Otto-Schacht-Kühne-Nagel
Otto Schacht (Foto: Kühne + Nagel)
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Die Schifffahrt sieht die EU-Pläne zur Einbindung des Seetransports in den Emissionshandel mehr als kritisch. Grundsätzliche Befürworter eines CO2-Preises gibt es aber in der Branche.

[ds_preview]Das hatte heute die Konferenz Seadevcon in Hamburg gezeigt, die wegen des Coronavirus in kleinerem Rahmen als Teil der Hamburger Klimawoche stattfand. Die Non-Profit-Veranstaltung bringt Industrie- und Klimaschutzinteressen zusammen. Mit auf dem Podium stand unter anderem Otto Schacht, Seefrachtchef von Kühne + Nagel. Er ist überzeugt, dass es einen Preis für CO2 braucht. Für entsprechende Aufschläge brauche es aber auch Transparenz und Aufklärung, dann seien Kunden eher bereit, dafür zu bezahlen.

»Die Schifffahrt verursacht 3 Mio. t an CO2-Emissionen pro Tag. Die Kunden müssen wissen, welche Emissionen der Schiffstransport verursacht, es braucht Aufklärungsarbeit«, so Schacht. Die Kunden stünden selbst unter großen Druck, transparent in Sachen Emissionen und Nachhaltigkeit zu sein.

Kühne + Nagel kläre sie über Alternativen auf, wobei man auch hier LNG nur als Zwischenlösung sehe. Daher führe das Logistikunternehmen Gespräche mit Reedereien wie CMA CGM und Hapag-Lloyd zum Thema Biokraftstoff. Der sei noch sehr teuer, der Transport eines Containers von Schanghai nach Rotterdam könne sich mit Biofuel-Option von 2.000 $ auf 3.000 $ verteuern. Am Ende stünde aber für den Verbraucher ein kaum merkbarer Aufpreis.

»In 30 Jahren wird es keine Bulkschifffahrt mehr geben«

Auf die Forderung der ebenfalls auf dem Podium stehenden Fridays-for-Future-Aktivistin Annika Rittmann, neben einer CO2-Bepreisung auch das Volumen der Transporte weltweit zu senken, antwortete Schacht mit Zustimmung, differenzierte aber nach Transportgütern.

Von 1 Mrd. t an CO2-Emissionen, die die Schifffahrt global jedes Jahr verursacht, stammen Schacht zufolge 200 Mio. t aus der Containerschifffahrt, jedoch rund 600 Mio. t aus der Bulkschifffahrt. Angesichts des Klimawandels und der nötigen Abkehr von Öl und Kohle zur Energiegewinnung erklärte er: »In 30 Jahren wird es keine Bulkschifffahrt mehr geben. Das sage ich allen, die heute solche Schiffe betreiben.«

Ansonsten müsse man schauen, was weniger transportiert werde. In einer globalisierten Welt müsse man darauf achten, nicht Menschen daran zu hindern, ihre Lebensstandards zu heben. Richtig sei aber: »Die Transportkosten sind viel zu niedrig. Wenn die Frachtrate pro Container um 1.000 $ höher läge, würde der Endkonsument das nicht merken. Die Schifffahrt würde einen CO2-Preis wenig spüren, das zahlt der Endkonsument.« 25 $ pro Tonne halte er für zu wenig, »selbst 100 $ würden wir als Konsumenten nicht merken.«

Mehr zur Seadevcon und den Inhalten der Diskussionen auf dem Podium lesen Sie im nächsten HANSA-Magazin im November.