Die Corona-Krise stellt die gesamte maritime Wirtschaft vor große Herausforderungen.
Im Shipmanagement-Markt gibt es nun auf Initiative von Columbia Shipmanagement eine in dieser Form außergewöhnliche Solidaritätsbewegung.
Mark O’Neill, CEO des deutsch-zypriotischen Unternehmens Columbia Shipmanagement (CSM), erläutert im Gespräch mit der HANSA die Initiative: »Es ist[ds_preview] nicht die Zeit für Konkurrenz, es ist die Zeit für Kooperation.«
Das Besondere an dem Vorgehen: Es gibt keine Verträge, es werden keine Rechnungen gestellt, jegliche Bürokratie soll vermieden werden, um die Effizienz der Zusammenarbeit nicht zu gefährden.
Schulte und Döhle dabei
Für die Initiative konnte Columbia namhafte Wettbewerber gewinnen: Die deutschen Konkurrenten Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) und Peter Döhle sowie die Synergy Group aus Singapur sind dabei. »Ian Beveridge, Jochen Döhle und Rajesh Unni haben sofort zugesagt«, berichtet O’Neill von seinen Telefonaten.
Man habe sich schnell auf einige Aspekte geeinigt, bei denen man sich gegenseitig unterstützen kann, wenn es aufgrund der Corona-Krise und den damit zusammenhängenden Einschränkungen im Betrieb zu Problemen kommt.
»Wir erleben gerade eine unnormale Zeit«, sagt er. Regelmäßig tauschen sich die Operations-Manager aus. Kann ein Shipmanager beispielsweise einen Superintendent oder einen Ingenieur nicht an Bord eines Schiffes schicken, weil es keine Reisemöglichkeit in die betreffende Region gibt, helfen die anderen aus.
Ein anderer Bereich, in dem kooperiert wird, ist das Crewing. Dabei geht es um Personal für eventuell anstehende Sea Trials oder Werftaufenthalte. Zudem tauschen sich die Beteiligten über die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie aus. Zu den Fragestellungen gehört etwa: »Wie geht ihr mit Gesundheitsfragen für eure Seeleute um? Was sind mögliche Vorsichtsmaßnahmen, und wie reagiert ihr im Fall von Infektionen?«
»Ich hoffe, das etwas bleibt«
Ein Ausbau der Kooperation ist vorerst nicht vorgesehen. »Wir wollen es handelbar halten«, begründet O’Neill. Gleichzeitig hofft er, dass es ein Startschuss für eine »neue Zeit« ist. Wer wisse schon, wie sich die jetzt aufgebauten Beziehungen entwickeln könnten? »Ich hoffe, dass etwas hängen bleibt. Wenn ich mich an die Folgen der großen Krise ab 2008 erinnere: Wenn wir da ein wenig mehr zusammengearbeitet hätten, wäre es möglicherweise nicht zu solchen Verwerfungen gekommen«, sagt der CEO. Er erwarte im Übrigen auch eine gewisse Solidarität von den Zulieferern, etwa bei der Bereitstellung von WiFi-Paketen für die Seeleute.
Columbia selbst musste bereits einige positive Tests auf das Covid-19-Virus registrieren, vor allem bei Besatzungen und Gästen im Segment der Passagierschifffahrt. Insgesamt aber ist O’Neill durchaus zufrieden damit, wie sich der Shipmanager schlägt: »Es läuft besser als erwartet. Das liegt aber auch an einer ausführlichen Planung und Vorbereitung, die wir am Anfang der Krise aufgesetzt haben, als klar wurde, dass es starke Reisebeschränkungen geben wird.«
»Läuft besser als erwartet«
So wurde ein »Business Continuity Plan« aufgesetzt, der sowohl für die Mitarbeiter an Land als auch für das See-Personal gilt. Mit Telefon- und Video-Konferenzen laufe das Geschäft relativ problemlos weiter. Zudem gibt es regelmäßige Video-Manuals und schriftliche Handreichungen an die Mitarbeiter, wie mit der Krise im Berufsalltag umzugehen ist. »Kommunikation ist absolut unerlässlich«, sagt O’Neill.
Alle Abteilungen liefern Informationen – über Restriktionen, Lieferanten, Schwierigkeiten an Bord oder in bestimmten Häfen und Ländern – an eine zentrale Stelle, dort werden sie aufgearbeitet und der Belegschaft zur Verfügung gestellt. Die rund um die Uhr besetzte »Seelsorge«-Hotline ist nun auch für die Land-Mitarbeiter geöffnet.
Dabei geht es dem Management auch bereits um die Zeit, in der die Kollegen wieder zurück an ihre angestammten Arbeitsplätze kommen und der reguläre Betrieb wieder aufgenommen wird. »Es sind ungewöhnliche Zeiten. Wenn wir aber wieder zurück zur Normalität kommen, wird es für uns herausfordernd. Dafür gibt es Trainingsprogramme«, erläutert der CEO.
Michael Meyer