazu wurde ein Joint Venture mit Rolldock aufgesetzt. Die Firma Combi Lift, vorher eine reine Schwergutreederei, wurde weiterentwickelt. Sie agiert jetzt als Projektlogistiker. »Da sehen wir Wachstumschancen«, so Harren.

Beispiel dafür ist das Gazprom Amur GPP Projekt. Im fernen Sibirien baut Linde bis 2022 eine der größten Erdgasaufbereitungsanlagen der Welt mit einer Kapazität von bis zu 42 Mrd. m³ pro Jahr. Insgesamt 176.000 t an Schwergut-Komponenten mit Einzelgewichten von bis zu 900 t müssen dafür aus verschiedenen Produktionsstandorten in Europa und Korea befördert werden – zuerst per Schwergutschiff und danach auf speziellen Schubverbänden noch einmal 2.371 km über die Flüsse Amur und Zeya. Harren & Partner hat für den Flusstransport in eine eigene Spezialflotte investiert, Combi Lift hat das komplexe Konzept entwickelt.

Offshore-Windparks sind neben dem Gas- und Öl-Sektor ein anderes Segment, in dem H&P verstärkt aktiv geworden ist. »Wir haben so viele Anfragen für 2020 und 2021, dass die Flotte mit projektbezogenen Aufträgen voll ausgelastet sein könnte«, sagt Harren.

Nach vielen Jahren der Zurückhaltung plant die Reederei auch wieder Neubauten. Die Pläne dafür liegen in der Schublade, »wir müssen aber noch das richtige Zeitfenster dafür finden«, so Harren. Angesichts der Vorgaben durch die IMO (Sulphur Cap), aber auch von Seiten der Kunden sollen es Einheiten mit modernster Antriebstechnologie werden. »Wir müssen und wollen nicht nur die Anforderungen unserer Kunden erfüllen«, sagt Harren. »Wir wollen auch in zukunftsträchtige und nachhaltige Lösungen investieren, alles andere ergibt für uns keinen Sinn.«

Die Zeiten der KG-Finanzierung sind für Harren endgültig vorbei. Schiffsfonds für einen kleinen Kreis von zehn bis 20 Beteiligten, wie es sie in der Schifffahrt immer schon gegeben hat, seien aber auch künftig vorstellbar. Dazu kämen institutionelle Investoren und die Reederei selbst. »Wir haben uns immer mit hohen Anteilen an den Projekten beteiligt und werden das auch in Zukunft so halten.« Für gute Ideen werde es immer ausreichend Kapital geben, ist Harren überzeugt. »Es gibt im Markt keinen Mangel an Geld, sondern einen Mangel an überzeugenden Projekten.«

Vorerst liegt das Hauptaugenmerk auf dem Second-Hand-Markt, um die Flotte sinnvoll zu ergänzen. Das mittelfristige Ziel für SAL liege bei 25 Schiffen, mit 23 Einheiten ist man schon nahe dran. Gerade erst wurden drei gebrauchte P-Schiffe (19.100 tdw) gekauft.

Die Bremer haben in den Nach-Krisenjahren Lehrgeld gezahlt, »aber auch viel dazugelernt«, betont Harren. Im Sommer 2018 wurde das Offshore-Konstruktionsschiff »Blue Giant« zurückgekauft. Das Spezialschiff war 2008 im Auftrag von Harren & Partner auf der Lloyd Werft in Bremerhaven gebaut und 2011 an die OIG-Gruppe (heute Ceona) verkauft worden. Die einstigen Joint Venture-Partner – H&P und Goldman Sachs – hatten sich wieder getrennt, das Unternehmen endete später in der Insolvenz.

Ein MPP-Pool mit Briese wurde wieder aufgelöst. Auch die eigenen Tanker wurden aus einem Pool zurückgezogen, »wir machen jetzt selbst die Befrachtung und haben damit Erfolg«, sagt Martin Harren. Trotz dem CFS-Verkauf ist kein Ausstieg aus der Containerschifffahrt geplant, ebenso werden Bulker weiter am Kontor gehalten.

»Die Diversifikation hat uns geholfen, relativ gut durch die Krise zu kommen.« Das allein sei aber noch kein Erfolgsrezept, »daher müssen wir uns ständig weiterentwickeln und unsere Expertise ausbauen.«

Krischan Förster