Bringt uns Corona eine Zeitenwende auf See?

Auch unser Arbeitsalltag und damit nicht zuletzt das Angebot für Sie sind von der Corona-Krise betroffen. Erfreuliche Nachrichten sind rar geworden, wie ein Blick auf hansa-online.de deutlich macht. Wir werden auch künftig die (mitunter bittere) Realität abbilden (müssen).

Eine[ds_preview] magische Glaskugel hat niemand zur Hand. Einen interessanten, mitunter vernachlässigten Aspekt sollte man aber nicht aus den Augen verlieren: Bewerte man es als Hysterie oder Notwendigkeit – sollten Globalisierungsskeptiker die Oberhand behalten, droht ein Wandel in der nationalen Wirtschaftspolitik, mit Folgen für die Schifffahrt.
Drohende oder vermeintliche Versorgungsengpässe dienen als Begründung dafür, die (Rück-)Verlagerung der Produktion bestimmter Güter ins eigene Land zu fordern. All jene, denen der Markt zu frei und der staatliche Zugriff auf die Industrie zu schwach ist, sehen sich in ihrer Sicht bestärkt.

Selbst in hohen politischen Kreisen findet diese Idee Anhänger. In Europa wäre zwar eher eine »regionale« statt nationale Produktionsoffensive zu erwarten, komplett unrealistisch ist das aber nicht. Weniger globale Arbeitsteilung könnte in der Folge weniger Bedarf an Schifffahrt bedeuten. Wenn der Markt für manche auch kein Monster ist, als »kurzsichtig« gilt er aber schon. In dieser Logik müsse man ihm eine Brille aufsetzen, die dafür sorgt, dass der Staat durch eine aktive Industriepolitik die Bereitstellung »öffentlicher Güter« gewährleistet.

Zuletzt hatte hierzulande das Regierungsmitglied Jens Spahn – zugegeben, als Gesundheitsminister und Finanzpolitiker nicht zwingend ein Experte – angekündigt, dass sich der Welthandel dauerhaft verändern werde. Eine Lehre sei, das »richtige Maß« an Globalisierung »neu zu bestimmen«, um Abhängigkeiten zu verringern.

Solche Diskussionen gab und gibt es immer wieder. Dieses Mal ist jedoch etwas anders: Die Krise betrifft alle Menschen, entsprechend größer ist der politische Handlungsdruck.
Aber, so düster ist die Aussicht vielleicht nicht. Wechsel in der Produktionskultur gibt es immer wieder. Zuletzt, weil China eben nicht mehr so billig ist und sich manchmal eine »nähere Produktion« doch lohnt. Selbst neue Werkbänke wie Vietnam stoßen irgendwann an Grenzen. Wenn man sich nicht mehr nur auf einen Lieferanten verlässt, um in Krisenzeiten gegen ein Ausfallrisiko gewappnet zu sein, entstehen zudem weitere Märkte und damit Transportbedarf.

Außerdem: Wenn eines ziemlich sicher ist, dann, dass wir riesige staatliche Konjunkturprogramme sehen werden. Das sorgt für Auftrieb, nicht zuletzt für mehr Nachfrage nach Schiffsraum.

Im Übrigen: Die Zeiten wirtschaftlich autarker Nationen sind vorbei, sie kommen auch nicht zurück. Man mag darüber streiten, ob die heutigen Marktverhältnisse für die Versorgungssicherheit taugen oder nicht – die Schifffahrt stellt jedenfalls seit Jahrzehnten ihre Wandlungsfähigkeit unter Beweis. Warum sollte sich das ändern?Bleiben Sie gesund