Walther Herwig, Auftrag
Muss länger im Dienst bleiben: die »Walther Herwig III« (© Eckardt)
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Eigentlich war schon alles in trockenen Tüchern. Doch jetzt wird der Neubau eines Fischereiforschungsschiffes, eigentlich an Damen vergeben, neu ausgeschrieben. 

Der 85 Mio. € teure Auftrag [ds_preview]für eine neue »Walther Herwig« war bereits 2017 an Damen vergeben worden. Die niederländische Werftengruppe konnte sich seinerzeit mit dem Entwurf eines 85 m langen und 17 m breiten Schiffes mit Platz für bis zu 26 Crewmitglieder und die gleiche Anzahl an Wissenschaftlern durchsetzen. Doch dann gab es in der Detailplanung zwischen Werft und dem Bundeslandwirtschaftsministerium als Auftraggeber offenbar Zwist und am Ende keine Einigung.

Somit wird der Auftrag jetzt kassiert und soll erneut ausgeschrieben werden. Folge: Mit der Ablieferung des Nachfolgeschiffes ist – statt ursprünglich 2020 – nicht vor 2025/2026 zu rechnen. Wie eine Sprecherin im Bundeslandwirtschaftsministerium auf HANSA-Nachfrage erklärte, werden derzeit die Bauvorschrift und die Ausschreibungsunterlagen überarbeitet.

Im vierten Quartal soll dann die neue Ausschreibung starten. Das Anforderungsprofil an das Schiff bleibt demnach im Grundsatz bestehen, allerdings würden technisch notwendige Anpassungen vorgenommen, heißt es. Zu den Details machte die Ministeriumssprecherin keine Angaben.

Zur geforderten technischen Ausrüstung zählen unter anderem zwei große Seitenhangars, diverse Nass- und Trockenlabore sowie Stellplätze für Labor- und Transportcontainer, dazu Winden, Arbeitskrane und Aussetzvorrichtungen. Ein etwa 300 m² großes Fischerei- und Arbeitsdeck war ebenfalls geplant. Der Neubau sollte zudem über ein DP2-System zur dynamischen Positionierung verfügen und eine hoch moderne hydroakustische Ausstattung zur nicht-invasiven Erfassung von Fischen und anderen Meeresorganismen erhalten.

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© Skipsteknisk

Als Antrieb war ein dieselelektrischer Antrieb in Kombination mit einem SCR-Katalysator und einem Partikelfilter vorgesehen. Während der Hafenliegezeiten am Thünen-Institut in Bremerhaven sollte ein Landstromanschluss die Energie für den Schiffsbetrieb liefern. Das Design stammte von der norwegischen Skipsteknisk A/S.

Auch wenn der Unterhaltungsaufwand an der inzwischen 28 Jahre alten, von der Hegemann-Gruppe in Wolgast und Berne gebauten und in Bremerhaven beheimateten »Walther Herwig III« (63,15 m) beachtlich ist, bleibt das betagte Fischereiforschungsschiff nun länger als gedacht im Einsatz. Zuletzt waren umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Antriebsanlage, aber auch an verschleißanfälligen Gerätschaften wie Winden, Generatoren oder der Automationsanlage vorgenommen worden.

Aktuell liegt das Schiff noch immer in der Neuen Jadewerft in Wilhelmshaven für Wartungsarbeiten – das schon seit Februar dieses Jahres. Durch die Corona-Pandemie hatte sich unter anderem die Lieferung von Ersatzteilen nochmals verlängert. (eck)