In Emden entsteht auf dem Gelände der Fosen Yard ein gewaltiger Stahlkoloss. Für das norwegische Unternehmen Norway Royal Salmon werden zwei Offshore-Lachsfarmen gebaut. Die Werft hat Kapazitäten frei und ist bereit für weitere Aufträge.

Vor fast genau einem Jahr kam der erste Auftrag. Nahezu zeitgleich erfolgte ein Neustart für die Fosen Yard Emden auf[ds_preview] dem Traditionsgelände. Einst produzierten hier die Nordseewerke Marine- und Containerschiffe mit einer Belegschaft von rund 5.000 Mann. Heute ist hier alles eine Nummer kleiner.

Nach einer wechselvollen Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit soll jetzt Ruhe einkehren. Die norwegische Fosen Yard hat den Werftbetrieb schließlich im vergangenen Jahr unter neuem Namen und in neuen Strukturen wieder an den Markt gebracht und die Weichen für eine bessere Zukunft gestellt.

Auf dem Gelände wird gerade der erste große Auftrag abgearbeitet, es ist ein Gemeinschaftswerk der beiden Fosen-Standorte in Rissa am Trondheimfjord und in Emden. Zwei riesigen Halbschalen werden auf der sogenannten Schwerlastfläche zu einen rund 3.000t schweren Ungetüm zusammengeschweißt. Noch in diesem Jahr sollen die stählernen Rundkäfige der künftigen Lachsfarmen mit einem Durchmesser von jeweils knapp 80 m nach Norwegen geschleppt und dort zu Ende montiert werden.

Parellel erfolgte gerade der Brennstart für ein Schiffskasko. Im Unterauftrag für die Schiffswerft Diedrich wird der Stahlrumpf für eine 53 m lange und 12,2 m breite RoRo-Fähre für die Inselversorgung von Baltrum gebaut. »Mit diesen beiden Aufträgen sind wir für dieses Jahr gut ausgelastet«, sagt Carsten Stellamanns, Co-Geschäftsführer in Emden.

Mit 73 Mitarbeitern gestartet, hat die Fosen Yard bis jetzt gut 20 weitere Mitarbeiter eingestellt. Auch in der Corona-Krise, die seit Mitte März etliche Werften zur Schließung gezwungen hat, wurde in durchgearbeitet, zur Vorsicht getrennt in zwei Schichten. Das aktuelle Projekt ist gigantisch: Die zwei Lachsfarmen sind die ersten, die außerhalb der norwegischen Fjorde im »Offshore«-Gebiet zum Einsatz kommen sollen. Allein dieser Auftrag, gefördert von der norwegischen Regierung, ist rund 30 Mio. € wert, der Löwenanteil von weit mehr als 20 Mio. € entfällt dabei auf Emden.

Alles aus einer Hand

»Der Start ist gelungen«, sagt Stellamanns. Er führt seit dem vergangenen Jahr den Standort in Emden gemeinsam mit Fosen-Chef Anders Straumsheim. Gemeinsam will man eine internationale Schiffbaugruppe aufbauen, die die gesamte Wertschöpfungskette vom Design und Engineering über Stahlbau und Ausrüstung bis hin zur Endlieferung abdeckt. Emden ist dabei für die Norweger eine ideale Ergänzug, denn gerade im Stahlbau war Fosen bislang auf die Zulieferung durch externe Dienstleister angewiesen. Das Portfolio soll künftig noch ausgebaut werden.

Neben Fischfarmen könnten in Emden in den nächsten Jahren auch Fähren, Passagierschiffe oder auch Spezialschiffe entstehen. Das nötige Know How für das Design und Engineering liefert die Muttergesellschaft in Norwegen über die Konstruktionstochter Fosen Design & Solutions.

Bereit für diverse Neubauten

Emden könne künftig, wie schon bei den Lachsfarmen, gemeinsam mit Fosen in Rissa neue Projekte »wuppen« oder aber sich auch allein um Aufträge bemühen. »Dafür sind wir gerüstet«, betont Stellamanns. »Und wir haben die nötigen Kapazitäten frei.« Derzeit gebe es bereits Gespräche mit potentiellen Kunden, spruchreif sei allerdings noch nichts. »In einigen Bereichen, wie bei Passagierschiffen, führt die Coronakrise schon zu Verzögerungen«, räumt der Geschäftsführer ein.

In der langen Geschichte der Nordseewerke sei von Rhein- bis zu Marineschiffen eine breite Palette von Neubauten entstanden. »Standardschiffe werden wir in Emden künftig sicher nicht bauen«, schränkt Stellamanns ein. In diesen Massensegmenten sei man in Europa gegenüber asiatischen Werften nicht mehr wettbewerbsfähig.

Eher richtet sich der Blick auf hochmoderne Spezialschiffe und innovative Technologien wie alternative Antriebssysteme. So stamme der technische Entwurf für die neue Hybrid-Fähre der norwegischen Color Line von Fosen-Ingenieuren. »In diesem Bereich ist durch die gewollte Begrenzung der Emissionen viel Bewegung. Da sehen wir auch für uns gute Chancen.« Nur die Abmessungen der Seeschleuse setzen die Grenzen. »Wir sind für alles offen«, sagt Stellamanns.

Krischan Förster