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Nach anfänglichen Störungen hat die Covid-19-Pandemie auch positive Nachfrageeffekte für Jack-Ups, Crew-Transfer- und Service-Operation-Schiffe. Dive Support Vessels müssen hingegen kämpfen, auch sonst trüben Überkapazitäten den Ausblick in den Segmenten. Die HANSA veröffentlicht in Kooperation mit Global Renewables Shipbrokers (GRS) einen Report mit den wichtigsten neuen Entwicklungen

DIVE SUPPORT VESSEL/DP2 (DSV)

Rahmenverträge für DSVs im Bereich Offshore-Wind wurden für viele Projekte ohne Mindestvolumen[ds_preview] pro Zeitraum abgeschlossen, deshalb dürften DSV-Reeder mit den Resultaten aus dem 2. Quartal eher unzufrieden sein, denn dieses war von Charterabbrüchen bzw. -verschiebungen geprägt.

Spot-Chartern wurden 2020 in diesem Schiffs-Segment ebenfalls nur sporadisch abgeschlossen und es bleibt abzuwarten, ob fällige Wartungsarbeiten noch in diesem Jahr durchgeführt werden oder in die Saison 2021 verschoben werden.

Insgesamt ist zu beobachten, dass auf dem Secondhand-DSV-Markt viele Schiffe zu historisch niedrigen Preisen zum Verkauf angeboten werden, jedoch in diesem Jahr bisher kaum nennenswerte Transaktionen abgeschlossen worden sind. Ebenso zum Verkauf steht einiges an Tauch-Equipment inklusive Tauchrobotern. Für das DSV-Segment sind Zwangsverkäufe in naher Zukunft nicht auszuschließen.

Unsere Erwartung ist, dass die Raten ab dem 4. Quartal nochmals nachlassen werden und die Reeder vor die Entscheidung gestellt werden, mit viel Konkurrenz um kurze Chartern zu niedrigen Tagesraten zu kämpfen oder die Schiffe aufzulegen.

SERVICE OPERATION VESSEL / WALK-2-WORK TONNAGE

Nach einem vielversprechendem Frühling 2020 mit einer großen Stückzahl verfügbarer W2W-Schiffe aber auch vielen offenen Ausschreibungen, hatte der Ausbruch der Covid-19 Pandemie auch auf den W2W-Markt einen erheblichen Einfluss. Seit März 2020 wurden viele Projekte verschoben oder sogar ganz abgesagt, wobei die Gründe auf Seiten der Charterer vielfältig waren. Die erste Herausforderung war es, den Alltag an Bord den neuen Hygienkonzepten anzupassen. Hierzu hatten die meisten Eigner schnell eine Lösung ausgearbeitet. Das Problem des Crew-Wechsels gerade von internationalen Mitarbeitern gestaltete sich allerdings zunehmend schwer, da die Reisefreiheit in den meisten Ländern massiv eingeschränkt war. Viele Crews verblieben somit an Bord oder es kam keine neue Besatzung auf die Schiffe.

Die Hygienekonzepte haben dazu geführt, dass viele Charterer vermehrt Einzelkabinen verlangen und somit Schiffe mit hohen Kabinenanzahlen besonders gefragt sind.

Insgesamt wurde über wenige Monate im Juni und Juli die Mehrheit der Schiffe, die speziell für den W2W-Einsatz gebaut oder umgerüstet sind, verchartert – so denn eine »Workability« von einer Wellenhöhe von 2,5m Hs oder mehr zugesagt werden kann.

Es zeichnet sich allerdings bereits eine Schwemme an angebotenen Schiffen ab Ende September an, wenn die meisten Zeitcharterverträge des Sommers auslaufen. Die Hoffnung der Eigner ruht auf der nächsten Saison, in der einige Projekte nachgeholt werden müssen, was dazu führen könnte, dass die Charterraten sich wieder erholen.

