Keiner weiß, was zwischen unserem Redaktionsschluss und dem Tag, an dem dieses Heft in Ihren Händen liegt, noch alles passiert[ds_preview] sein wird. Aber klar ist: Die Corona-Pandemie wird uns weiter in Atem gehalten haben.
Die gesamte Gesellschaft steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Angesichts der enormen internationalen Verflechtung trifft das besonders auf die maritime Industrie zu. Alle Beteiligten können bis auf Weiteres nur auf Sicht fahren, sowohl auf See als auch zu Lande. Lang- oder mittelfristige Planungen sind deutlich erschwert. Wichtige Branchenveranstaltungen fallen aus, Meetings werden gestrichen, direkte zwischenmenschliche Aktivität ist auf ein Minimum reduziert. Angesichts der behördlichen Vorgaben alles auch sinnvoll.
Wenn die Corona-Pandemie irgendwann überstanden ist, wird man sehen können: Nach den vergangenen Jahren im Zeichen der ökonomischen Krise muss die maritime Branche erneut schwere Verwerfungen verkraften. Noch ist völlig unklar, wer die nächsten Monaten wie gut übersteht. Lieferketten sind gestört, Produktionen werden gestoppt oder zumindest heruntergefahren, Hafenanläufe eingeschränkt.
In die Bilanzen vieler Unternehmen wird all das einige Löcher reißen. Staatliche Hilfsprogramme sind zwar angekündigt und werden aller Wahrscheinlichkeit nach auch kommen und dem Einen oder Anderen helfen. Existenzbedrohende Schwierigkeiten wird es aber wohl dennoch geben.
Vielleicht ist das ja ein Anstoß, erneut über Kooperationen in der Branche nachzudenken – oder zumindest über eine stärkere Koordination, etwa im Hafengeschäft oder bei der Flottenauslastung jenseits der großen Linienallianzen.
Kleine Unternehmen sind schon in der letzten Krise in großer Zahl schlicht vom Markt verschwunden, die deutsche Reedereibranche kann ein Lied davon singen. Eine Zusammenarbeit war mitunter durchaus gewollt, scheiterte aber unter anderem auch an behördlichen Vorgaben. Man denke etwa an die – letztlich gescheiterten, weil untersagten – Versuche, deutsche Flottengenossenschaften zu gründen.
Ein weiterer Punkt, der nicht vergessen werden sollte: »Home Office« geht nicht immer und überall. Deshalb an dieser Stelle noch einmal ein ausdrücklicher Dank an all diejenigen, die unsere Branche am Laufen halten, nicht zuletzt die vielen Hafenarbeiter und Seeleute, die durch Arbeits- und Aufenthaltsbeschränkungen sowie bei der ersehnten Heimkehr zu ihren Familien von enormen Reisebeschränkungen besonders betroffen sind.
So sicher wie die anstehenden Verwerfungen ist aber wohl auch, dass die Pandemie irgendwann eingedämmt werden wird. In diesem Sinne sei ein in Italien derzeit sehr beliebtes Motto zitiert: Andra tutto bene – Alles wird gut.
Bleiben Sie gesund!
Michael Meyer