»Unsere liebe Dame«: Eine Wismarer Schiffbaugeschichte endet nach 30 Jahren

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Der Verkauf des Frachters »SAI Sunrise« zur Verschrottung markiert nicht nur das Ende einer einst erfolgreichen Containerschiffserie. Es endet damit[ds_preview] auch ein Stück (ost-)deutscher Schiffbaugeschichte. In den vergangenen Jahren war die »SAI Sunrise« für die indische Reederei SAI Shipping als Breakbulk-Schiff unterwegs. Gebaut worden war sie jedoch als 996-TEU-Frachter, und zwar in der DDR auf der ehemaligen VEB Mathias-Thesen-Werft Wismar – der heutigen MV Werften Wismar mit dem asiatischen Genting-Konzern als Mutter.

Die HANSA hat mit Khalid Vohra, Chairman und Managing Director von SAI Shipping, gesprochen. Er findet warme Worte: »Unsere liebe Dame vollendet ihre 30 Jahre, sie hat uns seit 2010 hervorragende Dienste geleistet und es ist traurig, sie gehen zu lassen«, sagt Vohra. Von Dammam aus ging es Ende Oktober 2019 auf die letzte Reise.

Der von der Werft in den späten 1980ern entwickelte Schiffstyp UCC 14 war ein gefragtes Design für Charter-Containerschiffe. Insgesamt wurden von 1987 bis 1991 14 Schiffe dieses Typs gebaut. Die Typenbezeichnung UCC 14 bezieht sich auf die Tragfähigkeit von rund 14.000 dwt.

Die »SAI Sunrise« war bis jetzt die letzte Überlebende der Serie, die anderen Schiffe waren bereits verschrottet worden oder verloren gegangen, wie etwa die Schwester »Phu Tan« von Vinalines, ex-»Tranztas Trader«, gesunken 2010 im Südchinesischen Meer. Als »beliebte Charter-Arbeitspferde« der 1990er Jahre bezeichnete Alphaliner die Schiffe, die je nach Version mit 996 bis 1.158TEU bewertet und mit drei Kranen ausgestattet waren. Ein Konkurrenzdesign war zu jener Zeit der Typ B-183 der Werft Stocznia Szczecinska, der in zwei Versionen existierte: 1.012TEU mit zwei Kranen und 1.162TEU mit drei Kranen.

Die »SAI Sunrise« wurde ursprünglich 1989 als »Watergids« für die niederländische Reederei Joon Shipping gebaut, die mehrere Schiffe dieser Art im Transatlantikverkehr einsetzte. Nach der Insolvenz des Unternehmens im Jahr 1991 wurden die »Watergids« und ihre Schwestern in der Joon-Flotte an andere Linien- und Trampreedereien verkauft.

Die »letzte Überlebende« fuhr während ihres bewegten Schiffslebens auch unter den Namen »CMB Effort«, »Kariba«, »Nedlloyd Musi« und »Rousse«. Das 156,70m lange und 22,86m breite Schiff wurde, wie auch andere UCC-14er später, vom Containerschiff zum Breakbulk-Carrier umgebaut und auf Non-Liner-Handelsrouten für den Transport von Massen- und Stückgutladungen eingesetzt. Zuletzt fuhr das Schiff unter Panama-Flagge für SAI Shipping, in deren Besitz sich vormals zudem ein weiterer UCC14, die »Sai Eternity«, befunden hatte, 1988 als »Water­koning« in Dienst gestellt.

Diese war in den 1990ern zwischenzeitlich unter den Namen »AEL America«, »Contship Singapore«, »Ned­lloyd Maas« und vor der Umbenennung in »SAI

Eternity« als »Sofia« gefahren. Das Schiff sei bereits 2014 verschrottet worden, wie Vohra bestätigt, dessen 1977 gegründete indische Reederei Büros in Mumbai,

Jawaharlal Nehru Port, Kandla, Neu-

Delhi und Chennai betreibt. Aktiv is SAI in den Bereichen Ship Agency, Shipbroking, Reederei, Shipmanagement, ­Stevedoring, Logistik und Projekt- und Heavy­lift-Schifffahrt.