JACK-UP TONNAGE

Nach Covid-19-bedingten Projektverzögerungen im 2. Quartal des Jahres sah es zunächst weltweit nach einem schlechten Jahr für Jack-Ups aller Generationen aus. Viele der betroffenen Projekte wurden jedoch ab dem 3. Quartal fortgeführt, was besonders im Bereich der Installations-Jack-Ups zu einer guten Auslastung geführt hat. Außerdem entstand durch die Projektverzögerungen ein Nachholbedarf und somit auch Schiffsbedarf. Die Raten sind allerdings bedingt durch weiterhin bestehende Überkapazitäten allenfalls moderat und kurzfristig angestiegen.

Aufgrund des Kranschadens auf dem Kranschiff »Orion« kam es dazu, dass Seajacks deren Flaggschiff »Scylla« kurzfristig für die Fundamentinstallation auf dem britischen Projekt »Moray East« zu einer Rekord-Tagesrate verchartern konnte, von der angenommen wird, dass sie über 200.000€ liegen könnte.

Erwähnenswert ist außerdem, dass die weltweit wachsende Pipeline an Offshore-Wind-Projekten einen steigenden Bedarf an Installations-Schiffen mit sich bringt.

Das Konzept eines Jack-Ups ist jedoch auf vielen Projekten für die Fundamentinstallation mittlerweile zur zweiten Wahl geworden und wurde durch schwimmende Heavy-Lift-Schiffe ersetzt. Auch für die Installation von Offshore-Turbinen gibt es vielversprechende Konzepte zu deren Installation von schwimmenden Schiffen aus, welche den Jack-Up-Markt langfristig unter Druck setzen dürften. Welche Rolle Jack-Ups langfristig in Offshore-Windparks mit schwimmenden Fundamenten spielen werden, ist fraglich.

Für die Zeit von Oktober 2020 bis März 2021 gehen wir durch die auslaufenden Installations-Saison weltweit davon aus, dass die Jack-Up-Raten nachlassen werden.

CREW TRANSFER VESSEL (CTV)

Das Jahr begann erwartungsgemäß ruhig. Einige Charterer sicherten sich frühzeitig die benötigte Tonnage zu vergleichsweise niedrigen Charterraten. Im März kam dann doch alles anders: Mit der Ausbreitung des Coronavirus in Europa und nach einem kurzen Stillstand, wurde schnell deutlich dass die Offshore-Arbeiten fortgesetzt werden müssen und zusätzliche CTVs benötigt werden, um den Abstand der Techniker an Bord der Schiffe zu gewährleisten. Standardmäßige 12 Pax CTVs durften fortan häufig nur noch 4-8 Passagier e transportieren, so dass zunächst die Nachfrage nach 24 Pax CTVs in die Höhe schoss.

Bereits kurze Zeit später konnte diese Nachfrage häufig nicht mehr bedient werden, alle 24 Pax CTVs waren bereits verchartert oder gingen ohne Unterbrechung in ein nächstes Projekt über, so dass ab etwa Mai 2020 zudem auch die Zahl der verfügbaren 12 Pax CTVs deutlich gesunken ist und die Charterraten entsprechend stiegen. Im Juni und Juli 2020 gab es dann kaum noch verfügbare CTVs, insbesondere nicht solche die auch die nötigen Zertifikate besitzen um in deutschen Gewässern zu arbeiten. Seit August hat sich die Lage dann wieder etwas entspannt: Die Arbeiten im Sommer sind insgesamt meist gut vorangekommen, sodass einige Projekte/Charterlaufzeiten nicht mehr verlängert werden mussten und wieder mehr CTVs am Markt verfügbar waren.

Unter Berücksichtigung der geltenden Abstandsregeln und so lange es keinen Impfschutz gegen das Virus gibt, ist zu erwarten dass insbesondere die Nachfrage nach CTVs mit vielen Sitzplätzen groß bleibt.