Milliarden gegen Pauschalisten

Zunächst einmal: Ich hoffe, Sie sind gut ins neue Jahr gestartet und konnten Energie tanken für ein sicherlich herausfordendes maritimes[ds_preview] 2020. Ich wünsche Ihnen ein erkenntnisreiches Jahr.

Sodann eine Frage. Die Diskussion um die Vorbereitung für »IMO 2020« ist ja nun obsolet. Ja ok, wir werden noch einige Zeit damit zu tun haben, wer wie und warum die neuen Schwefel-Grenzwerte einhält und wer nicht … und wer dafür wie und ob überhaupt bestraft wird. Der eigentliche Blick richtet sich aber längst auf die nächste Zielmarke: 2050. Dabei bekommt die Schifffahrt fast schon in Dauerschleife ordentliche Breitseiten von gesellschaftlichen und politischen Gruppierungen. Mittlerweile hat es die maritime Industrie immerhin viel besser verstanden, sich Gehör zu verschaffen.

Also wer hat denn nun Recht? Diejenigen, die am lautesten gegen die »böse« Schifffahrt trommeln und dabei gerne wichtige Details außen vor lassen, beispielsweise das Verhältnis zwischen Ladungsmenge und Emissionen? Oder diejenigen, die auf Scrubber, LNG oder Landstrom setzen und dabei mitunter außer Acht lassen, dass ein nicht eben geringer Anteil dieser Technologien in der jetzigen Form maximal eine Übergangslösung sein kann, wenn es um eine vollständige oder auch nur 50%-ige Dekarbonisierung der Branche geht?

Diese Frage wird uns wohl noch Jahrzehnte beschäftigen. Je näher die Fristen aber rücken, desto weniger helfen Pauschalurteile.

Hilfreicher sind vielmehr konkrete Initiativen und Projekte. Davon gibt es in der Schifffahrt immer mehr, das sollten auch Kritiker anerkennen. Die Pilotprojekte großer Reedereien für Bio-Kraftstoffe sind nur ein Beispiel.

Ein anderes ist eine vor dem Jahreswechsel verkündete Initiative für Forschung & Entwicklung. Eine Koalition aus Reedereivereinigungen und Organisationen will für einen Zeitraum von zehn Jahren rund 5Mrd. $ bereitstellen, auch der Verband Deutscher Reeder ist an Bord. Bei der Ankündigung fielen große Worte wie »Eliminierung von CO2-Emissionen«, »4. Antriebs-Revolution« und »game changing development«. Jeder Reeder soll 2$ pro gekaufter Tonne Kraftstoff in den Fonds einzahlen. So kommen bei einzelnen Carriern schon mal mehrere Millionen pro Jahr zusammen.

Mal ganz abgesehen vom berüchtigten Trittbrettfahrer-Effekt könnte die Initiative tatsächlich zu Fortschritten führen. Zumal explizit auch »weitere Akteure« eingeladen sind, sich zu beteiligen. Ein Fragezeichen steht jedoch für viele Beobachter noch hinter der Verteilung der gelder und der Koordination und potenziellen Projekten. Der administrative Aufwand könnte sich als große Herausforderung entpuppen.

Dennoch ist ein gutes Signal. Die Zeiten, in denen man für sich und verhältnismäßig abgeschottet an eigenen, daher zwangsläufig singulären Lösugen getüftelt hat, sind ohnehin vorbei. Das haben zum Glück die Allermeisten erkannt.

Viel Spaß beim Lesen


Michael Meyer