Der hohe Vorfinanzierungsbedarf für Projekte macht Salvage-Firmen schwer zu schaffen.
Die Höhe von Bergelöhnen sorgt in der Schifffahrt mitunter für Erstaunen, nicht selten sogar für Häme. Dabei zeigt der Rückzug[ds_preview] der niederländisch-amerikanischen Firma Ardent, dass die Bäume in diesem Geschäft keinesfalls in den Himmel wachsen. Zumindest seien Renditeansprüche professioneller Investoren kaum zu erfüllen, ist von Marktinsidern als Reaktion darauf zu hören.
Nur sieben Monate nach Übernahme durch die Private-Equity-Firma Aurelius verabschiedete sich Ardent im Mai überraschend aus dem Markt. Zuvor war bereits das Geschäft für Bergungen und Brandbekämpfung in US-Gewässern an Boskalis/Smit verkauft worden. Wie die Abwicklung der Firma vollzogen und die verbliebenen Vermögenswerte verwertet werden sollen, ist offen. Ardent lehnt jeglichen Kommentar dazu ab. Aurelius reagierte auf mehrere Anfragen der HANSA gar nicht.
Aus dem Jahresbericht des Investors geht hervor, dass Ardent 2019 einen mittleren zweistelligen Millionenverlust einfuhr. Dass die Gründer und früheren Gesellschafter Maersk (Svitzer Salvage) und Crowley Maritime (Titan Salvage) unbedingt aussteigen wollten, verwundert vor diesem Hintergrund nicht. Die als »Management-Buyout« titulierte Übernahme durch Aurelius im September 2019 verschaffte der Firma nur eine Galgenfrist.
Experten halten das Scheitern von Ardent für symptomatisch für den finanziellen Zustand der Branche. Während das Kerngeschäft der Bergungen und Wrackbeseitigungen dank Fortschritten bei der Schiffssicherheit in der Frequenz nachlässt, seien die finanziellen Risiken weiterhin enorm. Für den Ernstfall muss teures Gerät vorgehalten und nach Bedarf noch viel zusätzliches mobilisiert werden.
»Die Kosten können bei 200.000 bis 300.000$ pro Tag liegen, dann sind sie nach einem Monat bei fast 20Mio. $. Das muss man erst mal vorfinanzieren«, beklagt ein erfahrener Manager. Bis der Bergelohn ausgezahlt wird, können zwei bis drei Jahre vergehen. Bei einem Auftrag unter einer »Lloyd’s Open Form« mit Schiedsverfahren in London ist das eher die Regel. »Da fließt für einen beteiligten Investor lange Zeit gar kein Geld.«
Ob noch weitere Player wie Ardent das Handtuch werfen, bleibe abzuwarten. Schon jetzt müsste bei den großen Schiffsversicherern die Alarmglocken läuten. Neue Vergütungsmodelle, die eine schnellere Bezahlung garantieren, müssten her, mahnt der Manager. Denn ohne solide aufgestellte Bergungsfirmen stünden die Risikoträger auf dem Schlauch.
Michael Hollmann